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SCHWEINFURT: Der Hund im Krankenhaus

SCHWEINFURT

Der Hund im Krankenhaus

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    Zaubern können die beiden nicht, doch kleine Wunder erledigen Sky und Gyde immer am Dienstag und am Donnerstag im Krankenhaus St. Josef. Die Schäferhunde kommen zweimal in der Woche mit ihrem Herrchen, dem Logopäden Eric Karstner.

    Ziel von Sky (sieben Jahre) und Gyde (zwei Jahre) ist stets die Akutgeriatrie im vierten Stock. Die Abteilung mit 20 Betten ist noch recht neu (seit Herbst 2012) und weit und breit auch ziemlich einzigartig. Chefärztin Dr. Roswitha Pfaffinger sorgt mit einem speziell weitergebildeten Pflegepersonal für das körperliche und seelische Wohlergehen der akut erkrankten älteren Patienten. Auftrag der Station ist das Erhalten oder Wiederherstellen der Selbstständigkeit der Patienten für das Leben in den eigenen vier Wänden.

    Zu den Voraussetzungen zählt eine frühestmögliche Rehabilitation parallel zu Akutdiagnostik und Akuttherapie. Ein multiprofessionelles Team aus Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie setzt sich für eine Verbesserung der motorischen und geistigen Funktionen – etwa nach einem Schlaganfall, bei Demenz oder nach einem Sturz – ein. Wegen des häufigen Nebeneinanders mehrerer Erkrankungen wurde ein interdisziplinäres Behandlungskonzept geschaffen, das alle Fachabteilungen des Krankenhauses einbezieht.

    Hund als Medium

    Weil heute das Team von der Zeitung gekommen ist, hat Eric Kastner seine beiden Helfer mitgebracht. Üblich ist, dass er von Gyde oder Sky begleitet wird. Besucht wird Patientin Ingrid Lang, die bei Kastner in Therapie ist. Und weil der Seniorin Leckerchen in die Hand gegeben werden, kommt neben der dominanten Gyde auch die Hündin Sky sofort.

    Vielleicht noch stärker als in der Therapie zeigt der Pressetermin, wo die Stärken der Vierbeiner liegen. Sie lassen alle Reserviertheit schmelzen und sorgen für eine zwanglose Unterhaltung, auch über die jeweils eigenen Hundeerlebnisse. Spätestens, wenn die Hand über das Fell streichelt, strahlen die Gesichter.

    Der Therapiehund ist das Medium, das auf der emotionalen Schiene zwischen dem Logopäden und dem Patienten vermittelt, das Kontakt und Vertrauen in kürzester Zeit schafft. Und irgendwie und ganz sicher nicht nur an diesem Tag bringen die Hunde Bewegung in die ganze Station. Sky und Gyde wecken Neugierde und Erinnerungen und sorgen allenthalben für Gesprächsstoff.

    Dr. Pfaffinger berichtet von Dementen, die geistig wie körperlich angesprochen und mobiler geworden sind.

    Seit einem halben Jahr findet am Krankenhaus St. Josef die tiergestützte Therapie des Logopäden statt. Davor waren viele Instanzen zu überwinden. Die Hausleitung und das Team auf der Station stimmten sofort zu. Der stets gleiche Weg der Hunde in den vierten Stock war zu beschildern, damit niemand auf Gängen oder Treppen plötzlich und unerwartet vor den Vierbeinern steht. Allergien waren abzufragen, der Hygienebeauftragte des Hauses einzubeziehen.

    Ausgesucht und ausgebildet hat Eric Karstner die Hunde. Die Befähigung zum Training hat er schriftlich. Erst hatte er sich den Züchter (kleine Anbieter, nicht mehrere Würfe auf einmal) ausgeguckt, dann den Wurf angeschaut, aus dem er den passenden Welpen (nicht vorlaut, aber kommunikationsbereit und kontaktfreudig) aussuchte. Weitere Kriterien: keine Angst, Spielfreude, klare Körpersprache.

    Zu lernen und zu erfahren gab es für die Hunde nach der Ausbildung zum Therapiehund im Krankenhaus noch viel. An fremde Gerüche, an die vielen Menschen und an die ungewohnte Umgebung waren die Vierbeiner zu gewöhnen. Mittlerweile kennen sich die Hunde auf Station bestens aus, freuen sich auf die Patienten im Krankenzimmer (nur auf Wunsch). Eric Kastner muss sehen, wann aus dem Spiel Stress wird. Dann bringt er den Hund in einen extra eingerichteten Ruheraum. Auch achtet er darauf, dass sich Tier und Mensch in Augenhöhe begegnen, dass keine Seite überfordert wird.

    Beim Abschied auf dem Gang kommt Besuch für einen Patienten. Der Mann freut sich, als er die Hunde sieht, spricht mit einer Pflegerin über die Vierbeiner und alsbald über Schweinfurt und die Welt. Die Kommunikation passt, auch oder gerade wegen Sky und Gyde.

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