Für Landrat Florian Töpper war es eine Premiere in seiner noch jungen Amtszeit. Zum ersten Mal eröffnete er in Traustadt auf dem Gelände der alten Schloss-Scheune der Familie Wehner die Ausstellung „Gartenträume“. Seinem Grußwort stellte er ein Zitat des bengalischen Philosophen Rabindranath Tagore voran: „Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.“
Es war eine Pracht zu sehen, wie viele Weise es doch im Einzugsgebiet der Ausstellung „Gartenträume“ zu geben scheint. Denn bei bestem Frühsommerwetter mit Sonnenschein und blauem Himmel hatte es die Gartenfans schon am Eröffnungstag am Samstag in großer Zahl nach Traustadt gezogen. Wo vor zwölf Jahren bei der ersten Auflage der Veranstaltung gerade einmal 18 Stände aufgebaut waren, informierten heuer etwas mehr als 100 Aussteller über die neuesten Trends bei Pflanzen und Accessoires für Garten, Balkon und Terrasse.
Der Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf, gleichzeitig Bezirksvorsitzender des Verbandes für Gartenbau und Landespflege, bestätigte die Richtigkeit des von Töpper gewählten Zitats. Heute, wo der Alltagsstress immer mehr Zeitgenossen fest im Griff habe, sei der Garten ein Rückzugsort, wo man es sich so schön wie nur irgend möglich machen wolle. Um dieses „Wohnzimmer im Grünen“ auszugestalten, investiere mancher viel Zeit und auch Geld, stellte Hünnerkopf fest.
540 000 Gartenliebhaber in Bayern
Welche Bedeutung der Arbeit im Garten zukommt, zeigt nicht allein die Zahl der Gartenbauvereine. Allein 49 aus Stadt und Landkreis haben sich zum Kreisverband Schweinfurt – dem Ausrichter der „Gartenträume“ – zusammengeschlossen. Bayernweit habe der Verband 540 000 Mitglieder, referierte Hünnerkopf.
Die Faszination Garten scheint also ungebrochen zu sein. Kein Wunder, betrachtete man die tausenden Pflanzen, die sich in Traustadt an Form und Farbe scheinbar übertreffen wollten. Astern. Rosen. Karnivoren. Lupinen. Orchideen. Ein wahres Paradies. Darunter waren auch viele ganz und gar nicht alltägliche Vertreter ihrer Spezies. Die Maxillaria tenuifolia etwa – eine Orchidee, deren Blüten auffallend nach Kokosnuss duften. Oder das Fettkraut, eine fleischfressende Pflanze, die manch einer ins Herz schließen dürfte, der im trauten Heim mit Fruchtfliegen zu kämpfen hat. Die stehen nämlich beim Fettkraut ziemlich weit oben auf dem Speisezettel. Und natürlich, um ein drittes Beispiel zu nennen, die mehr als 200 Tomatensorten, die es zur Auswahl gab.
Doch die „Gartenträume“ sind längst nicht nur Pflanzenbörse. Gartenmöbel werden dabei seit Jahren ebenso angeboten wie Zierrat für Fensterbank und Beet. Katzen, Raben, Hasen und vieles mehr aus Terrakotta, und wer es ganz exotisch mag, der kann sich sogar Löwe, Zebra oder Giraffe in patinierter Metallausführung zwischen die Stiefmütterchen stellen.
Wie von der Veranstaltung gewohnt, gab es zudem an den drei Ausstellungstagen wieder viele kostenfreie Fachvorträge. So informierte etwa Rita Popp darüber, wie man mit aus Kräutern gewonnene Jauchen seine Pflanzen stärken kann. Lavendel, Thymian, Rosmarin – alles, was duftet, sei gut gegen ungebetene Gäste wie Blattläuse und Spinnmilben, verriet sie. Und während die Eltern und Großeltern ihrer Gartenleidenschaft nachgingen, konnten die Kinder sich austoben und mit Plüschpferd, Lanze und Schwert ausgestattet abtauchen in die Welt der fränkischen Raubritter.