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THEILHEIM: Das Leben ist wie ein großer Garten

THEILHEIM

Das Leben ist wie ein großer Garten

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    Im Garten verbindet Angelika Boldt ihre Liebe zur Natur, zur Kultur – und zu den Menschen.
    Im Garten verbindet Angelika Boldt ihre Liebe zur Natur, zur Kultur – und zu den Menschen. Foto: FOTO Ursula Lux

    „So eine internationale Familiengeschichte weitet den Geist“, denkt sie heute. „In den Sommerferien sind meine Eltern mit mir und meinen drei Brüdern immer mit Sack und Pack in drei Tagen vom Bodensee bis nach Lissabon oder an die Algarve gefahren“, erzählt Angelika Boldt. Und erinnert sich noch genau, wie spannend das war, wenn sich die Landschaft die Sprache, die Menschen und auch die Gerüche veränderten.

    Dann kam die Liebe

    Nach der Schule besuchte Boldt die Sprachenschule in München, wurde Fremdsprachenkorrespondentin. Sieben Jahre arbeitete sie beim Bayerischen Jugendring in der Abteilung für internationalen Jugendaustausch. „Das hat richtig Spaß gemacht.“ In dieser Zeit war sie sogar in Kairo und lernte Arabisch.

    Aber dann kam die Liebe, sie lernte ihren Mann kennen und ging mit ihm nach Berlin. Dort bekam sie eine „großartige zweite Chance“. „Er fragte mich: 'Warum studierst du eigentlich nicht?' Und ich musste plötzlich nachdenken: Was willst du eigentlich?“

    Angelika Boldt suchte und fand die Antwort. Die Kindheit auf der Schwäbischen Alb hatte ihre Liebe zur Natur grundgelegt: „Wir waren eigentlich nur im Freien.“ Kunst und Menschen fand Boldt von Kindesbeinen an ebenso faszinierend. Und so entdeckte sie die Landschaftsarchitektur, die sie in Berlin studierte. In diesem Beruf ist für sie alles vereint. „Ich versuche die Botschaft des Ortes zu erspüren, mich in die Menschen einzufühlen und dann einen Garten zu gestalten, in dem der Mensch sich wohlfühlt.“ Das, so die Landschaftsarchitektin, sei besonders bei Paaren „oft sehr spannend, wenn jeder andere Vorstellungen hat“. Gärten sind für Boldt Orte des Rückzugs: „Hier werde ich ruhig, sehe den Kreislauf des Lebens und kann ganz zu mir kommen.

    Wie sie nach Theilheim kam? Ihr Mann Norbert, ein gebürtiger Schweinfurter, wollte wieder zurück in die fränkische Heimat. Der Architekt, der am Bau des Dommuseums in Würzburg beteiligt war, und seine Frau suchten ein neues Zuhause und fanden es in Theilheim. Boldts bauten das leerstehende ehemalige Pfarrhaus von Theilheim um. Heute ist es Wohn- und Arbeitsplatz zugleich. Ein gemeinsames Architekturbüro wurde gegründet: Boldt und Boldt verbindet die herkömmliche Architektur mit der Landschaftsarchitektur.

    In Theilheim, in ihrem eigenen Garten, entstand auch die Lebensphilosophie von Angelika Boldt. Der Vater ist Darwinist und Atheist. Die Mutter, schon immer spirituell interessiert, lebt heute in einem buddhistischen Kloster in der Schweiz. Angelika Boldt hat keine der beiden unterschiedlichen Richtungen übernommen. Sie hat sich viel mit Philosophie beschäftigt und ihre eigene Denkrichtung entwickelt. Dabei ist vieles von ihrer Liebe zur Natur geprägt. „Je öfter du stirbst, umso lebendiger wirst du“, das könne sie in der Natur erleben und auch bei den vielen kleinen und großen Abschieden, die das Leben für den Menschen bereithalte.

    Geprägt von den völlig verschiedenen Ansichten ihrer Eltern, ist sie überzeugt davon, dass es „richtig“ und „falsch“ in Wirklichkeit nicht gibt. „Es gibt keine absolute Wahrheit, jeder Mensch muss seinen eigenen Weg selbst finden“, sagt sie. Deshalb fehlt Angelika Boldt auch „jedes Missionarische“. Selbstbetrachtung und -entwicklung spielen heute für sie eine wichtige Rolle.

    Wie Perlen im Schatzkästchen

    Der Garten ist der Ort, in dem sie sich wie in einem Spiegel selbst anschauen kann. Für Angelika Boldt ist Leben in erster Linie Entwicklung; genauso wie die Gestaltung eines Gartens ein Prozess ist und ständiger Veränderung unterliegt, so sei es auch im menschlichen Leben, letztendlich gehe es um „Menschwerdung“. Und da sei die Liebe die wichtigste Herausforderung. Liebe im Sinne einer Lebensaufgabe, die in jedem Menschen das Einzigartige sehe und akzeptiere.

    Das immerwährende Glück gibt es nicht, da ist sich Boldt sicher. „Es gibt nur wenige Augenblicke absoluten Glücks im Leben und die bewahre ich wie Perlen im Schatzkästchen meines Lebens auf.“ Und doch versuche sie immer mehr das Glück im Alltäglichen zu entdecken. Und auch das findet sie oft in der Natur. „Neulich hat es da so geblitzt und geblinkt, und als ich genau hinschaute, war da ein einziger Tautropfen auf einem grünen Blatt – wunderschön.“

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