Zum Handwerkszeug von Philipp Katzenberger gehören vor allem sogenannte Molotow-Stifte. Mit diesen Lackmarkern zaubert der 31-Jährige lustige Comic-Figuren, Karikaturen oder Wandbilder. Und inzwischen kann der Schweinfurter Künstler sogar gut davon leben. Am 12. Juli ist er wieder bei der Veranstaltung HandArt auf dem Schillerplatz dabei.
In Würzburg hat Philipp Katzenberger seit einigen Jahren eine neue kreative Heimat gefunden. Gemeinsam mit neun anderen Künstlern arbeitet er in einer Ateliergemeinschaft in der Posthalle neben dem Hauptbahnhof. Dort sitzt er tagtäglich und zeichnet. „Gerade habe ich Aquarell wieder für mich entdeckt“, erzählt er, während er an einer Karikatur von Kabarettist Michl Müller arbeitet. „Ich hatte jahrelang eine Pinsel-Phobie, die ich aktuell in Selbsttherapie behandle. Ich bin eher der Stift-Typ. Damit kannst du überall draufmalen. Kürzlich hat mich zum Beispiel einer beauftragt, sein Holzregal zu bemalen.“
2009 hat sich Philipp als Künstler selbstständig gemacht. Das heißt, er bestreitet den größten Teil seines Lebensunterhalts mit seinen Bildern. Das heißt aber auch, oft kreativ sein auf Knopfdruck. „Ich sehe einfach, dass es geht. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich motiviert bin und gutes Feedback bekomme. Ich habe mir noch keine goldene Nase verdient, aber ich habe ein geiles Gefühl dabei. Und ich weiß, dass es inzwischen gut ist. Ich achte immer darauf, dass ich mich weiterentwickle. Teilweise ist es natürlich echt Job, wenn ich zum Beispiel für eine Sekretärin ihre Perserkatze male. Das würde ich mir nie an die Wand hängen, aber die Kundin ist glücklich und gibt mir doppelt so viel Geld wie ausgemacht.“
Zu seinen regelmäßigen Auftraggebern gehören unter anderem der Wildpark Schweinfurt oder der Blowout Skateshop in Würzburg. Dort macht er die komplette Grafik, sprich: Boards, Aufkleber, Flyer, Poster oder Tüten. Gelernt hat Philipp übrigens Kaufmann im Einzelhandel im Schweinfurter Skateshop Yo-C. So steht er noch zweimal die Woche im Blowout und verdient sich für Miete und Stromrechnung was dazu.
„Für meine Karikaturen habe ich inzwischen Festpreise, weil ich die so oft mache. Die kosten 150 Euro. Dann mache ich aber immer noch gerne kleine Tauschgeschäfte: Du arbeitest im Fahrrad-Laden und machst mir Weißwandreifen drauf, dafür mache ich dir die Zeichnung günstiger. Wenn eine große Firma an die Tür klopft, dann müssen die natürlich tiefer in die Tasche greifen als mein Kumpel. Ich habe die Leute aber mittlerweile auch erzogen, dass das Zeichnen für mich nicht nur ein Hobby ist, sondern mein Beruf.“
Auffällig sind die Wandbemalungen von Philipp. In Würzburg war er in der Diskothek Labyrinth oder im Café zum schönen Réné aktiv. Und in Schweinfurt hat er sich in den Skateshops Yo-C und Ride In verewigt. Zu Philipps Spezialitäten gehören aber auch kaputte Skateboards, die er zu kleinen Kunstwerken umgestaltet. Zu sehen unter anderem auf seiner Facebook-Seite.
Auf seiner Facebook-Seite oder der der Schweinfurter Jungkunst-Messe HandArt melden sich inzwischen wildfremde Leute, die Philipps Kunst im Netz entdeckt haben. Sein Markenzeichen ist ein Nagetier: „Der Biber ist beim Zeichnen entstanden. Und irgendwie fanden meine Kumpels den alle geil. Der ist dann auch auf diversen Wänden gelandet und hat sich inzwischen als Sympathieträger etabliert. Außerdem kann ich keine Pferde oder Diddl-Mäuse zeichnen.“
Seine Lehrer-Karikaturen oder Porträts unbeliebter Mitschüler mit übertriebener Zahnspange und Überbiss bescherten Philipp im Gymnasium sein erstes Publikum. Beeinflusst vom amerikanischen MAD-Magazin, vom dem er einmal einen Riesenstapel Hefte aus dem Altpapier gefischt hat. „Ich finde außerdem M.C. Escher total genial“, erklärt Philipp. „Voller Ehrfurcht verneige ich mich vor seiner Detailverliebtheit.“
Vorbilder aus der Street Art gibt es auch viele: „Shepard Fairey verehre ich, Jeremy Fish finde ich super, Dave Kinsey ist genial.“ Erste Einflüsse waren Lustige Taschenbücher, Asterix, Lucky Luke oder Clever & Smart. „Diese durchgedrehten Ideen, dass einfach mal eine Wurst im Hintergrund an der Wand hängt, fand ich immer cool. Das habe ich oft nachgezeichnet.“
Inzwischen hat Philipp längst seinen eigenen Stil gefunden. Wenn er nicht gerade eine Karikatur zeichnet, ein zertrümmertes Skateboard mit einem Gesicht verziert oder eine Wand in einem Café zum Blickfang macht, schmiedet er großflächige Pläne. „Ich würde gerne mal eine komplette Hauswand bemalen. Es gibt ja viele nackte Wände, wenn nebenan ein Haus abgerissen wurde, die sehen echt scheiße aus. Die Würzburger sind aber immer noch nicht soweit, diese Wände zur Verfügung zu stellen.“ Irgendwann will Philipp nur vom Malen leben. „Die Arbeit im Skateshop ist zwar okay, aber im Endeffekt verkauft man dort teure Schuhe an reiche Kinder.“
HandArt zum Sechsten: Design und junge Kunst, Samstag, 12. Juli, 10 bis 18 Uhr, Schillerplatz.