Aufgestöbert und „für einen Spottpreis erworben“ hat Hans Koppelt das Gemälde des Bibraturms mit dem so genannten 1994 abgebrochenen Säuhirtenhaus im Hintergrund dieser Tage auf einem Flohmarkt in Würzburg. Der Sammler vom Weißen Hof: „Der Händler hat es nach seiner Aussage geschenkt bekommen. Ich habe noch nicht einmal handeln müssen“.
In Deutschland zurückgelassen
Angeblich stammt das Bild aus der Hinterlassenschaft einer Frau, die in die Vereinigten Staaten gezogen ist und es in Deutschland zurückgelassen hat. Phillip Johann Bruno Geiger wurde den Nachforschungen von Hans Koppelt zufolge am 23. Februar 1875 in Frankfurt am Main geboren. Als Kunstmaler und Kellner heiratet er am 15. Juni 1906 in Frankfurt die aus Oberfranken stammende Gretchen Eckardt. Doch schon bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird die Ehe am 4. Dezember 1914 in Fürth geschieden.
Vermutlich ist Philipp Geiger um diese Zeit schon Soldat, so Koppelt in dem Buch „de geroldeshova – Balling und Geiger malten in Gerolzhofen“ weiter. Ein Beleg für diese Annahme sind zwei Bilder mit Motiven aus der Umgebung von Warschau (Polen). Eines davon ist mit 1917 datiert.
Von 1918 (Kriegsende) bis 1921 hält sich Geiger in Erlangen auf. Danach zieht er nach Münnerstadt, wo er am 14. Juli 1923 Maria Katharina Priska Fritz heiratet. 1928 siedelt das Ehepaar nach Neustadt an der Saale um. Schon vier Jahre danach geht es 1932 weiter nach Gerolzhofen. Hier wohnen beide zunächst bei Fuhrunternehmer Hans Gress in der Bahnhofstraße, um sich schließlich bei Glasermeister Walter in der Grabenstraße einzumieten.
Ganz in der Nähe, am Finanzamt in der Alten Vogtei, fand Philipp Geiger eine Anstellung. Hans Koppelt: „Mit diesen Gegebenheiten waren erträgliche Verhältnisse entstanden und es blieb die nötige Zeit zum Malen. Seine Bilder benützte er oft zum Tausch oder als Zahlungsmittel bei den Geschäftsleuten in Gerolzhofen und in der Umgebung.“ Auch nach Prichsenstadt unterhielt Philipp Geiger rege Beziehungen. Dort standen seine Bilder, vor allem das Tormotiv, in Kommission im Schaufenster des Kaufladens Link.
Neuer Lebensabschnitt
Mit 65 Jahren begann für Philipp Geiger noch einmal ein neuer Lebensabschnitt. Denn inzwischen war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen und alles, was verfügbar war, wurde eingespannt. So trat er am 26. März 1940 seinen Dienst bei der Unterfränkischen Überlandzentrale in Lülsfeld an. Dort besetzte er den Empfangsschalter und die Telefonvermittlung.
Nebenher wurde die Malerei mit einer neuen Technik eifrig weiterbetrieben. Einige Motive waren immer wieder gefragt und so rationalisierte er seine Produktion. Dazu stand ihm in Lülsfeld ein Lichtpausgerät zur Verfügung. Damit konnte er von den jeweiligen Vorzeichnungen beliebig Kopien fertigen. Diese wurden dann auf Karton montiert und die Farben angelegt. Mit veränderten Details zählten vor allem die Motive der Gerolzhöfer Gertraudiskapelle und das Prichsenstädter Tor zu den mehrfach wiederholten Arbeiten.
Auch als Vortragskünstler tätig
In Lülsfeld war er auch als Vortragskünstler tätig und gestaltete Vereinsabende. Überhaupt muss es ihm hier sehr gut gefallen haben, denn erst zwei Jahre nach Kriegsende beendete er am 31. März 1947, inzwischen schon 72 Jahre alt, sein Arbeitsverhältnis.
Nach dem Tod seiner Frau am 6. Februar 1949 lebt Geiger noch einige Jahre in der Grabenstraße, ehe er am 10. Februar 1957 in Gerolzhofen stirbt.
Quelle: „Hans Koppelt – Balling und Geiger malten in Gerolzhofen“, herausgegeben 1998 vom Historischen Verein und der Stadt Gerolzhofen im Rahmen der Schriftenreihe „de geroldeshova“.