In der Stadtgalerie herrscht schon an einem normalen Samstag Trubel, mit Kommen und Gehen, Kinderlachen und auch mal -geschrei, und immer wieder sind auch Hunde zu hören. Dieses Mal überwiegt das Gebell der Vierbeiner, es ist eine Zuchtschau für Dackel mit Verhaltensbeurteilung und Rüdenschau, ausgerichtet von der Sektion Würzburg der Dackelzüchter. Die Kunden bleiben neugierig stehen und beobachten fasziniert das Treiben auf dem Hundeparcours.
Dort geht es, gemessen an der Zahl von 26 gemeldeten Dackeln, verhältnismäßig ruhig zu. Die Hunde sind solche Ausstellungen gewohnt, zumindest die, deren Besitzer sich wertvolle Wertungspunkte erhoffen und dafür viele Ausstellungen besuchen.
Lange Anreise
Sie reisen dafür auch ein wenig weiter an, etwa Peter Mender, der sich von Eckental bei Nürnberg mit drei Kurzhaardackeln auf den Weg gemacht hat. Fünf- bis zehnmal pro Jahr ist er mit seinen Hunden unterwegs, „seit 30 Jahren schon, auch im Ausland, es ist mein Hobby, und an den Hunden hängt mein Herzblut“. Mit seinen Hunden räumt er auch in der Stadtgalerie die Bestnote „vorzüglich“ ab, eine Steigerung von „sehr gut“.
Die Hunde selbst liegen zu dritt in einer großen Transportbox und ruhen sich aus. Weil sie die „Zwergen-Version“ von Kurzhaardackeln sind, ist es in der Box auch nicht zu eng. Immer wieder bleiben die Kunden der Stadtgalerie stehen und schauen in die Box hinein, und weil auch die Hunde neugierig sind, dürfen sie immer wieder raus, um sich Streicheleinheiten abzuholen. Die gibt es an diesem Tag mehr als reichlich.
Auch für vier Langhaar-Zwergdackel auf der anderen Seite des Parcours, der kurzfristigen Heimat von Ursula, Erich und Yvonne Kellersch aus Veitshöchheim. Die Familie erregt immer dann Aufmerksamkeit von den Hunden, „wenn es in der Tasche raschelt“, sagt Ursula Kellersch, Züchterin und Inhaberin von der Dackelzucht im Schloss Veitshöchheim. „Eigentlich haben wir sechs Hunde, zwei Rüden und diese vier Damen. Die Krawall-Diven, also die Rüden, haben wir daheim gelassen.“ Schon seit Urzeiten habe sie ein „Faible für Dackel, die kann ich nur brühwarm weiter empfehlen“. Nicht nur aus dem praktischen Grund, dass ihre Zwerg-Langhaardackel bei Flügen als Handgepäck gelten können. „Sondern einfach deshalb, weil es einfach keine besseren Hunde gibt. Einmal Dackel, immer Dackel.“
Das hätte auch das Motto des Tages sein können. Die Leidenschaft und Hingabe der Besitzer für ihre Hunde (und umgekehrt) ist ständig fast mit Händen greifbar. Das merkt man auch bei der Würzburgerin Theamine Zeitler, deren Rauhaardackel ein Charmeur vor dem Herrn ist. „Bei weiblichen Hunden zerfließt er“, sagt sie, während ihr Hund fast auf Kommando mit leuchtenden Augen einer fast dreimal so großen Pudeldame hinterher schaut. Plötzlich taucht ein männlicher Schäferhund auf, viermal so groß, und der wird als Konkurrent gnadenlos verbellt. Wegen ihres Alters geht Zeitler nicht mehr so oft zu Ausstellungen,„aber Dackel hatten wir schon immer, und wir sind mit ihnen auch auf die Jagd gegangen“.
Zwischendurch wird es doch mal richtig laut, als sich die Hunde aller möglichen Rassen um den Publikumspreis bewerben. Für die allermeisten von ihnen ist der Hindernisparcours eine zähe Angelegenheit, während ein trainierter Dackel schon nach einer halben Minute sein Leckerli verputzt. Nach einer halben Stunde sind dann wieder die Dackel unter sich.
„Ein Dackel ist pflegeleicht, wenn man ihn versteht“, sagt Jutta Graus, die mit zwei Rauhaardackeln von Taunusstein nach Schweinfurt gekommen ist. Ihre Hunde sind ein Herz und eine Seele, der kleinere wickelt den größeren immer wieder um die Pfote. Einer der beiden Dackel hat schon so viele Preise geholt, dass sie in diesem Bericht keinen Platz hätten. Auch Graus schwört auf Dackel. Deren Erziehung würde auf einer einfachen Prämisse fußen: „Man muss sturer sein als der Hund.“ Und: So lieb er auch sonst sei, „Dackel Toby wird bei der Jagd zur Wildsau“. Eine Erfahrung die auch Katja Döllner und Sohn Michael (Fürth) mit ihren Kurzhaardackeln gemacht haben. Mit ihren Hunden waren sie bei der Weltausstellung 2012 in Werl in Nordrhein-Westfalen, „wenn sie schon mal in Deutschland ist, dann wollte ich auch dahin“, sagt Katja Döllner und schaut amüsiert zu, wie ihre Hunde ihrem Sohn die Pommes aus dem Mund schauen. „Sie haben ihren eigenen Kopf und ihren eigenen Charakter“, sagt sie. Zwar hatte sie auch mal einen Rhodesian Ridgeback gehabt, gefühlt fünfmal so groß wie ein Dackel. Aber Dackel bleiben ihre Leidenschaft. Vielleicht auch, „weil der Dackel wegen seiner Eigenwilligkeit der Mensch unter den Hunden ist“.