Anmutig bewegt sie sich durch den Raum, fast so, als würde sie schweben. Hier ein „Arabesque“, dort eine „Attitude“, am Ende sinkt ihr biegsamer Körper mühelos in den Spagat. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit verbirgt sich knallhartes Training, denn die 14-jährige Nadja Weitz will Balletttänzerin werden. Die Grafenrheinfelderin wurde an der renommierten Akademie des klassischen Tanzes der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim angenommen.
Schon im Alter von vier begann Nadja mit dem Ballettunterricht, zwei Jahre später legte sie eine längere Pause ein. Warum, das weiß sie nicht mehr genau. „Aber damals hatte ich noch nicht diesen Traum zu tanzen.“ Als Zwölfjährige überkam er sie dann mit voller Wucht. Seitdem ist es ihr größter Wunsch, Solotänzerin zu werden. Nadja nahm wieder Ballettstunden und trainierte hart. „Wir waren überrascht, was sie leistete. Sie kam mit Leidenschaft, eisernem Willen und viel Disziplin hierher“, erzählt Trainerin Jessica Tate von der Tanzschule Dance Steps, die Räume im Sport- und Gesundheitszentrum Kensho angemietet hat.
Schnell war klar, dass das Mädchen ungeheures Talent hat, auch wenn sie mit 14 Jahren schon eher alt ist, um eine professionelle Tanzausbildung zu beginnen. „Man merkt, dass sie mehr will als den reinen Hobbytanz.“ Der Weg zur Ballerina ist hart, weiß Tate. Bestimmte anatomische Voraussetzungen müssen gegeben sein, zum Beispiel die Beweglichkeit der Hüftgelenke, des Rückens und der Füße (für den Spitzentanz). Daneben braucht es eine solide klassische Vor-Ausbildung, auf der die Tanzakademien aufbauen können. Auch das körperliche Erscheinungsbild zählt: „So sollten Balletttänzerinnen ein schlankes Körperbild haben.“
Einschneidendes Erlebnis für Nadja war ein Ballettseminar in Haßfurt, zu dem sie von ihren Tanztrainern geschickt wurde. Dort nahm sich Ursula Borrmann, ehemalige Tänzerin und heute bekannte Tanzpädagogin, der Schülerin an. Sie riet ihr, sich an verschiedenen Akademien zu bewerben, wies aber auch darauf hin, wie hart der Weg hin zur Tänzerin ist, erzählt Tate. Mit Unterstützung aus der Schweinfurter Tanzschule bereitete sich die 14-Jährige zielstrebig auf die Aufnahmeprüfungen an Deutschlands renommiertesten Ausbildungsstätten für Ballett und Bühnentanz vor. „Es gibt bei uns hin und wieder einen Stern am Tanzhimmel, aber es gibt nur wenige, die die unsagbaren Hürden der Ausbildung auf sich nehmen“, so Tate.
Nadja stellte sich vor – in Stuttgart, München und Mannheim. Beim dritten Mal klappte es. Mit dem Vorstudium ist sie ihrem Traum von der Ballerina ein Stück näher. Ab September wird sie in einem Wohnheim mit anderen Ballettanwärterinnen leben. Zum regulären Schulbesuch am Gymnasium kommt tägliches Training in den Fächern Klassisches Ballett und Moderner Tanz.
Für Nadjas Eltern ist es nicht leicht, ihr Kind ziehen zu lassen. Dennoch fühlt Katja Weitz, dass ihre Tochter auf die Bühne muss. „Sie hat das Talent. Und sie will es. Da kann man sich als Eltern nicht dagegen stellen.“ Natürlich will sie ihre Nadja so oft es geht in Mannheim besuchen und auch am „ersten Schultag“ dabei sein. „Ich bin sehr stolz auf sie.“
Für die Jugendliche selbst ist der Gedanke an Mannheim noch irreal. „Die Aufregung kommt bestimmt kurz vor dem Umzug“, meint sie und lächelt schüchtern. Von ihren Schweinfurter Schul- und Ballettkameraden hat sie sich schon verabschiedet. Bald muss sie Freunden und der Familie Auf Wiedersehen sagen. Auch wenn's schwer fällt, Nadja weiß, es ist das Richtige: „Tanzen ist für mich wie ein Traum. Auf der Bühne fühle ich mich frei.“