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SCHWEINFURT: Das Gummibärchen aus dem Dummy holen

SCHWEINFURT

Das Gummibärchen aus dem Dummy holen

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    Das Riesenprogramm des Tages nur abzudrucken, würde schon den Platz dieses Artikels füllen. Deshalb mussten wir uns auf einige Schwerpunkte und Publikums-Magnete beschränken, wobei eigentlich meist alle Vorführungen, Kurzvorträge, Auskunft gebende Ärztinnen und Ärzte von Menschentrauben umringt waren. Während sich die Erwachsenen sorgfältig informierten, war es für die Kinder – die Patienten von morgen – noch ein Spaß: Etwa bei der lehrreich gestalteten Leo-Rallye der Klinik für Kinder und Jugendliche oder beim Schminken und Bierkasten-Klettern in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

    Zu einer Kombination von Spaß und Ernst lädt Fachärztin Katrin Körner von der Chirurgie I die Besucher ein: Mit einer Fasszange sollen sie Gummibärchen aus dem Bauchraum eines Dummys holen: Eine anschauliche Demonstration der sogenannten Schlüsselloch-Operation, die gegenüber einer herkömmlichen durch Bauchschnitt in vielen Fällen für den Patienten mehrere Vorteile hat.

    In der Leo-Apotheke müssen nicht nur alle Medikamente bereitgehalten werden, sondern hier werden auch Patienten-individuelle Zytostatika oder Minimalmengen für Kinder in einem sterilen Raum unter einer sogenannten Air-Flow-Box hergestellt.

    Im Brustzentrum begrüßt Dr. Stefanie Sperlich-Körner im Zimmer der ambulanten Brustsprechstunde (Montag und Donnerstag ab 13 Uhr). Hier findet die erste Beratung statt, auch die Biopsie (Gewebeprobe) eines verdächtigen Knotens, deren Ergebnis schon nach einigen Tagen feststeht. Auch der so genannte Wächter-Lymphknoten wird hier entnommen: Er ist als erster aller Lymphknoten von einer Metastasierung betroffen und somit für Diagnostik und Therapie von entscheidender Bedeutung.

    3400 Katheter-Eingriffe pro Jahr

    Schon am Morgen ist Pfleger Karl-Stephan Kusche im stets gut besuchten Herzkatheter-Labor der Medizinischen Klinik I gefordert: Er zeigt die Einbringung und Funktion von Stents (Gefäßstützen), und er berichtet von den verschiedenen Katheter-Interventionen. Hier spielt die Aufdehnung von eingeengten und verschlossenen Herzkranzgefäßen mit über 850 Eingriffen pro Jahr eine herausragende Rolle. Auch in den übrigen Gefäßregionen (Arme, Beine, Nieren, Halsschlagadern) werden durch diese Therapie Komplikationen wie Schlaganfall oder Amputation verhindert. Insgesamt werden pro Jahr für Diagnose und Therapie etwa 3400 Katheter-Eingriffe vorgenommen.

    Auch Urologe Dr. Demetrios Demetriou erläutert moderne Medizin- und Operationstechnik: Den „unblutigen“ Nieren- und Harnstein-Zertrümmerer (mit Stoßwellen), und er nennt Beispiele aus der am Leo etablierten rekonstruktiven Urologie, etwa den Blasenersatz nach einem Tumor unter Verwendung von Dünn- und Dickdarm. Prof. Hans Sprenger führt persönlich durch das Labor, das jährlich etwa drei Millionen Analysen durchführt. In Notfällen (Herzinfarkt-Diagnostik, Bereitstellung von Blutkonserven) können wichtige Parameter innerhalb von wenigen Minuten gemessen werden.

    Auch der OP-Bereich mit seinen zwölf Sälen ist an diesem Sonntag geöffnet: Pfleger Markus Redelberger erläutert die intra- und postoperative Blutaufbereitung, bei der das während oder nach der OP (Wunddrainagen) verlorengegangene Blut mittels einer „Blutwaschmaschine“ gereinigt wird, um es dann dem Patienten wieder zuzuführen.

    Anästhesist Dr. Alexander Hoffmann-Wolz zeigt die modernen Narkosegeräte, die mit den neuesten Narkosegasen arbeiten (schnellere Aufwachzeit). Das Gerät misst auch die jeweilige Gasmenge beim Ein- und Ausatmen: Die ausgeatmete Menge zeigt die Gaskonzentration im Blut an, sie ist zugleich die Wirkkonzentration im Gehirn. Die hochkomplexen Geräte durchlaufen einen täglichen Test, regelmäßige TÜV-Kontrollen, und sie werden von einem speziellen Techniker im Haus betreut.

    Rechnergestützte OPs

    Dr. Jürgen Pawletta (Chirurgie II) erläutert das rechnergestützte Operieren (die sogenannte röntgenfreie Navigation), das eine optimale Implantation etwa eines künstlichen Kniegelenks gewährleistet. Auch Dr. Andreas Hoch (Neurochirurgische Klinik) schätzt die Unterstützung modernster Medizintechnik: Die Neuronavigation zur millimetergenauen Lokalisation im Gehirn und das Neuromonitoring, das bei der Operation frühzeitig drohende Funktionsstörungen präzise anzeigen kann.

    Das neue Leo-Darmzentrum haben wir kürzlich wiederholt vorgestellt, seine Kooperation zeigen ein Infostand des Schweinfurter Ambulanz-Zentrums (Drs. von Hirschhausen, Müller und Appelt) und ein weiterer Stand, an dem Dr. Susanne Röder für die von ihr geleitete Palliativstation am Krankenhaus St. Josef spricht. Im sechsten Stock nehmen die Besucher die neuen Stationen der Kinderklinik in Augenschein, informieren sich über die umfassende Geburtshilfe am Perinatalzentrum Schweinfurt-Mainfranken und bewundern die komplett modernisierte und komfortable Mutter-Kind-Station.

    Großer Andrang auch in der Piazza Leopoldina und im Patientengarten, wo sich die Besucher mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen lassen. Draußen spielt ein samtiges Saxofon Musette-Walzer aus Paris. Man lässt sich's gut gehen – man darf das Leo ja gleich wieder verlassen. Aber die Besucher haben gesehen, dass sie auch im Ernstfall hier in guten Händen sind. Bleibt zu hoffen, dass – vor allem die Politik – auch künftig eine adäquate personelle Ausstattung für all diese Hochleistungs-Medizintechnik ermöglicht.

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