Das Neubaugebiet Zeilbaum, zwischen Deutschfeld-Friedhof und Hochfeld gelegen, füllt sich schnell. Auch die Erweiterung der Eselshöhe-West schafft nur wenige Reserven. Noch keinen Zeitplan gibt es für den künftigen Stadtteil "Mönchskutte". Irgendwann, doch noch ohne Zeitdruck, wird das Angebot an Grundstücken für die Häuslebauer in der Stadt knapp; junge Familien werden sich in den Landkreis-Gemeinden nach Alternativen umsehen.
Dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, das hatte das Stadtplanungsamt im Jahr 2002 im Visier. Unter der Leitung von Norbert Bauer wurde der Stadtplan abgeklopft und eine auf den ersten Blick prächtige Lösung gefunden. Unterhalb der Heeresstraße, direkt am Ende der Gartenstadt, liegt zwischen den Aussiedlerhöfen am Kleinflürleinsweg und der Kleingartenanlage Alte Warte das Gebiet Pfannäcker. Durch die Gartenstadt wären die sechs Hektar auch schon weitgehend erschlossen; etwa mit Läden, Kindergärten, Sportanlage, dem Stadtbus und der Gartenstadtschule.
Knapp einhundert Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser könnten dort binnen kurzer Zeit entstehen, meinte das Stadtplanungsamt im Februar vor dem Bauausschuss des Stadtrates. Außerdem besitzt die Stadt fast die Hälfte der heute landwirtschaftlich genutzten Fläche; weitere zwei Hektar sind in der Hand eines Schweinfurter Wohnungsbauunternehmens, was die Umlegung kräftig vereinfacht. Mit einer Anlieger-Straße mitten im Baugebiet wären die Pfannäcker über eine Verlängerung der Pfanne oder der Galgenleite auch relativ problemlos an das Straßennetz der Gartenstadt anzuschließen. Soweit die Pro-Argumente.
Die Interessensgemeinschaft der Nachbarn aus der Gartenstadt bezweifelt dagegen, ob das Baugebiet überhaupt gebraucht wird. Sollten etwa die Amerikaner aus Schweinfurt abziehen, würden genügend Wohnungen und Häuser, darunter die ganze Ledward-Kaserne, leer stehen. Und um die Attraktivität des Wohngebietes sei es spätestens dann geschehen, wenn - nach einem Abzug der Army - die Heeresstraße zur Umgehungsstraße (Verbindung Maibacher Straße zum Hainig) ausgebaut werde.
Nach alten Unterlagen durchquerte einst ein Bach in Richtung Main die Pfannäcker. Noch heute gibt es einen Graben, der mehrfach im Jahr Wasser führt, auch Quellen sind hier immer wieder aktiv. Obwohl das meiste Wasser des Baches längst in das städtische Kanalsystem abgeleitet wird, führt der Graben in Zeiten starker Niederschläge erheblich Wasser. Das verschreckt die benachbarten Gartenstädter, die schon jetzt die Folgen der Grund- und/oder Schichtwasserproblematik zu spüren bekommen.
Voll gelaufene Keller gibt es immer wieder nicht nur in der angrenzenden Heinrich-Winkler-Straße. Werde der Grundwasserabfluss noch stärker verbaut, dann fürchten Roland Schmitt und Karl-Heinz Wallmeier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, die im Namen von 37 Nachbarn (also praktisch allen) zumindest Nachbesserungen bei der Planung fordern, noch mehr Nässe in den eigenen vier Wänden, oder - sollte das Gebiet zu trocken gelegt werden - Risse in ihren Häusern. Im Falle eines Baugebietes Pfannäckers verlangen sie deshalb, dass die Stadt für derartige Schäden an ihren Häusern gerade steht.
Der Stadt ist die Wasserproblematik bekannt. In der Stadtratssitzung am 2. Dezember sagte Baureferent Jochen Müller jetzt auch zu, dass man sich nicht allein auf Probebohrungen aus dem trockenen Jahr 2003 verlassen werde. Im nächsten Jahr wird erneut gebohrt, das Gutachten anschließend auf sicherere Füße gestellt. Auch hatte schon im Februar Norbert Bauer angedeutet, dass man durch den Bebauungsplan oberirdischen Ersatz für nicht gebaute Keller akzeptieren werde. Fest steht auch, dass Keller im Baugebiet Pfannäcker nur durch die Errichtung von aufwendigen Wannen vor dem Grund- und Schichtwasser zu schützen sind.
"Es ist die Art und Weise, die uns nicht gefällt. Alles geht viel zu schnell"
Karl-Heinz Wallmeier, ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft
Bei einem Zuschnitt der Grundstücke mit teilweise unter 300 Quadratmetern fürchten die Anwohner natürlich auch um die Wohnqualität in der angrenzenden Gartenstadt. So werde ihnen etwa die Aussicht völlig verbaut, die Sonne genommen, mehr Verkehrslärm zugemutet.
Die Nachforschungen der Arbeitsgruppe ergaben, dass die Lokale Agenda sich mit den Pfannäckern schon im Vorfeld der aktuellen Diskussion beschäftigt hatte. Auch diese schlägt eine Bebauung vor, jedoch eine ökologisch weit sinnvollere, werten die beiden Sprecher aus der Gartenstadt. Nach Meinung der Agenda sollte die Bebauung weit weniger intensiv ausfallen. Vorgeschlagen ist dabei auch eine eine kleine Ökosiedlung auf einem Teilbereich. Für das ganze Baugebiet sollen die grundsätzliche Nutzung von Regenwasser mit Zisternen und Rückhaltebecken sowie offene Wasserflächen vorgeschriebenen werden. Der bestehende Pfanngraben soll zudem als Bachlauf zur Ableitung von Regenwasser erhalten bleiben. Ökologie und Wohnbau sieht so die Interessengemeinschaft auf einen gerade noch akzeptablen Nenner gebracht.
Ins Feld führen die Anwohner auch frühere Aussagen aus dem Rathaus. Ihnen habe man über Jahrzehnte versprochen, dass die Gartenstadt in Richtung Heeresstraße nicht erweitert werde. Die Mönchskutte schaffe rechtzeitig mehr als nur genügend Bauplätze, sei immer wieder auf Anfragen zu hören gewesen. Und die Mönchskutte ist auch für die Arbeitsgemeinschaft die beste aller Alternativen. Doch stur stelle man sich nicht, so Wallmeier und Schmitt, die Gesprächsbereitschaft signalisieren.
Und warum soll eigentlich für das Neubaugebiet nicht gelten, was sich doch laut Baureferat und Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser bei der Altdorf-Sanierung von Oberndorf so bewährt habe. Workshop hieß dort das Zauberwort, das Anwohner, Bauverwaltung und Architekten an einen Tisch brachte.