Er war der Bildhauer dreier bayerischer Könige: Johann Halbig. Der aufgrund seiner Verdienste geadelte Künstler wurde am 13. Juli 1814 in Donnersdorf geboren und starb 1882 in München.
Seine künstlerische Begabung hatte er – wie er selbst in autobiografischen Notizen festhielt – wohl von seinem Großvater Christian Halbig geerbt. Der war ein armer Bauer aus Hainert (Lkr. Haßberge), der neben der Landwirtschaft sich ohne entsprechende Ausbildung auch als Instrumentenbauer betätigte. Christian baute Geigen, Klaviere, Stahlharmonikas und die kleine Kirchenorgel in Hainert. Daneben lieferte er Tischlerarbeiten und betätigte sich als Bildhauer für Grabdenkmäler, Bildstöcke und einfache Altäre.
Zwei seiner Söhne wurden Künstler: Johann Adam Halbig arbeitete erfolgreich in Bamberg und in Ebrach. Der andere Sohn, Joseph Halbig, übersiedelte nach Donnersdorf, heiratete Kunigunde Albert und schuf als Bildhauer eine ganze Reihe sakraler Plastiken, unter anderem eine Kreuzigungsgruppe in der Knetzgauer Kirche und drei Altäre in der Donnersdorfer Pfarrkirche. Johann von Halbig ist der Sohn des Joseph und der Kunigunde.
Johann wuchs in einem zerrütteten Elternhaus auf. Zeitgenossen berichten, der Knabe habe nur „Jammer und Elend durchgemacht“ und die „schlechteste Erziehung“ genossen. Deshalb sei es aus „psychologischer Hinsicht höchst merkwürdig“, wie aus so einem Knaben ein so berühmter Mann werden konnte.
Die Familie war in Donnersdorf in der Außenseiterrolle. Man rümpfte die Nase, weil Halbigs Künstler waren, unstet, ohne regelmäßige Arbeit und ohne regelmäßiges Einkommen. Johann galt im Dorf als der böseste aller bösen Buben und trieb sich zumeist in der Flur herum. Lediglich zu Katzen habe sich der Junge hingezogen gefühlt, erzählte damals der Donnersdorfer Pfarrer. Im Spiel mit diesen Tieren habe Johann Raum und Zeit vergessen.
Weil sein Vater nicht mit Geld umgehen konnte, alle Einnahmen sofort wieder ausgab, herrschte oftmals bittere Not in der Familie Halbig. Der kleine Johann formte schon als kleiner Junge aus Lehm kleine Figuren und begann mit dem Schnitzen. Erste kleine Werke tauschte er ein gegen Brot und Obst.
Die zerrüttete Ehe der Eltern wurde 1831 geschieden. Vater Joseph Halbig siedelte nach Gerolzhofen über. Dort kaufte er im Jahr 1842 von Johann Fuchsenberger ein Haus in der Entengasse ab (heute Hausnummer 6). Arm und von der ganzen Familie verlassen starb er im Alter von 80 Jahren schließlich als Insasse des Gerolzhöfer Bürgerspitals.
Das Jahr 1831 war der Wendepunkt in Johann Halbigs Leben. Der 17-Jährige stahl seinem Paten Geld und eine Uhr, wurde inhaftiert und erhielt öffentlich 50 Rutenhiebe. Diese Bestrafung ruinierte seine gesellschaftliche Stellung in Donnersdorf vollends. Er verließ das Dorf und schlug sich nach München durch, wo sein sieben Jahre älterer Bruder Andreas bereits als Bildhauer arbeitete. Auch Andreas brachte es in München und Wien später ebenfalls zu internationalem Ruhm.
Durch die Vermittlung seines Bruders kam Johann zu Professor Ernst Mayer an die Polytechnische Schule in der Landeshauptstadt. Der Professor erkannte die außerordentliche Begabung des Johann Halbig und ermöglichte ihm die Aufnahme in die Königliche Akademie der Künste.
Zurückgekehrt von Lehr- und Wanderjahren in Italien machte sich Johann Halbig bei seinem Lehrer Ernst Mayer an seine ersten bedeutenden Arbeiten. Die Fülle seiner Werke ist schier unüberschaubar. Leider gibt es bis heute noch keine vollständige Auflistung aller Plastiken, die seine Werkstatt verlassen haben.
König Ludwig I. ernannte Halbig 1845 zum Professor der Bildhauerkunst an der Polytechnischen Schule, als Nachfolger des verstorbenen Ernst Mayer. Er wurde schließlich für seine künstlerischen Verdienste geadelt. Im Jahr 1869 holte von Halbig seine Mutter Kunigunde nach München und schuf nach ihrem Tod ein prächtiges Grabmal, das auch zur letzten Ruhestätte seiner Frau Katharina wurde, die 1877 starb. Die Ehe war kinderlos geblieben. Nach dem Tod der Ehefrau zog sich Halbig völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und beschäftigte sich ausschließlich nur noch mit seiner Arbeit.
Große Reichtümer vermochte der Donnersdorfer trotz des enormen Arbeitspensums nicht aufzuhäufen. Das meiste Geld vermachte er nach seinem Tod am 29. August 1882 per Testament seinen Katzen.
Literaturtipp: Der ehemalige Heimatpfleger Longin Mößlein hat sich im Jahrbuch 1982 des Frankenbunds ausführlich mit der Lebensgeschichte von Johann von Halbig beschäftigt.
Johann Halbigs Werke
Der aus Donnersdorf gebürtige Johann Halbig war ungemein produktiv. Der Meister und seine Angestellten im Bildhaueratelier lieferten eine Fülle von Arbeiten: Reiterstatuen, Tierplastiken, Porträtbüsten, Grabdenkmale und Werke der religiösen Kunst.
Zu den ersten Werken gehören die großen Reiterstatuen des Grafen Solms-Münzberg und des Festungsbaumeisters Speckle in Ingolstadt, sowie zwei Ritterfiguren an der Festung in Ingolstadt. Danach lieferte er Statuen für den Hofgarten in München.
Zu den bekanntesten Werken zählen der sitzende Löwe an der Hafeneinfahrt in Lindau am Bodensee und das kolossale Löwen-Vierergespann auf dem Siegestor in der Münchner Ludwigstraße. 18 allegorische Figuren mit den Volksstämmen der Deutschen lieferte Halbig zur Befreiungshalle in Kelheim. Atlanten nach dem Entwurf von Halbig schmücken die Vorhalle der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.
Mehr als 100 Porträtbüsten zählen zu Halbigs Werkkatalog, viele von ihnen stehen noch heute in der Walhalla und in der Bayerischen Ruhmeshalle. Die Figur „Die Religion“ wurde nach Brasilien verschifft, drei Gruppen aus Carrara-Marmor wurden für New York bestellt. Eines der letzten Werke war die zwölf Meter hohe Kreuzigungsgruppe in Oberammergau.