Auch dieser nunmehr dritte vierwöchige Afrika-Einsatz während seines Jahresurlaubs war für den Schweinfurter Augenarzt (er arbeitet in der Augenklinik Mainfranken) mit viel Vorbereitungen und Mühe verbunden. Warum das alles? Schon als Jugendlicher hätten ihn Filme und Bücher auf die Not in den Entwicklungsländern aufmerksam gemacht, antwortet Best. Daraus sei letztlich seine Berufswahl Medizin entstanden – um für andere Menschen da zu sein.
Und Best belegt die Notwendigkeit solchen Engagements gleich mit einigen Zahlen aus seinem Fachbereich: Von den weltweit 37 Millionen blinden Menschen leben 33 Millionen in den Entwicklungsländern, 75 Prozent der Blindheit in der Welt wäre verhütbar, jeder zweite blinde Mensch wäre heilbar. Wäre. Denn in Afrika müsse statistisch gesehen ein Augenarzt eine Million Menschen versorgen, in Deutschland sind es nur 13 000.
Doch Best lässt sich von solch ernüchternden Zahlen nicht abschrecken. Im Gegenteil: Schon während seines Studiums hospitierte er 1991 in Sierra Leone in einer Klinik der Christoffel-Blindenmission (CBM) als Assistenzarzt. Und erlebte dort die segensreiche Arbeit dieser internationalen christlichen Entwicklungsorganisation, deren Hauptziel es ist, die Lebensqualität der Ärmsten zu verbessern. Zurück in Deutschland folgten Promotion und Facharzt-Anerkennung, anschließend lockten neue Aufgaben in einem Krankenhaus mit augenärztlicher Belegabteilung auf der Philippinen-Insel Mindanao.
Täglich 115 Patienten
Jetzt versteht man, warum sich Best zum 100-jährigen Bestehen der CBM in diesem Jahr wieder in den Dienst der Hilfsorganisation stellen wollte. Einsatzort war wie im Jahr 2000 das Augenhospital Kano der Evangelischen Kirche Westafrika in Nigeria (2003 arbeitete er am Sabatia Eye Hospital in Kenia). Und der Gast aus Deutschland brachte wertvolle Geschenke mit: 55 Kilogramm Sachspenden von Pharmafirmen wie Kunstlinsen, Augentropfen, Naht- und Operationsmaterial im Wert von 30 000 Euro.
Nigeria im März 2008: Trockenzeit, flirrend-heiße Luft, nebelartiger Wüstenstaub. Der Hospital-Tag in Kano beginnt mit der Morgenandacht, an der die fünf Ärzte und alle Mitarbeiter teilnehmen. Nach einer Besprechung folgt um acht Uhr die Visite, die zwei Operationsteams arbeiten ab 8.30 Uhr, die Ambulanz öffnet um neun Uhr ihre Tore, um etwa täglich 115 Patienten zu behandeln. Eine präoperative Visite beschließt gegen 17 Uhr den Arbeitstag.
Der Ansturm der Patienten hat Gründe: Die Klinik in Kano mit 130 Betten ist die einzige in Nigeria, die Augenoperationen für Bedürftige durchführt. Im Land gibt es keine Krankenversicherung, ein Großteil der Bevölkerung kann sich eine Augenoperation – selbst für die Kinder – nicht leisten.
In CBM-geförderten Projekten betragen die Kosten für eine Operation am Grauen Star – der häufigsten Blindheitsursache – nur 30 Euro, 125 Euro bei Kindern. Denn schon sie können vom sogenannten angeborenen Grauen Star betroffen sein, bei dem Gendefekte oder eine Infektion während der Schwangerschaft zu einer Linsentrübung führen.
Allein 2007 wurden in den CBM-geförderten Hospitälern rund 673 000 das Augenlicht rettende Star-Operationen durchgeführt. Best berichtet von den vielen anderen, auch bösartigen Augenkrankheiten, die er täglich mit seinen Kollegen behandelte (Grüner Star, Tumore, Hornhautgeschwüre, Kinderblindheit durch Vitamin-A-Mangel, Entzündung des Augenlids, Krebs des Lymphsystems). Er selbst führte in den vier Wochen 150 Operationen durch.
Eine weitere seiner Aufgaben bestand in der Unterrichtung und Einweisung der dortigen Diplom-Ophthalmologen, Assistenzärzte der Augenheilkunde, die wegen der Überbelastung der Fachärzte unentbehrlich sind. Deren Weiterbildung ist ebenso Teil der CBM-Aktivitäten wie die Ausbildung und das Mobilitätstraining für blinde und sehbehinderte Menschen. Für sie soll in Kano eine spezielle Klinik gebaut werden. „Doch dafür fehlt derzeit das Geld“.
400 000 Spender in Deutschland
Es ist noch viel zu tun, fasst Ulrich-Peter Best zusammen. Und er wirbt für die Arbeit der CBM, die rund 1000 Projekte in 100 Ländern unterstützt. Durch ihre Partner erreicht die CBM rund 20 Millionen Menschen. Für diese gewaltigen Aufgaben ist sie auf Spender angewiesen, allein in Deutschland sind dies 400 000. Best: Neben der nachhaltigen ärztlichen Hilfe gelte als Motto: „Hunderte ausbilden, Hunderttausende heilen“. Nur so sei die mit der WHO initiierte Kampagne „Vision 2020 – das Recht auf Augenlicht“ zu realisieren. Ihr Ziel: Bis zum Jahr 2020 soll niemand mehr an einer vermeidbaren oder heilbaren Augenkrankheit erblinden.
Spendenkonto: Christoffel Blindenmission, Nibelungenstraße 124, 64625 Bensheim, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 370 205 00, Konto: 2020