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KÜTZBERG: Das Haus ohne Heizung

KÜTZBERG

Das Haus ohne Heizung

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    Rainer Walter-Helk vor der Nord-Seite seines Passivhauses. In dem Familienhaus herrschen angenehme Temperaturen – ob im Sommer oder im Winter. Und das ganz ohne Heiz- oder Klimatisierungssystem.
    Rainer Walter-Helk vor der Nord-Seite seines Passivhauses. In dem Familienhaus herrschen angenehme Temperaturen – ob im Sommer oder im Winter. Und das ganz ohne Heiz- oder Klimatisierungssystem. Foto: FOTO Ursula Lux

    Wenn man auf das Haus zugeht, fallen vor allem die dicken Wände und die kleinen Fenster auf, ganz wie in alten Burgen und Schlössern. „Unsere Heizung ist die Sonne“, erklärt Rainer Walter-Helk. Was bedeutet: Im Norden hat das Haus nur ganz kleine Fenster. Dahinter liegen die Räume, die wenig Licht benötigen: die Toilette, das Bad und das Schlafzimmer. Im Süden dagegen gibt es große Fensterwände, insgesamt 52 Quadratmeter Glasfläche hat das Eigenheim. So kann viel Sonne in Wohnräume und Kinderzimmer fallen. Die Fenster sind dreifach verglast. Zwischen den Scheiben befindet sich ein Edelgasgemisch, das eine noch geringere Wärmeleitfähigkeit als Luft hat. Öffnen muss man die Fenster nicht, das Haus verfügt über eine Belüftungsanlage. Über die können im Notfall, das heißt wenn im Winter tagelang keine Sonne scheinen sollte, die Räume auch geheizt werden. Ein Elektroheizstab dient als Noterwärmung, gebraucht wurde er allerdings noch nicht, auch nicht in den kalten Wintertagen 2007.

    Schöner Nebeneffekt

    Die Mauern im Haus der Familie Walter-Helk sind eine „Kunst für sich“. Von innen nach außen bestehen sie aus 2,5 Zentimeter dickem Gipskarton, dann kommt ein Luftraum von 2,7 Zentimetern, dann das eigentliche „Haus“: Eine Holzrahmenwand, die mit zwölf Zentimetern Zellulose gedämmt ist, es folgen Holzfaserplatten und -Doppel-T-Träger, die nochmals mit 36 Zentimetern Zellulose gedämmt sind. Den Abschluss bilden Weichfaserplatten, die verputzt werden. Das Haus sei so gut gedämmt, erzählt Rainer Walter-Helk, dass in kalten Wintertagen, wenn es draußen minus sechs Grad hat und innen vielleicht 23, die Nordwand außen vereist sei. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt der Dämmung: Das Haus ist fast schalldicht.

    Ähnlich gut gedämmt sind die Wohnräume im Südteil, der nicht unterkellert ist. Unter der Bodenplatte zum Erdreich hin dämmen 25 Zentimeter Schaumglasschotter, ge-schäumtes Recyclingglas; zwischen Bodenplatte und Estrich nochmals 20 Zentimeter Styropor. Für Rainer Walter-Helk eine Notlösung. Er verwendet Styropor dort, wo andre Materialien unverhältnismäßig teurer kämen. Aber, sagt er: „Styropor ist in der Herstellung energieintensiv und wird aus Erdöl gewonnen.“

    Der Hausbau der Familie ist gut durchdacht. Ökologie, Umweltschutz und Energiesparmaßnahmen standen ganz oben bei der Planung. Natürlich kostet das alles auch etwas mehr, doch es lohnt sich, sagt Rainer Walter-Helk. „Wir haben jetzt quasi schon die Energiekosten der nächsten 20 Jahre mitbezahlt, aber das zu einem festen Preis.„ Angesichts der explodierenden Rohölpreise auf dem Weltmarkt dürfte er damit ein „Schnäppchen“ gemacht haben.

    Strom vom Dach

    Die Kosten für sein Haus blieben weitgehend konstant, erläutert der Bauherr, gibt aber zu, dass das Gebäude extrem stromabhängig ist. 6700 Kilowatt-Stunden Strom werden für die 220 Quadratmeter Wohnfläche im Jahr benötigt. Allerdings hat Walter-Helk auch hier vorgesorgt. Mit seiner Fotovoltaikanlage auf dem Dach produziert er 8000 Kilowatt-Stunden pro Jahr. Wegen der günstigen Vergütung werden die im Augenblick noch ins öffentliche Netz eingespeist, später kann er den Bedarf seines Hauses selbst decken. Außerdem ist Walter-Helk zuversichtlich. Er vertraut darauf, dass die Entwicklung in den nächsten 15 Jahren so weit sein wird, dass er die gewonnene Energie auch speichern kann.

    „Ich möchte mein Haus tatsächlich auch als Altersvorsorge nutzen“, erklärt der Familienvater, „so bin ich mir wenigstens sicher, dass ich nicht als Rentner von den Energiekosten aufgefressen werde.“ Keine Frage, dass auch das Wasser im Haus von der Sonne geheizt wird, auch die Solarzellen haben auf dem Süddach noch ein Plätzchen gefunden.

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