Die Kaminkehrer in Deutschland haben mit dem Inkrafttreten des Schornsteinfeger-Handwerksgesetzes die „größte Veränderung seit Gründung der Kehrbezirke“ hinter sich. Seit diesem Jahr kann jeder Hauseigentümer frei bestimmen, welcher Schornsteinfeger seinen Kamin kehrt. „99 Prozent aller Kunden sind bei ihrem Kaminkehrer geblieben“, betonte Landesinnungsmeister Oswald Wilhelm auf der Innungsversammlung der unterfränkischen Kaminkehrer in Gemünden.
Wilhelm wertete dies als „große Bestätigung und enormen Vertrauensbeweis“. Der Erfolg sei nicht zuletzt dank zahlreicher intensiver Schulungen der Bezirkskaminkehrermeister im Vorfeld möglich gewesen. Der Landesinnungsmeister unterstrich, dass die Gewährleistung der „Betriebs- und Brandsicherheit“ bei der Arbeit der Schornsteinfeger an erster Stelle steht. Wie wichtig diese Aufgabe ist, zeigen nach seiner Ansicht die zahlreichen Brände, bei denen allein im vergangenen Winter etwa zehn Menschen zu Tode kamen.
Oft seien nicht richtig bediente Feuerstätten die Ursache gewesen. Oswald Wilhelm forderte die Bezirkskaminkehrermeister auf, ein großes Augenmerk auf die Feuerstättenschau zu legen, „wenn auch die Bürokratie in diesem Bereich stark zugenommen hat“.
Das neue Schornsteinfegergesetz wirke sich auch auf die Rentenversorgung und die Versorgung bei Berufsunfähigkeit von jungen Kaminkehrern aus berichtete Wilhelm weiter. Er bedauerte, dass die angekündigte neue Kehrordnung nicht wie geplant am 1. Januar 2013 eingeführt werden konnte.
„Wir bilden ausreichend Nachwuchs aus, wenn aber viele ältere Kollegen in den Ruhestand gehen, reicht das nicht aus“, sprach Wilhelm die Personalsituation an. Er beglückwünschte die unterfränkische Kaminkehrerinnung, dass alle im vergangenen Jahr freigewordenen Kehrbezirke auch wieder mit jungen Meistern besetzt werden konnten.
Wie der Landesinnungsmeister wünschte sich auch der unterfränkische Handwerkskammerpräsident Hugo Neugebauer mehr Nachwuchskräfte. Allein in diesem Ausbildungsjahr konnten in Unterfranken 1300 freie Lehrstellen nicht besetzt werden. Doch nicht nur Auszubildende, auch Meister werden im Handwerk gesucht. Von den rund 88 000 Beschäftigten in Unterfranken sind 9000 Gesellen und 1000 Meister.
Die Kaminkehrerinnung bezeichnete Hugo Neugebauer als „Glücksbringer des Handwerks“ und als „eine der am besten geführten Innungen in Unterfranken“.
In seinem Rechenschaftsbericht erklärte Obermeister Reinhold Noe, dass alle freigewordenen Kehrbezirke wieder mit neuen Meistern besetzt werden konnten. Damit werden alle 162 Kehrbezirke ordentlich geführt. Aktuell befinden sich in Unterfranken 32 Nachwuchskräfte in Ausbildung. Trotzdem werden „händeringend Lehrlinge gesucht“, betonte Lehrlingswart Harald Schuldes.
Bei zwei Großveranstaltungen ist die Kaminkehrerinnung Unterfranken heuer Gastgeber: vom 26. bis 28. Juni im Congress Center in Würzburg beim 91. Landesinnungsverbandstag und dem 129. Bundesverbandstag des Schornsteinfegerhandwerks.