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SCHWEINFURT: Das „Tchibo-Eck“ gibt's bald nicht mehr

SCHWEINFURT

Das „Tchibo-Eck“ gibt's bald nicht mehr

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    Treffpunkt: Seit 30 Jahren trifft sich dieser Damenkreis, der an manchen Tagen größer ist als ein Quintett, im Tchibo-Eck. Das Ende bedauern (von links) Margret Hau, Betty Jäger, Ilse Ganz, Gabriele Bodenberger und Christa Müller, die sich mit einem Glas Wasser begnügte.
    Treffpunkt: Seit 30 Jahren trifft sich dieser Damenkreis, der an manchen Tagen größer ist als ein Quintett, im Tchibo-Eck. Das Ende bedauern (von links) Margret Hau, Betty Jäger, Ilse Ganz, Gabriele Bodenberger und Christa Müller, die sich mit einem Glas Wasser begnügte. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Der Schweinfurter, von einem Besucher der Stadt beispielsweise am Schillerplatz nach dem schnellsten Weg zum Busbahnhof befragt, dieser „Schnüdel“ könnte die Strecke so beschreiben: Vorbei am Horten und dem Tchibo-Eck zum Roßmarkt. Ob der Unkundige mit dieser Wegweisung den Busbahnhof findet, sei einmal dahingestellt. Aber so ist das nun mal in der Stadt am Main: Man hat seine - ja was ? – Spitznamen, wie eben den Horten, der längst Galeria Kaufhof ist, oder den Kretzschmar , obwohl es das Kaufhaus am Albrecht-Dürer-Platz längst nicht mehr gibt.

    Bald müssen wir Schweinfurter uns bei künftigen Wegbeschreibungen ein weiteres Mal umorientieren, weil Tchibo seine Filiale an der Ecke Jägersbrunnen/Hadergasse Richtung Roßmarkt schließt. Und ob das im Schweinfurter Sprachgebrauch übliche „Tchibo-Eck“ dann weiter so heißt, wer weiß das schon.

    Die Schließung macht gerüchteweise schon eine Weile die Runde. Die Angestellten halten sich verständlicherweise bedeckt, aber der Anruf bei der Tchibo-Zentrale in Hamburg bestätigt das Aus. Ende Juli ist Schluss. Interessant aber: Pressesprecherin Helen Rad hat wegen des Hinweises auf die Besonderheit des Tchibo-Ecks in Schweinfurt recherchiert und herausgefunden, dass es sich um eine der ältesten Filialen in Deutschland handelt.

    Tchibo-Eck seit 1958

    Das 1949 gegründete Unternehmen eröffnete am Stammsitz in Hamburg 1953 sein erstes Geschäft, in dem Kaffee verkauft wurde. Das erste Kaffeehaus mit Ausschank gab es auch in der Hansestadt, im Jahr 1955. Und das Tchibo-Eck Schweinfurt gehörte zu den Pionieren unter den Tchibo-Filialen, wurde 1958 eröffnet, an besagter Ecke. „Das ist schon etwas Besonderes“, entfuhr es auch der Pressesprecherin.

    Dichtgemacht werde aus „betriebswirtschaftlichen Gründen“. Tchibo sei freilich „weiter präsent“ in der Stadt am Main mit der Filiale am Georg-Wichtermann-Platz. Den Tchibo-„Dreiklang“ – Non Food (Verkauf von Gebrauchsgegenständen), Kaffeeverkauf sowie Steh- und Sitz-Café – gebe es auch dort. Die sieben Mitarbeiterinnen, viele lange Jahre dabei, erhielten ein Weiterbeschäftigungsangebot in der nur wenige Meter entfernten Filiale.

    Zurück zum Tchibo-Eck: Viele Stammgäste trauern. Nicht alle wollen ihren Namen nennen. Einer sagt, dass ihn das gar nicht wundert, „bei der Konkurrenz außen herum“. Tatsächlich gibt es in unmittelbarer Nähe rund sechs Alternativen. Mit eine Rolle spielt auch die Fläche. Am Wichtermann-Platz ist mehr Platz, die Filiale auch moderner, sagt einer.

    Georg Dorn aus Schweinfurt nennt seinen Namen. Er schlürft seit 20 Jahren im oder vor dem Tchibo-Eck seinen Kaffee. Warum dort? Das weiß er auch nicht so genau, mit ein Grund ist, dass am Tchibo-Eck „immer was los ist“. Dorn bedauert das Ende. Wohin ihn der regelmäßige Weg zum gemütlichen Minuten-Kaffee führt, weiß er noch nicht.

    Es gibt viele Stammgäste, bestätigt Leiterin Tanja Klausner. Aber eben auch Konkurrenz. Es gibt auch Stammgruppen wie die Damenmannschaft, die – wenn alle da sind – noch ein paar mehr Köpfe sind als das Quintett, das sich „ohne Probleme“ den Fragen des Reporters stellte. Christa Müller, Margret Hau, Betty Jäger, Ilse Ganz und Gabriele Bodenberger und die anderen haben sich in der Tchibo-Filiale überhaupt erst kennengelernt. „Vor 30 Jahren“, sagt Margret Hau nach kurzem Überlegen. Werktäglich zwischen 10 und 11 Uhr ist „Treffpunkt“. Wenn ein Stadtgang, eine Erledigung ansteht, machen sich die Tchibo-Damen um diese Zeit auf in die City. Die Themen? „Gott und die Welt“, lautet die Antwort, heißt: alles, was interessiert.

    Das „Sehen und Gesehen-werden“, das für Peter („muss genügen“) der Grund für seine regelmäßige Tasse Kaffee im Tchibo-Eck ist, das ist den Damen nicht wichtig. Auch sie wissen noch nicht, wo ihr neuer Treffpunkt sein wird. Bis Ende Juli ist ja noch Zeit für viele weitere Treffs vor (bei gutem Wetter) oder im Tchibo-Eck.

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