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Der Bürgermeister als Dienstleister

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Der Bürgermeister als Dienstleister

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    Gegen drei Bewerber hat sich im März Albrecht Hofmann bei der Bürgermeisterwahl von Röthlein durchgesetzt, um Edgar Engelbrecht (CSU) nach dessen 24-jähriger Amtszeit nachzufolgen. Dafür hat der 52-Jährige seinen Mühlenbetrieb in Röthlein aufgegeben. Hofmann ist CSU-Mitglied, hat aber für die Wahl seine eigene „Freie Bürgerliste“ gegründet.

    Frage: Es sind jetzt fast 100 Tage vorbei, seit Sie vom Unternehmer zum Bürgermeister geworden sind. Wie schwer ist Ihnen die Umstellung gefallen?

    Albrecht Hofmann: Für mich hat sich gar nicht soviel verändert. Als Unternehmer versucht man auch immer, die Kunden zufriedenzustellen und den Kontakt zu pflegen. Als Dienstleister muss man sich fragen: Was wollen die Bürger? Was soll man zusammen mit seinem Gemeinderat verwirklichen? Der Kontakt und die menschliche Komponente sind sehr wichtig für mich. Das merke ich gerade jetzt, wenn ich auf vielen Festen unterwegs bin und die Bürger auf mich zukommen: 'Prima, dass Du kommst.' Gerade am Anfang ist es sehr wichtig, dass man diese Veranstaltungen besucht.

    Wie oft sind Sie da unterwegs?

    Hofmann: Im Juli waren es dreimal am Wochenende. Hauptsächlich bei Festen und Jubiläen, wie zuletzt vom Sportverein.

    Was sind die wichtigsten Themen, die die Gemeinde anpacken muss und die Sie schon angegangen sind?

    Hofmann: Der wichtigste Punkt war natürlich der Haushalt, nachdem ihn der bisherige Gemeinderat nicht mehr verabschiedet hat. Da standen wir ein wenig unter Druck. Wir haben einen soliden Haushalt auf die Beine gestellt. Da konnte man schon seine Visionen unterbringen und einen Etatposten einstellen, auch wenn nicht klar ist, ob wir ihn auch brauchen. Der Kämmerer war sehr entgegenkommend. Dazu kommt, dass wir eine sehr niedrige Pro-Kopf-Verschuldung haben: Das hat uns immer Gestaltungsspielraum ohne Kredite gegeben. Es ist ein Ziel von mir, da meine unternehmerischen Stärken einzubringen.

    Welche Visionen sind das?

    Hofmann: Gerade im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich neue Bauplätze bekommen: Wir haben zurzeit fast keine in Gemeindebesitz. Da stehen wir derzeit in Verhandlungen.

    Alle Prognosen sagen, dass die Bevölkerung im Landkreis abnehmen wird. Gibt es überhaupt Bedarf nach Bauflächen?

    Hofmann: Die Nachfrage ist bei uns nach wie vor vorhanden. Die Flächen liegen aber in privaten Händen; darauf haben wir keinen Einfluss. Da wird natürlich auch spekuliert, um sie so gut wie möglich zu verkaufen.

    Mit dieser Entwicklung geht auch die von Gewerbe und Industrie einher. Wie sieht es da in Röthlein aus?

    Hofmann: Wir sind auch in der Situation, dass wir keine Industrieflächen mehr anbieten können, weil wir jeden Quadratmeter verkauft haben. Die Nachfragen sind weiterhin da, jetzt müssen Gespräche mit Grundstückeigentümern geführt werden, um neue Flächen ausweisen zu können. Wir denken da an den Bereich am bestehenden Industriegebiet „Etzberg“.

    Welche anderen Projekte haben Sie in Planung?

    Hofmann: Unser großes Problem ist die TSV-Turnhalle, die sehr sanierungsbedürftig ist. Als Nutzer der Halle für den Schulsport, sind wir daran interessiert, sie zu sanieren. Das stellt sich die Frage, ob sich dies rentiert oder ob man eine neue Halle bauen soll. Der TSV hat uns die Halle zum Kauf angeboten. Insgesamt muss man schauen, was an Kosten auf uns zukommt.

    Wie ist Ihre Haltung in dieser Frage?

    Hofmann: Solange der TSV die alte Halle nutzt, sollte sie auch beim TSV bleiben. Wenn wir in einer gleichen Größenordnung eine neue bauen können, dann bin ich für einen Neubau.

    Anderes Thema: Sie standen in der Stichwahl zum Bürgermeisteramt zusammen mit Siegbert Turbeis, der nun in der Verwaltung ihr wichtigster Mitarbeiter ist. Wie gestaltet sich das Verhältnis?

    Hofmann: Das Verhältnis ist ganz normal – wie vorher auch. Herr Turbeis hat dazu eine vernünftige Einstellung: Er ist Beamter und weiß, wie er seine Arbeit zu erledigen hat. Ich binde ihn auch überall mit ein, wo seine Kompetenz gefragt ist. Es gibt da keine Eitelkeiten. Das ist immer so: Mitarbeiter müssen zufrieden sein. Und wenn in der Verwaltung alles klappt, sind auch die Bürger zufrieden. Optimal ist es, wenn man gar nicht merkt, dass der Bürgermeister nicht im Haus ist.

    Eine besondere Situation ist, dass es im Gemeinderat mit elf neuen Mitgliedern einen großen Wechsel gegeben hat. Ihre Wählergruppe hat nur zwei Vertreter. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

    Hofmann: Wir haben in Röthlein den Vorteil, dass es keine Fraktionen gibt, egal wie stark die Gruppen vertreten sind. Da wird sehr konstruktiv gearbeitet. Sicher: Wenn in Heidenfeld ein Projekt ansteht, setzen sich die Heidenfelder besonders dafür ein. Das ist ganz normal. Aber jeder kann nach seiner eigenen Fasson abstimmen. Das ist für mich eine gute Ausgangslage. Von mir aus können wir so weiterarbeiten. Ich sehe ein gutes Potenzial für diese Amtsperiode. Denn es muss noch Einiges entschieden werden: Da kommt noch was auf uns zu, etwa bei Gebäudesanierungen.

    Welche Gebäude sind betroffen?

    Hofmann: Zunächst die TSV-Turnhalle; die Mehrzweckhalle in Heidenfeld hat aber eine noch ältere Bausubstanz. Das Rathaus und die Bibliothek sind auch in der Diskussion. Energetisch sind alle betroffen, daher sind wir der Energieagentur Schweinfurt beigetreten, um eine optimale Beratung zu sichern, damit uns die Energiekosten nicht davonlaufen. Dazu kommt, dass die Kinderspielplätze in sehr schlechtem Zustand sind; der erste wird im Herbst in Heidenfeld hergerichtet. Diese Frage haben im Wahlkampf viele Bürger an mich herangetragen. Der Umbau soll in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen werden.

    Ihre Amtszeit geht bis 2014. Stellen Sie sich vor, es wäre schon soweit: Was würden Sie dann über sich sagen wollen? Und was wollen Sie bis dann erreicht haben?

    Hofmann: Über mich möchte ich dann sagen, dass ich noch der Gleiche bin und meine Arbeit transparent bleibt. Ich möchte, dass mich die Bürger als Vorbild sehen. Das ist mir wichtig. Bis 2014 möchte ich einen Teil der angesprochenen Projekte verwirklicht haben. Ob das in der kurzen Zeit für alle gilt, kann ich nicht versprechen.

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