30 Jahre lang betreute Lothar Schwarz die Greifvogelauffangstation in Schwebheim. Insgesamt 710 Vögel wurden dort gepflegt und seit 1997 auch beringt. Neben den Greifvögeln beringte Schwarz auch einen Schwarzstorch. 2006 kam noch eine Auffangstation für Fledermäuse dazu, in der 344 Tiere aufgenommen wurden.
Neben den Vögeln und Fledermäusen kümmert sich Schwarz schon seit 1988 auch noch um Hautpflügler. Unzählige Beratungsgespräche, Umsetzaktionen für Wespen und Hornissennester und zahlreiche Fortbildungsmaßnahmen hat er schon hinter sich. Dazu kommen Besuche in Schulen und Kindergärten, um dem Nachwuchs die Vielfalt der Tierwelt nahezubringen.
Neue Volieren für die künftige Station
Jetzt aber gab Schwarz aus Zeitgründen die Greifvogelauffangstation in jüngere Hände. Bei Georg Mai in Poppenhausen entstehen seit einem halben Jahr Volieren für die künftige Station. Landrat Florian Töpper, Horst Hanselmann von der unteren Naturschutzbehörde und Amtstierarzt Hermann Stein haben sich kürzlich ein Bild über den Fortschritt der Umzugsarbeiten gemacht.
"Es ist uns wichtig, dass diese Strukturen erhalten bleiben", betonte Töpper. Ehrenamt sei ja gut und schön, aber man müsse als Behörde dafür auch den Rahmen bieten. Und so unterstützt der Landkreis die neue Station mit einer Starthilfe von 5000 Euro, den gleichen Betrag bekam die Einrichtung bereits von der Kreissparkassenstiftung. Im Frühjahr zur offiziellen Einweihung gibt es dann fünf Volieren. Eine braucht der Falkner Mai selbst für seinen Habicht. Zwei große sind für Eulen, Mäusebussarde, Weihen und den Rotmilan vorgesehen und zwei kleinere für Falken, Sperber, Habichte.

Mai hat bereits einige Vögel gepflegt, in einer der Volieren sitzt zurzeit ein flügellahmer Mäusebussard, der aufgepäppelt werden soll. Ob der wohl Schmerzen hat, fragte Töpper, und Stein erklärte, dass Wildtiere ihre Schmerzen nicht zeigen. Um zu sehen, wie es ihnen wirklich geht, brauche man einen Veterinär. Wenn man merke, dass sie Schmerzen haben, dann sei es für die Tiere schon zu spät. Eine erste Enttäuschung hat Mai auch schon erlebt, ein Uhu mit einem offenen Flügelbruch war nicht mehr zu retten und ist verendet.
Bussard wird mit der Pinzette gefüttert
Sein neuester Zugang ist ein junger Bussard. Der Nestling wird von seinem Sohn Georg mit der Pinzette gefüttert. Gestreichelt werden darf das Tier nicht, denn es soll sich nicht zu sehr an die Menschen gewöhnen. Die gesund gepflegten Greifvögel werden wieder ausgewildert. Bevor die Vögel allerdings in die Freiheit entlassen werden, müssen sie wissenschaftlich beringt werden. Jeder Ring wird säuberlich in einem "Ringbuch" notiert. "So lassen sich die Flüge der Tiere später zurückverfolgen", erklärte Schwarz und erinnerte sich an eine Schleiereule, die er einst in Schwebheim ausgewildert hatte und die Jahre später in Nürnberg gefunden wurde. Zehn bis 15 Jahre werden Greifvögel in freier Wildbahn alt, in einer Falknerei bis zu 20 Jahre. Adler allerdings brächten es sogar auf über 50 Jahre, weiß er.
Den kleinen Bussard durfte diesmal der Landrat beringen, Mai hielt den Vogel. Aber es ist gar nicht so einfach, den Ring anzubringen, wenn die Erfahrung fehlt und man Angst hat, dem Tier weh zu tun. Da gelang dem Landrat das Auswildern schon besser. Ein Turmfalke war genug zu Kräften gekommen und so konnte Töpper ihn fliegen lassen, zurück in die Freiheit.
Greifvögeln, die verletzt, verwaist oder sonst irgendwie geschwächt aufgegriffen werden, werden also auch weiterhin in guten Händen sein. Davon konnten sich die Besucher aus dem Landratsamt überzeugen. Mai ist seit 20 Jahren ausgebildeter Falkner und ein Vogelfreund. Er wird diese neue Aufgabe meistern.
