Für Kindergartenkinder und Schüler bis hinauf zu den Gymnasiasten ist der an der Schnellstraße nach Alitzheim gelegene Rosenhof der Familie Hauck längst zum Erlebnisbauernhof und Lernort in Sachen Milchviehhaltung und Milchprodukte geworden. Heuer läuft es „wie geschnittenes Brot“, sagt die ausgebildete Erlebnisbäuerin Manuela Hauck. 22 Führungen werden es am Ende des Jahres sein. Wer sich anmeldet, ist willkommen. So wie jetzt wieder die Kleinen des Kinderhauses aus Gerolzhofen.
Anlass war der landesweite Weltschulmilchtag, den das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Scheinfurt nutzt, um auf das Bayerische Schulprogramm aufmerksam zu machen. Dazu war auch Kreisbäuerin Barbara Göpfert vom Bayerischen Bauernverband mit auf den Aussiedlerhof gekommen.
Wenn es nach Kuhstall riecht
Von Erlebnisbäuerin Manuela Hauck würden die Kindergartengruppen und Schulklassen mit einem pädagogisch abgestimmten Programm an das Thema herangeführt. Bei ihr erfahren die Kinder und Jugendlichen Dinge, die Kindergarten und Schule nur bedingt und schon gar nicht so anschaulich vermitteln können. Welcher Kindergarten und welche Schule riechen schließlich schon nach Kuhstall?
So werden nicht nur die Ställe erkundet. Die Kinder werden ausgestattet mit der Lupe als Futterdetektive ausgeschickt, um zu analysieren, welche Bestandteile das Viehfutter hat. Sie schätzen und messen den Fress- und Saufbedarf einer Kuh und sind ziemlich erstaunt, wie viele Kilo Futter eine Kuh täglich verschlingt und wie viele Liter Wasser sie trinkt: Es sind rund 50 Kilo Frischmasse und bis zu 100 Liter Wasser. Erstaunen erzeugt auch, mit wie viel Technik ein moderner Landwirtschaftsbetrieb heute bis hin zum Einsatz von Melkrobotern arbeitet.
Stromliefernde Zauberkühe
Wo gibt es zudem schon Zauberkühe, die mit ihrer Gülle und ihrem Mist als „Futter“ für die hofeigene Biogasanlage Strom und Wärme erzeugen. Am Ende wissen Kinder und Jugendliche zum Beispiel, woher Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte aus dem Supermarkt wirklich kommen und wie sie produziert werden. Und sie wissen nicht nur, wie Milchpulver riecht, sondern auch wie einzigartig selbst geschlagene Butter und Buttermilch schmecken.
300 Rinder stehen bei den Haucks im hochmodernen Stall. Die 160 Kühe geben im Schnitt derzeit 28 Liter Milch am Tag. Dazu kommen in der Aufzucht 100 Stück weibliches Jungvieh und 40 Kälber, macht zusammen rund 300 Rinder im Stall.
Gratis Obst, Gemüse und Milchprodukte
Für Klaudia Schwarz, Abteilungsleiterin Bildung und Beratung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Scheinfurt, und dessen Schulmilchbeauftragte Elfriede Weikert war es wichtig, anlässlich des landesweiten Weltschulmilchtages feststellen zu können, dass sechs Monate nach dem Start des neuen bayerischen Schulprogramms bereits 2400 Kindergärten und Schulen im Freistaat ihren mehr als 160 000 Kindern einmal in der Woche kostenlos nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Milch, Käse, Joghurt oder Quark auf dem Speiseplan anbieten.
Gerade im Kinder- und Grundschulalter sei die Chance groß, den Grundstein für ein dauerhaft gesundheitsbewusstes Essen zu legen. Die beiden Kolleginnen wollen durch die Aktion auf dem Rosenhof zugleich die Wertschätzung von Obst und Gemüse sowie von Milch und Milchprodukten bei Kindern steigern und die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Lebensstiles unterstützen. Einen wichtigen Beitrag dazu liefere eben, dass die Kinder etwa auf dem Aussiedlerhof des Haucks sehen, wie unsere Lebensmittel erzeugt werden.
Milch als wertvolles Lebensmittel
Die Trinkmilch hat einen Anteil von über 60 Prozent an den bislang 1,4 Millionen im Rahmen der bayerischen Initiative ausgegebenen Portionen. Deshalb findet es Klaudia Schwarz sehr wichtig, dass die Kinder viel über Milch als wertvolles Lebensmittel und Milchprodukte erfahren, während häufig zuhause mit Kakao gemischte Milch wegen des hohen Zuckergehaltes eher kontraproduktiv sei. Joghurt und Buttermilch würden beispielsweise hierzulande mit 40 Prozent zur Kalziumaufnahme beitragen und 27 Prozent der Vitamine B2 und B12 liefern. Zudem sei Milch eine wichtige Quelle für Jod, Zink, Magnesium und Vitamin D.
Klaudia Schwarz wollte die Gelegenheit auch nutzen, um mit einigen Milch-Mythen aufzuräumen. Das Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach hatte in diesem Zusammenhang verschiedene Vorwürfe untersucht. In Mittel- und Nordeuropa trinkt der Mensch demnach seit mehr als 8000 Jahren artfremde Milch. Unser Stoffwechsel habe sich dadurch daran angepasst.
Laktoseintoleranz und Milchallergie
Nach Schätzungen vertragen bei uns rund 15 bis 22 Prozent der Menschen allerdings keine Milch, wobei eine bestimmte Zuckerart die Beschwerden hervorruft. Ärzte sprechen in diesem Fall von einer Laktoseintoleranz, die je nach Restaktivität der Enzymbildung mehr oder weniger stark ausgeprägt sein könne. An einer nicht damit zu verwechselnden Allergie gegen Milch beziehungsweise Milchproteine würden hierzulande hingegen lediglich etwa ein bis zwei Prozent der Menschen leiden. Kinder, die sie regelmäßig trinken, sind offenbar besser vor Allergien, Asthma und Heuschnupfen geschützt. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, sei aber wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Entkräftung von Milch-Mythen
Fest stehe auch, dass Milch weder zur Übersäuerung des Körpers beitrage, noch dass sich das Kalzium aus der Milch an den Arterienwänden ablagere. Der Vorwurf, dass Milch die Atemwege verschleime, lasse sich ebenfalls nicht bestätigen.
Unbestritten sei Muttermilch die beste Nahrung für Säuglinge. Zu den Still- oder Beikostmahlzeiten sollten diese allerdings keine Milchprodukte bekommen. Denn Babys, die zu viel Protein aufnehmen, hätten ein fast zweieinhalbfach höheres Risiko für späteres Übergewicht, um ein weiteres Beispiel zu nennen.
Broschüre „Freispruch für die Milch“
Einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Literatur zum Thema Milch gibt die Broschüre Freispruch für die Milch. Sie kann kostenlos unter www.kern.bayern.de heruntergeladen werden.