"Unsere Wirtschaft ist in Zukunft für Fachkräfte nur dann attraktiv und damit auch wettbewerbsfähig, wenn wir ein familienfreundliches Klima schaffen", sagt Michael Bleicher, Geschäftsführer der Schweinfurter Firma bb-net media GmbH in der Lissabonstraße 4 im Industrie- und Gewerbepark Maintal. Seit Oktober ist bb-net Mitglied in der landesweiten Initiative "Familienpakt Bayern".
Mit dem im Jahr 2015 ins Leben gerufenen Familienpakt unterstreichen die Staatsregierung, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag, die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der Bayerische Handwerkstag die Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Initiative gibt Hilfestellungen, Impulse und Informationen. Auch biete sie eine Vernetzung der Betriebe, die "die notwendige Flexibilität für Familien erkannt haben", so Bleicher.
Fachkräfte gibt es nicht wie Sand am Meer
bb-net hat in den vergangenen Jahren ein ganzes Bündel von Maßnahmen realisiert, die die 65 Arbeitsplätze im Maintal attraktiv machen – "auch da es in der Region IT-Fachkräfte nicht gerade wie Sand am Meer gibt". Der Schwerpunkt liegt jedoch ganz klar bei der Familienfreundlichkeit.
Als Basis für mehr Flexibilität nennt beim Pressegespräch Alin Schulz-Stellmacher (Assistentin der Geschäftsführung) die technische Ausstattung der Arbeitsplätze. Alle Angestellten im kaufmännischen Bereich bekamen einen Laptop. Und weil alle Betriebsabläufe digitalisiert und Aktenordner abgeschafft sind, können die Mitarbeiter nicht nur in der Firma, sondern auch außer Haus arbeiten. Der Rahmen für Gleitzeit, Telearbeit und Home-Office ist vertraglich festgelegt.
Home-Office schließt um 18 Uhr
Das Arbeiten von Zuhause aus wird auf dem "kleinen Dienstweg" beantragt, also per Telefon. Anschließend ist die Abwesenheit in das Kommunikationssystem der Firma einzutragen, damit das betroffene Team informiert ist. Häufige Gründe für das spontane Fernbleiben sind die Krankheit eines Kindes und die Schließzeiten der Kindergärten. Weitaus vielfältiger sind die Anlässe für ein wenige Tage zuvor angemeldetes Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Geöffnet hat das Home-Office übrigens zwischen 7.30 und 18 Uhr. Ausnahmen gibt es häufig. "Insbesondere die Entwickler sind Nachtmenschen", sagt Bleicher. Nach 21 Uhr sollen diese aber auch nicht vor dem Bildschirm sitzen. Und: "Mehr als zehn Stunden am Tag geht gar nicht. Das kontrollieren wir."
Zumindest noch ist es die Ausnahme, dass Mitarbeiter nur zu Beratungen und Schulungen in den Firmensitz kommen. Doch auch diese Variante gibt es. Und da die digitalen Angebote bei der beruflichen Weiterbildung auf dem Vormarsch sind, können diese im Betrieb oder auch daheim und immer in der Arbeitszeit genutzt werden. Gleiches gilt für Kurse bei einer Wiedereingliederung.
Arbeitszeiten in der Fertigung
In der Fertigung findet keine Heimarbeit statt. Aber auch hier wurde ein flexibles Zeitmodell umgesetzt. Die Gleitzeit sieht einen Arbeitsbeginn zwischen 7.30 und 10.30 Uhr vor. Für die Pausen gibt es kein Zeitfenster. Auch können diese unter Einhaltung der Gesamtarbeitszeit beliebig ausgedehnt werden. Bei der Urlaubsplanung gilt, dass Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern bei den Terminen in den Ferien bevorzugt werden.
Für die Funktionsbereiche Einkauf, Vertrieb und Kundenservice hat das jeweilige Team zwischen 9 und 17 Uhr die Erreichbarkeit in eigener Verantwortung sicher zu stellen. Hier wie in allen Abteilungen existieren Vertretungspläne. "Der Automatismus sorgt dafür, dass nichts liegen bleibt", so Bleicher, der das Unternehmen nicht nur wegen der flexiblen Arbeitszeiten und dem Home-Office familienfreundlich aufgestellt sieht.
Dass beim Sommerfest und bei der Weihnachtsfeier nur zwei bis vier Entschuldigung vorliegen, freut den Geschäftsführer genauso wie das Interesse der Ehepartner und der Kinder, denen man bei diesen Gelegenheiten zeige "wie man tickt". Wer im Home-Office arbeitet, der bekommt Zubehör wie Tastatur oder Bildschirm gestellt, aber weder Kaffee noch Obst – im Betrieb ist beides kostenfrei zu haben.
bb-net kauft seit über 20 Jahren gebrauchte Informationstechnik (vor allem Computer) und führt diese nach einer Aufbereitung der Wiedervermarktung zu. Unter der Marke tecXL (Technik wie neu) werden die Geräte in den Markt gebracht.