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GARSTADT: Der älteste Sachs-Motor der Welt

GARSTADT

Der älteste Sachs-Motor der Welt

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    Die Seriennummer 545 stammt aus der ersten Produktion eines
Sachs-Motors aus dem Jahr 1930.
    Die Seriennummer 545 stammt aus der ersten Produktion eines Sachs-Motors aus dem Jahr 1930. Foto: Silvia Eidel

    Schmuckstücke und Raritäten auf zwei Rädern glänzen in der Garage von Manfred Geb: Hercules, Miele, Wanderer, Adler oder Dürkop, alle aus den Jahren zwischen 1930 und 1949. Was den passionierten Sammler und Schrauber dabei interessiert, ist aber nur eines: der Sachs-Motor, der die Zweiräder antreibt.

    Jetzt hat der Kenner einen besonderen Fang gemacht: den ältesten, funktionierenden Sachs-Motor der Welt. Beim Garstadter Weinfest am Sonntag, 31. Juli, stellt er seine Schätze aus.

    Originalschild auf dem Motorblock

    Ganz klein ist die Seriennummer 545 an dem sorgfältig instand gesetzten Motor eingestanzt. „Das ist das Original-Schild“, weist der 74-Jährige hin, der den Motor selbst zerlegt und glasperlengestrahlt wieder zusammengesetzt hat. Das gute Stück hatte er in ziemlich rostigen Zustand in Frankfurt erstanden, wohin es einst an den Fahrrad-Hersteller „Torpedo-Werke“ ausgeliefert worden war. Es stammt aus der allerersten Produktion eines Sachs-Motors in Schweinfurt mit 74 Kubikzentimeter (ccm) Zylinderinhalt und 1,25 PS.

    „Damit begann 1930 der Einstieg von Fichtel und Sachs in das Motorengeschäft“, erklärt der Garstadter. Die Schweinfurter Firma hatte anfangs Kugellager und Fahrradnaben hergestellt; die frei laufende Torpedonabe wurde ein Welterfolg. 1929 verkaufte Ernst Wilhelm Sachs seine Kugellagersparte an den schwedischen SKF-Konzern und ergänzte seine eigene Produktion um Kfz-Zubehör: Kupplungen, Stoßdämpfer und Kleinmotoren.

    „1930 wurden Motoren mit den Nummern 1 bis 1850 produziert“, hat Manfred Geb eruiert. Ein Jahr später waren es schon 36 000 Stück. Im Internet und unter allen Sammlern Deutschlands hat er keinen älteren Motor als den mit der 545er-Nummer gefunden, erklärt der Garstadter Rentner stolz seinen besonderen Schatz.

    Fahrradhändler erhielten die ersten Motoren

    Geb kennt sich aus in der Szene und hat auch bei der neuen Sachs-Ausstellung der ZF Friedrichshafen AG, dem heutigen Firmeneigentümer, mitgewirkt. Der 74 ccm-Zweitakter war ursprünglich zur Motorisierung für bestehende Fahrräder gedacht. „Den Fahrradhändlern wurden die ersten Motoren ausgeliefert, die sie dann selbst einbauen mussten“, weiß Geb. Bei diesem Ursprungsmotor mit Sackzylinder läuft die Kupplung noch quer hindurch, erklärt der Kenner den Unterschied zu den Folgemodellen.

    Er hat auch noch den Drosselklappenvergaser, der später durch den Kolbenschiebervergaser ersetzt wurde.

    Die verschiedenen Modelle des Sachs-Motors hat Geb gesammelt und stellt daran die Epochen des Unternehmens dar: den 74er, den legendären 98er Sachser, der ab 1932 in Schweinfurt millionenfach gebaut und in alle Welt verkauft wurde, den 124er oder den 98er mit Kick-Starter. Mit der Firma Hercules in Nürnberg arbeitete F & S damals zusammen, die Schweinfurter Motoren wurden in deren Motorräder eingebaut und später von Hercules weiterverkauft.

    Mit dem Miele-Motorrad fing alles an

    Manfred Geb liebt seine zweirädigen Oldtimer. Beim Weinfest in Garstadt zeigt er seine Raritäten.
    Manfred Geb liebt seine zweirädigen Oldtimer. Beim Weinfest in Garstadt zeigt er seine Raritäten. Foto: Silvia Eidel

    Erstaunlicherweise, bei seinem Engagement für den Sachs-Motor und seinem Wissen über die Geschichte des Unternehmens, war Manfred Geb nie selbst bei der Schweinfurter Firma angestellt. Vielmehr arbeitete der Schlossermeister bei der Rhein-Main-Donau AG und baute Wasserkraftwerke um. Aber ein altes Miele-Motorrad seines Vaters mit Sachs-Motor, eigentlich ein Damen-Modell, weckte sein Interesse. Zudem war sein Stiefvater als Entwickler bei Sachs beschäftigt, wodurch er ebenfalls einen engen Bezug dazu bekam.

    „Mein erstes Motorrad habe ich 1995 restauriert“, erinnert sich Geb, in vielen Stunden Arbeit, mit Akribie und nur mit Originalteilen. Daraus entwickelte sich ein besonderes Hobby, eine echte Leidenschaft. 15 Motorräder hat er wieder instand gesetzt, repariert, Ersatzteile im Internet ersteigert oder extra herstellen lassen. Lauter Schmuckstücke sind daraus geworden, alle fahrbar und auch zugelassen: Etwa die rot lackierte Miele mit dem legendären 98er Motor, dem eigentlichen „Sachser“, Baujahr 1938. „Der Spitzname für dieses Damenmodell war Hebammen-Sachser“, erzählt der Rentner. Weil Ärzte und Hebammen damit zu den werdenden Müttern unterwegs waren. Ein echter Hingucker ist auch die sandfarbene Herkules S 125, Baujahr 1940: Als Kradmelder-Fahrzeug war sie im Zweiten Weltkrieg im Afrika-Korps von Generalfeldmarschall Rommel im Einsatz.

    Den Sachser der Nachwelt erhalten

    Die Herkules S125 war als Kradmelder im Afrikakorps unterwegs.
    Die Herkules S125 war als Kradmelder im Afrikakorps unterwegs. Foto: Silvia Eidel

    Geb hat auch Sachs-Bootsmotore aufgetrieben, hat einen EMW Prototyp mit 10 PS-Motor bekommen oder hat zu einem Presto 98er Herrensachser mit Baujahr 1938 noch alle originalen Papiere dazu erhalten. Alte Kalender, Prospekte oder gar ein Video von 1940, gedreht bei Sachs, zählen zu seinen weiteren Schätzen.

    „Ich will den Sachser der Nachwelt erhalten“, ist Gebs Anliegen. Schließlich hätten die Motoren, die bis 1997 gebaut wurden, zehntausenden Menschen in Schweinfurt Brot und Arbeit gegeben.

    Hinweis: Die Sachser-Ausstellung ist am Sonntag, 31. Juli, von 10 bis 18 Uhr am Weinfestplatz in Garstadt, Anwesen Bertram Klein, Dorfstraße 52, geöffnet.

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