Allerdings, um es gleich vorweg zu nehmen, nicht in allen Orten. Nicht überall bieten Vereine diesen besonderen Service, der Christbaum-Besitzern ohne Pkw-Anhänger, Großraum-Wagen oder Dachgepäckträger vor einer logistischen Herausforderung bewahrt: Die einstmals stolze Tanne oder Fichte, deren frisches Grün sich in ebenso rasantem Tempo verabschiedet hat wie ihre Nadeln, so zur nächsten Grünschnitt-Deponie zu transportieren, dass der Innenraum des hauseigenen Pkw nicht vollends ruiniert wird. Wohl dem, der Holzofen oder -heizung sein Eigen nennt – oder in bestimmten Ecken des Landkreises wohnt.
Beispielsweise im Gemeindegebiet Sennfeld, Gochsheim, Schonungen oder Euerbach. In letzterem, in Obbach, kam vor vier Jahren TSV-Vorsitzender Wolfram Mackowiak auf die zündende Idee, für einen kleinen Obulus den Christbaum-Abhol-Service anzubieten. Ein Angebot, das anfangs gut angenommen wurde. An die 80 Bäume sammelte der Trupp aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein; für einen Euro pro Baum.
Während der Obulus zur Spende geworden ist und manche schon mal fünf oder zehn Euro geben, werden es immer weniger Bäume, die auf den Abhol-Trupp warten. 2007 waren es nur 50, sagt Mackowiak, der sich auch mehr Besucher für das Christbaum-Leuchten ab 16 Uhr erhofft. Aus den Christbäumen wird ein wärmendes Feuer. Eine schöne Sache, findet Mackowiak, „das hat schon besonderes Flair“. Dazu gibt's Glühwein, für den Euro pro Baum sogar einen umsonst.
Für die Jugend, sagt der TSV-Vorsitzende, ist die Aktion ein „Riesenspaß“; für die Vereinskasse ein kleiner, aber willkommener. Ausgegeben wird das Geld für die Jugend. So konnten sich die Obbacher beispielsweise Bälle und Netze für ihr Beachvolleyball-Feld leisten.
„Ein schönes Feuer bei Eiseskälte – das hat schon besonderes Flair“
Wolfram Mackowiak, Vorsitzender des TSV Obbach
Wie in Obbach hofft man auch in Euerbach auf gutes Wetter. Kalt darf es werden, nur trocken muss es sein. VfL-Vorsitzender Helmut Höfer schickt am 12. Januar zum zweiten Mal seine Fußballer an den Start, um die Bäume aufzulesen – für 50 Cent Entgelt pro Stück. Oft gibt's mehr. 2007 türmten sich vor dem Sportheim über 300 Bäume. Auch in Euerbach lodern bei Einbruch der Dämmerung die Flammen. Dazu gibt's Glühwein und „Bratwürscht“. Gesammelt wird am 12. Januar; dem ersten Samstag nach Dreikönig, an dem für viele die Weihnachtszeit endet. Für Familien ist die Aktion eine schöne Sache, sagt Höfer, für den Verein Werbung und ein paar Euros für die Kasse.
Ganz schön heiß werden dürfte es auch in Sömmersdorf, wo der SV sammelt und schon um 14 Uhr die Christbäume im Feuer leuchten. In Forst lässt man sich da mehr Zeit. Seit drei, vier Jahren sammeln dort die TSV-ler die Bäume ein, übrigens zum Nulltarif. Angezündet wird der Stapel erst, wenn es dunkel wird. Dazu soll's Glühwein geben und eine deftige Gulaschsuppe.
In Sennfeld tritt die CSU in Sachen Christbaum-Service in Aktion. Kostenlos. An diesem Samstag, 5. Januar, muss vorbestellt werden – zwischen 10 und 12 Uhr am Bauhof. Die Bäume werden auch am 12. Januar abgeholt. In Gochsheim/Weyer sammelt die Gemeinde am 16. Januar kostenfrei.
In Hausen und Schonungen zieht die Jugendwehr in Sachen Christbäume am 12. Januar los; für einen Unkostenbeitrag von je 1,50 Euro. Der Erlös wird in Freizeitaktionen investiert. In Schonungen müssen Christbaum-Besitzer einen Handzettel ausfüllen und an den Zweigen festmachen. Die Spende holen die Jugendlichen selbst ab. In Hausen seit Jahren so, in Schonungen als Reaktion auf einige Vorfälle. Spenden, die in Tüten am Baum hingen, wurden abgerissen, erklärt stellvertretender Kommandant Joachim Michel.
Vom Fest-Symbol zum Häckselgut
In Marktsteinach kommt der Abholservice (ebenfalls die Jugendfeuerwehr) am Samstag, 19. Januar. Auch dort bittet man um eine Geldspende. Laut Kommandant Horst Klopf geben die meisten einen bis 1,50 Euro. Aber: „auch wenn jemand nichts gibt, der Baum wird mitgenommen.“ Der Erlös fließt in Freizeitaktionen. Rund 250 Euro kommen bei jeder Christbaumsammlung der Abersfelder Ministranten zusammen. Und die spenden sie stets für einen guten Zweck. Messner Oswin Zimmermann steuert Traktor samt Anhänger wieder am 19. Januar durchs Dorf. Entsorgt werden die Bäume kostenlos, meist gibt's aber eine kleinere Spende. Am Ende wandern die Christbäume auf die Deponie Waldsachsen, wo aus einst stolzen Fest-Symbolen Häckselgut wird.
Übrigens: In der Stadt geht das große Christbaum-Sammeln eher los. Gleich nach Dreikönig, am Montag.