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Der Freiheit eine Gasse

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Der Freiheit eine Gasse

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    Das Publikum wiederum ließ sich schnell anstecken von Safranskis Leidenschaft, von seinem scharfen Blick, seiner fesselnden Rhetorik, seiner stilistischen Brillanz. Ein großer Abend.

    "Der Mann hätte schon zehn Jahre tot sein müssen", sagten die Ärzte bei der Obduktion von Schillers Leiche im Mai 1805. So beginnt Safranski seinen Prolog und er erklärt daraus das Verhalten des (auch) Mediziners Schiller zu seinem schon früh kranken Körper. Vor diesem Hintergrund entwickelt Schiller seinen Begriff der Freiheit, den Kampf gegen die eigenen Prägungen und Zwänge. Er widerspricht dem Körper-Materialismus: Nämlich mit seinem "Es ist der Geist, der sich den Körper formt". Oder: Der Freiheit eine Gasse.

    "Wie viel Freiheit haben wir, wie frei ist das Gehirn?", fragt Schiller, der zu seinem Idealismus kommt, indem er den Kampf gegen den Materialismus aufnimmt. So lebt er durch den eigenen Enthusiasmus - "wenn in einen der Geist fährt, und der Geist einen lebendig erhält" - mindestens zehn Jahre länger, als es der Körper erlaubt. Diese schon früh entwickelte "Schicksalsmächtigkeit" wirkt ansteckend, sie verleiht Schiller sein Charisma.

    Anschaulich-humorvoll schildert Safranski Elternhaus, Jugendzeit, den Beginn der intellektuellen Karriere des Karlsschülers Schiller, um dann der beispiellosen Freundschaft mit Goethe viel Platz zu geben. Die hatte bei Schiller mit einer Antipathie begonnen: "Dieser Goethe, man müsste ihn penetrieren, man muss ihm ein Kind machen, er ist so unnahbar". Die Freundschaft, zugleich ein fruchtbares Arbeitsverhältnis, währt bis zum Tode Schillers, Goethe ist erschüttert: "Der Schiller trat jesusartig unter uns".

    Neben den Erfolgen als Dramatiker und Theatermann betont Safranski auch Schillers Bedeutung als Philosoph, der Anfang des 18. Jahrhunderts eine neue, explosive Denkweise propagierte: "Es ist eine Lust, Ich zu sagen". Und noch eine der griffigen Formeln Schillers legt Safranski seinen Zuhörern als besonders aktuell und brisant ans Herz: "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt". Gemeint ist die spielerische Transformation von Ernstfällen in rituelle Ersatzhandlungen: Aus dem Religiösen machen wir die Liturgie, aus Sexualität Erotik, aus Aggressionen Wettkämpfe, aus wirklichen Schlachten Redeschlachten. "Wenn wir noch besser lernen zu spielen", so Schiller, "dann werden wir auch humaner".

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