Der 14-jährige Tommi Adams aus Donnersdorf absolviert im Augenblick bereits seine achte Delfintherapie auf der zu den Niederlanden gehörenden Karibikinsel Curaçao.
Der seit seiner Geburt schwerstbehinderte Junge wird auch diesmal von seinen Großeltern Helene und Rainer Lommel begleitet. Für die aufopferungsvolle Pflege ihres Enkels hatten beide jüngst in Würzburg die bayerische Pflegemedaille verliehen bekommen.
Finanziell ermöglicht wurde die erneute Delfintherapie durch viele Einzelspenden, vor allem aber aus dem Erlös des Benefizkonzertes im April 2016 in der Sporthalle in Grettstadt. Die Oberspiesheimer Musikanten hatten komplett auf ihre Gage zugunsten von Tommi verzichtet.
Anreise mit Problemen
Der Start zur Therapie verlief dieses Jahr zunächst etwas holprig. Ging beim Flug von Nürnberg nach Amsterdam noch alles glatt, sorgten technische Probleme des dort bereitstehenden Flugzeugs für einen langen Zwangsaufenthalt. Erst mit sechsstündiger Verspätung hob die Ersatzmaschine ab.
Bei der Ankunft im Curaçao Dolphin Therapy Center (CDTC) gab es für alle Beteiligten ein großes Hallo. Rainer Lommel: „Es war sehr ergreifend, all die lieb gewonnenen Freunde wieder zu sehen. Tommi ist hier ja längst kein Unbekannter mehr.“
Überhaupt sei es immer wieder sehr schön, Teil der familiären Atmosphäre auf der Insel zu sein. Fast alle Therapiekinder kommen wegen des hohen Leistungsspektrums und des stets aktuellen Ausbildungsstandes der deutschen und niederländischen Therapeuten wieder.

Die Klima- und die Zeitumstellung hat Tommi dieses Jahr relativ gut bewältigt. In der Lagune ist er dieses Jahr mit Delfin Kanoa im Wasser tätig. Dies ist für Tommi besonders erfreulich, denn Kanoa ist ein Sohn von Tommis langjährigem (Lieblings-)Therapiedelfin Matteo, der vor fünf Jahren starb.
Auch nach bereits sieben absolvierten Therapien stehen den Großeltern immer noch die Freudentränen in den Augen, wenn sie Tommi im 30 Grad warmen Wasser der Lagune seine Runden schwimmen sehen und wenn sie hören, wie der sonst sehr stille, ruhige und in sich gekehrte Junge, zusammen mit Delfin Kanoa so lautiert und erzählt, dass man es in der ganzen Anlage hört.
Eine Hiobsbotschaft kam am zweiten Tag der Therapie. Der Tropensturm Matthew, der zurzeit in der Karibik wütet, nahm Kurs auf Curaçao. So wurden für alle Fälle bereits Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und schon Notfallpläne ausgearbeitet. Auch die Lommels hatten bereits den Notallkoffer gepackt.
Glücklicherweise zog der Hurrikan ungefähr 200 Kilometer nördlich an der Insel vorbei, so dass man außer einigen kräftigen Windböen und starken Regenschauern mit bedecktem Himmel und drei Tagen ohne Sonnenschein, nur relativ wenig von Matthew bemerkte. So konnten auch alle Therapieeinheiten wie geplant stattfinden.
Tommi hat dieses Jahr ein komplett neues Therapieteam. Wie schon in all seinen Therapien zuvor, sind zwei Hände für Tommi nicht genug. Deshalb arbeiten wieder zwei Physiotherapeuten mit ihm.
Hauptverantwortlich für Tommi ist Physiotherapeut Matthias Treu aus Suhl in Thüringen, der auf dem Fachgebiet Neurologie eine spezielle Ausbildung hat. Ihm zur Seite steht die Sozialarbeiterin Lisa van Mierlo aus Haarlem bei Amsterdam aus den Niederlanden, die vorher bereits als Delfintrainerin im CDTC tätig war und die Tommi aus den vorherigen Therapien bereits kannte.
Beide werden unterstützt von der Psychologiestudentin Jana Brendelberger aus Mannheim, die hier auf Curacao bis Weihnachten 2016 ein Praktikum absolviert. Elze Breuseker aus Holland, als Delfintrainerin von Kanoa auf der Plattform, vervollständigt das Team um Tommi.
Nach über der Hälfte der Therapiezeit kann wieder nur Positives von der Delfintherapie berichtet werden, so Opa Rainer Lommel. Tommi sei auch diesmal wieder wie ausgewechselt. Er halte seinen Kopf beim Schwimmen in der Lagune inzwischen ganz alleine. Therapeut Matthias Treu habe nur an den ersten beiden Tagen bei Tommi hilfreich eingreifen müssen.
Auch Tommis Krampfanfälle seien seit Beginn der Therapie deutlich zurückgegangen. Er krampfe hier nur noch relativ selten und sei lockerer und entspannter denn je. Er genieße die Zeit im Wasser. Besonders viel Spaß bereite es ihm dabei, wenn Kanoa ihn zusammen mit Matthias auf dem Surfbrett im rasanten Tempo durch die Lagune schiebe.
Eigentlich sollte dies Tommis letzte Delfintherapie sein, da es für Helene und Rainer Lommel immer schwieriger wird, ihn aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes zu transportieren und auch die Strapazen der Reise auf sich zu nehmen. Obendrein ist die medizinische Versorgung auf der Insel bei weitem nicht so gut, wie daheim in Deutschland, so Rainer Lommel.
Regelmäßige Sauerstoff-Kontrolle
Aus diesem Grund sorge sich Oma Helene Tag und Nacht um Tommis Gesundheit. Damit es Tommi gut gehe, kontrolliere sie regelmäßig seine Sauerstoffsättigung, lasse ihn abhusten, notfalls sauge sie ihn ab, lasse ihn alle vier Stunden inhalieren und prüfe mindestens zweimal täglich seine Körpertemperatur. An „Urlaub in der Karibik“ sei da in diesen drei Wochen nicht zu denken, zumal man hier viel vorsichtiger und sensibilisierter als zuhause im Umgang mit Tommi sei, berichtet Rainer Lommel.
Wenn man dann aber sehe, wie glücklich und zufrieden Tommi mit seinem Therapeuten Matthias und Delfin Kanoa im Wasser seine Runden dreht, falle es sehr schwer, ihm diese einmaligen und glücklichen Momente nicht mehr zu ermöglichen. Daher möchten die Großeltern alles in ihrer Kraft stehende tun, um ihren Enkel noch möglichst oft so glücklich und zufrieden bei seinen Delfinen zu sehen, erklärt Rainer Lommel.
Wer Tommi weiterhin unterstützten möchte, kann dies auf das für ihn über die Gemeinde Donnersdorf eingerichtete Spendenkonto mit der Nummer 102731 bei der Sparkasse Schweinfurt (BLZ: 790 501 01) tun.