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GEROLZHOFEN: Das Handy als Helfer in der Prüfungsnot

GEROLZHOFEN

Das Handy als Helfer in der Prüfungsnot

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    Digitales und analoges Spicken: Der Möglichkeiten dazu gibt es viele, doch ein striktes Handy-Verbot während Prüfungen ist ein starkes Gegenmittel. Zwei Probleme bleiben: das Zweithandy auf der Toilette und das Abschreiben aus unbenannten Quellen bei Facharbeiten.
    Digitales und analoges Spicken: Der Möglichkeiten dazu gibt es viele, doch ein striktes Handy-Verbot während Prüfungen ist ein starkes Gegenmittel. Zwei Probleme bleiben: das Zweithandy auf der Toilette und das Abschreiben aus unbenannten Quellen bei Facharbeiten. Foto: Montage: Renate Allwicher

    Das Internet weiß alles, heißt es immer. Warum nicht auch die Lösungen für knifflige Fragen bei Schulaufgaben oder sogar Abschlussprüfungen für Mittlere Reife oder Abitur? Praktisch für so manchen Schüler: Suchmaschinen wie Google liefern auch über Smartphones unauffällig und nach nur wenigen Klicks viele Antworten. Ganz Clevere erstellen sich auch Audiodateien mit Lösungen, die zwischen Musikstücke eingestreut sind und sich während der Prüfung über einen drahtlosen Ohrstöpsel abhören lassen.

    Unterschleif im Jahr 2013 geht über den normalen Spickzettel hinaus. Ein Gymnasium in Nordrhein-Westfalen setzt bei den Abi-Prüfungen sogar einen Frequenzdetektor ein, um den sogenannten digitalen Unterschleif zu verhindern. An den Schulen in Gerolzhofen scheint die mediale Schummelei indes noch nicht so weit gediehen.

    „Digitaler Unterschleif setzt voraus, dass Schüler ans Netz kommen und mit jemandem kommunizieren“, sagt Joachim Müller, Leiter des Gymnasiums Gerolzhofen. Während der Prüfungen aber ist das Handy verboten. Das gilt besonders für das nun beginnende Abitur, für das die Prüfungen nicht in Gerolzhofen, sondern in Gaibach abgenommen werden. Als Gaibacher Kollegstufenbetreuer und Oberstufenkoordinator vor seiner Zeit in Gerolzhofen kann Müller hier mitreden.

    Besonders vor einer Abiturprüfung weisen Lehrer die Schüler klar drauf hin, dass das Handy nicht erlaubt ist. Das heißt, es darf nicht einmal im Prüfungsraum sein. Eingesammelte Handys stehen unter Daueraufsicht. Unmittelbar vor Beginn der Prüfung kommt noch einmal die Frage, ob das Handy weit weg ist. Müller unterstellt den Schülern hier nicht einmal böse Absicht. „Sie sind es einfach gewohnt, das Handy immer dabei zu haben und manche nutzen es auch als Zeitmesser.“ Im Abi geht selbst das nicht.

    Eine Schwachstelle ist natürlich der Toilettengang. Obwohl Schüler beim Abi auch außerhalb des Prüfungsraums beaufsichtigt sind, geht das natürlich nicht bis zur Toilette selbst.

    „Zu sagen, Unterschleif wäre bei uns nicht möglich, wäre vermessen.“

    Joachim Müller, Leiter des Gymnasiums Gerolzhofen

    Aber der Studiendirektor hat bisher noch keine Kenntnis von gravierenden Verstößen gegen die Bestimmungen. Bei allem Druck, vielleicht ist ja auch das Risiko, erwischt zu werden, gerade in einer Abiturprüfung zu schwerwiegend. Denn wie in früheren Zeiten gibt es bei nachgewiesenem Unterschleif die Note sechs auf die Arbeit.

    Schwieriger als bei Prüfungen ist es bei Facharbeiten, das Abschreiben aus ungenannten Quellen zu verhindern oder zu erkennen. „Da muss ein Lehrer schon sehr genau schauen, ob Inhalte einer Arbeit nicht irgendwoher kommen“, verweist Müller auf die heutige Zusatzaufgabe für Lehrer in Form der Internet-Recherche.

    Und der gute alte analoge Spickzettel? Auch den gibt es noch. Einmal ist Joachim Müller einer während einer Prüfung direkt vor die Füße gefallen. Pech für den Schüler. Aber: „Es gibt Lehrer, die raten ihren Schülern sogar, sich Spickzettel zu schreiben.“ Den sollten sie allerdings nicht in der Prüfung verwenden, sondern einen Tag vor dem Test wegwerfen.

    Aus der Sicht mancher Pädagogen hat der Spickzettel nämlich den Vorteil, dass sich ein Schüler bei dessen Anfertigung noch einmal intensiv mit einem Stoff befasst und versucht, die Inhalte auf engstem Raum zusammenzufassen.

    Müller generell zum Thema Unterschleif: „Es kann schon sein, dass jemand auf einen Trick kommt, der noch nicht bekannt ist. Zu sagen, Unterschleif wäre bei uns nicht möglich, wäre vermessen.“

    „Noch kein einziger Fall von digitalem Unterschleif“ ist Rektor Harald Pitter von der Realschule Gerolzhofen untergekommen. Auf dem Gelände der Ludwig-Derleth-Realschule herrscht ein generelles Handy-Verbot. Das wird relativ stark kontrolliert. Bei Prüfungen müssen die Handys abgeschaltet abgelegt sein. Auch das wird kontrolliert.

    Ausgeschaltet abgeben müssen auch die Mittelschüler in Gerolzhofen ihre Handys vor den gegenwärtig laufenden Prüfungen. Wenn trotzdem jemand mit Handy erwischt wird, wird das wie ein Spickzettel gewertet, erklärt Konrektor Horst Fröhling. Bisher gab es noch keine Schwierigkeiten mit dieser Regelung. Eine Schwachstelle bleibt auch an der Mittelschule der Gang zur Toilette. Der Spickzettel aus Papier und das aufgeschlagene Heft unter der Schulbank sind als unerlaubte Hilfsmittel im Wesentlichen out, berichtet Fröhling.

    Seine Einschätzung der Lage an der Spick-Front ist gleichzeitig ein Bekenntnis: „Wir waren früher kreativer, wenn es ums Spicken ging.“

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