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GEROLZHOFEN: Das Hotel aus der Aldi-Tüte

GEROLZHOFEN

Das Hotel aus der Aldi-Tüte

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    Das Alte Zollhaus: Über rund 70 Betten sowie ein Restaurant mit 70 Plätzen verfügt der Hotelbetrieb in der Rügshöfer Straße.
    Das Alte Zollhaus: Über rund 70 Betten sowie ein Restaurant mit 70 Plätzen verfügt der Hotelbetrieb in der Rügshöfer Straße. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Mit einem Hotel- und Restaurantbetrieb in dieser Größenordnung in Gerolzhofen über die Runden zu kommen, ist nicht einfach und „schon schwierig“, räumen Cordula Sturm und ihr Lebensgefährte Theo Wehner ein. Doch die Inhaber vom „Alten Zollhaus“ wollen nicht jammern. Im Gegenteil: Sie sind schon etwas stolz darauf, nun bereits über zehn Jahre hier durchgehalten zu haben. Nachbarn hätten ihnen kein halbes Jahr gegeben, als sie im Mai 2000 hier aufmachten.

    Cordula Sturm und Theo Wehner unisono: „Wir haben uns durchgekämpft.“ Das sei allerdings nur als Familienbetrieb und mit einem flexiblen Personal möglich gewesen, betonen sie ausdrücklich.

    Vom Fach und vielfältig begabt

    Denn mit Sohn und Juniorchef Dominik Sturm leitet ein erfahrener Küchenchef das Restaurant. Der 38-Jährige erlernte sein Handwerkszeug als Koch vor allem im Steigenberger und anderen renommierten Hotels in Frankfurt am Main und hat auch den Betriebswirt in der Tasche. Seine Lebensgefährtin Heike Hirschi, die mit der gemeinsamen Tochter Angelina die Patchwork-Familie vervollständigt, ist ausgebildete Fachwirtin im Gastgewerbe. Der Seniorchef ist wiederum auch noch der Live-Musiker für alle Fälle und wird dabei von der Chefin mit der Steirischen Harmonika und gesanglich unterstützt.

    Alle zusammen seien sie überhaupt vielfältig begabt und würden überall dort Hand anlegen, wo es geht, bis hin zu den Reparaturen und Renovierungen. Nur wo die Eigenleistung an ihre Grenzen stößt, werden Firmen aus der Region mit der Ausführung der entsprechenden Arbeiten beauftragt. Theo Wehner: „In so einem Haus gibt es innen und auch außen ständig etwas zu tun“.

    Die seinerzeit viel umstrittene Mehrwertsteuersenkung auf Hotelübernachtungen haben die Hoteliers in Gerolzhofen dazu genutzt, um einen großen Teil der Zimmer zu renovieren und damit auch weiterzumachen. Es profitieren also nicht nur die großen Ketten und Konzerne davon, sondern auch und gerade kleinere Häuser wie das in Gerolzhofen. Was vorher ans Finanzamt abgeführt wurde, wird jetzt wieder in den Betrieb gesteckt.

    Die Inhaber und Betreiber des „Alten Zollhaus“ mit dem herrlichen Garten entlang der alten Stadtmauer an der Nördlichen Allee wollen nicht klagen. Andererseits würden sie es sich nach der langen Zeit in der Stadt schon wünschen, gerade was Familien- und Firmenfeiern anbelangt, etwas mehr von der Bevölkerung wahrgenommen zu werden. Zum Beispiel dergestalt, dass zumindest ein Vergleichsangebot eingeholt wird.

    Cordula Sturm: „Wir sind bis zu einer gewissen Kapazität für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Klassentreffen bestens gerüstet und dazu in der Lage im eleganten Ambiente eine entspannte und schöne Feier zu gestalten, die unter dem Strich auch nicht teurer kommt als in anderen Gastbetrieben.“ Und man müsse sich eben um nichts kümmern. Alle die bisher hier waren, seien jedenfalls sehr zufrieden gewesen, ergänzt Theo Wehner.

    Allein der Name Hotel über dem Eingang schrecke aber nicht selten vom Besuch des Restaurants mit seinen 70 Sitzplätzen ab. Schon öfter sei die Frage von unsicheren Gästen gestellt worden: „Können wir bei Ihnen überhaupt rein?“

    Das Hotel mit den rund 70 Betten in insgesamt 40 Zimmern könnte wiederum ohne den Bus-Tourismus und die jährliche Revision im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wohl nur schwer überleben.

    Das Hotel Altes Zollhaus ist vor über die jährlich wiederkehrenden Busbesuche durch den renommierten „Reisering Hamburg“ froh. Dieser kommt schon seit vielen Jahren zur „Fränkischen Weihnacht“. Aber auch zum Herbstfest und bei anderen Gelegenheiten sind die Hamburger in Gerolzhofen zu Gast. Ebenso wichtig sind die Leute, die während der Revision im KKG im Hotel in der Rügshöfer Straße wohnen. Theo Wehner: „Das sind so zwei Fundament-Steine, die man braucht.“

    Ungeachtet dessen, so die Betreiber, seien es im Hotel von November bis März schon fünf harte Monate, die es zu überstehen gilt. Angesichts der nicht gerade begünstigten Gegend, in der Gerolzhofen liege, müsse man eben schauen, zur Auslastung der Zimmer möglichst viele Gäste von auswärts zu bekommen.

    Was die Bustouristen anbelangt, so sei Gerolzhofen in dieser Hinsicht durchaus ein wunderschön zentral gelegener Standort, um von hier aus Ausflüge in die Umgebung wie nach Würzburg, Bamberg, Rothenburg ob der Tauber, Bad Windsheim oder etwa Nürnberg zu unternehmen.

    Der Zufall in Person eines Brauerei-Außendienstmitarbeiters hat die Familie damals übrigens nach Gerolzhofen geführt. Der Pachtvertrag für das zuletzt betriebene Tanzlokal in Bad Homburg war gerade ausgelaufen, da kam eben der Hinweis auf das „Hotel an der Stadtmauer“, wie es damals noch hieß.

    Da es Sohn Dominik schon immer vorschwebte, ein kleines Hotel mit Restaurant zu führen, machte man sich Ende März auf nach Gerolzhofen, um sich das Objekt anzuschauen. Bei der Gelegenheit erfuhren die Interessenten, dass das Hotel zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben ist.

    Schnelles Handeln war gefragt

    Theo Wehner: „Innerhalb von zwei Tagen mussten wir die ja nicht gerade kleine Summe in einer Blitzaktion auftreiben, da der Betrag im Gericht bar bezahlt werden musste. Mit all den Scheinen in einer Aldi-Tüte sind wir dann losgezogen. Aber am 6. April hat uns das Haus gehört.“

    Am 9. Mai konnte schließlich die Eröffnung im „Alten Zollhaus“ gefeiert werden.

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