Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

EBRACH: Der Kaisersaal ist derzeit Großbaustelle

EBRACH

Der Kaisersaal ist derzeit Großbaustelle

    • |
    • |
    Der Kaisersaal in der heute als Jugendgefängnis genutzten ehemaligen Zisterzienserabtei in Ebrach gilt als Meisterwerk barocker Raumkunst. Ebenso beeindruckend ist das Raumgerüst, das für seine mit Kosten von 1,68 Millionen Euro veranschlagte Restaurierung aufgestellt wurde. Im Mai 2017 soll der Fest- und Konzertsaal wieder in neuem Glanz erstrahlen.
    Der Kaisersaal in der heute als Jugendgefängnis genutzten ehemaligen Zisterzienserabtei in Ebrach gilt als Meisterwerk barocker Raumkunst. Ebenso beeindruckend ist das Raumgerüst, das für seine mit Kosten von 1,68 Millionen Euro veranschlagte Restaurierung aufgestellt wurde. Im Mai 2017 soll der Fest- und Konzertsaal wieder in neuem Glanz erstrahlen. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Er gilt als ein absolutes Meisterwerk barocker Raumkunst. Wer allerdings derzeit wegen des Kaisersaals in die heute als Justizvollzugsanstalt für junge Strafgefangene genutzte ehemalige Zisterzienserabtei nach Ebrach kommt, steht vor verschlossenen Türen.

    Und auch der bekannte „Ebracher Musiksommer“ muss 2016 auf den Kaisersaal als sein „Wohnzimmer“ verzichten. Grund ist die umfassende Sanierung für satte 1,68 Millionen Euro.

    Der Hausherr, JVA-Leiter Gerhard Weigand, betont, während die Handwerker auf der Baustelle umherwuseln: „Eine riesenaufwändige Geschichte. Es läuft aber alles planmäßig und sehr gut“.

    Apokalyptisches Lamm

    Allein das Raumgerüst ist beeindruckend. Es dient als Arbeitsbühne für die Restaurierung der Wände, Wandgemälde, Fensterlaibungen, der Stuckdecke mit dem zentralen Deckenfresko „Das apokalyptische Lamm vor der Kulisse des Zisterzienserordens“ (1722) des Würzburger Hofmalers Anton Clemens Lünenschloß sowie der zur farblichen Absetzung vom weißen Stuck rotmarmorierten Säulen.

    Das massive Gewicht des Gerüstes machte Stützmaßnahmen in den Räumen unter dem Kaisersaal erforderlich. Der entstand von 1717 bis 1723 im Anschluss an das prunkvolle Treppenhaus der Nordfassade. Mit der Restaurierung der Wand- und Deckenflächen gehen im Kaisersaal zusätzliche Brandschutzmaßnahmen und die Erneuerung der gesamten Elektroinstallation einher.

    Hoch hinaus geht es derzeit auf den für die Restaurierung aufgestellten Gerüsten im Ebracher Kaisersaal.
    Hoch hinaus geht es derzeit auf den für die Restaurierung aufgestellten Gerüsten im Ebracher Kaisersaal. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Der als Fest- und Konzertsaal dienende Kaisersaal im Obergeschoss der Anlage bildet normalerweise jedes Jahr neben der Ebracher Abteikirche des ehemaligen Zisterzienserklosters, dem Regentenbau von Bad Kissingen und der Konzerthalle Bamberg den stilvollen Rahmen für den Ebracher Musiksommer.

    Jener Höhepunkt der klassischen Musik strahlt nicht zuletzt aufgrund der Aufzeichnung und Übertragung der Konzerte durch den Bayerischen Rundfunk weit über Ebrach und Oberfranken hinaus.

    Musiker der ganzen Welt treffen sich hier seit 1990 und damit seit über 25 Jahren unter der künstlerischen Leitung des Dirigenten Gerd Schaller in einer der schönsten Räumlichkeiten der Region.

    Da die im Oktober 2015 angelaufenen Renovierungsarbeiten voraussichtlich spätestens im Mai 2017 abgeschlossen sein sollen, kann der Ebracher Musiksommer immerhin im nächsten Jahr wieder für Konzerte in den Kaisersaal zurückkehren. Solange können hier natürlich aber auch keine Führungen stattfinden.

    Betroffen von den aktuellen Baumaßnahmen ist ferner das unter anderem zum Kaisersaal führende Treppenhaus im Mittelteil des langgestreckten Nordtraktes aus dem Jahre 1715.

    Es zählt zu den prächtigsten in Franken und entstand nach dem Vorbild von Schloss Weißenstein in Pommersfelden.

    Zur barrierefreien Erreichbarkeit des Kaisersaals ist in diesem Bereich ein Aufzug eingebaut worden. Ebenso sind bereits die WCs mit der neuen behindertengerechten, ebenerdigen Toilette im Erdgeschoss im Anschluss an das Treppenhaus fertig.

    Museum der Geschichte bleibt zu

    Doch nicht nur Kaisersaal und Treppenhaus werden noch geraume Zeit gesperrt bleiben. Obendrein müssen die Touristen und kulturhistorisch Interessierten 2016 auf den Besuch des Museums der Geschichte Ebrachs verzichten.

    Es ist auf der selben Etage wie der Kaisersaal am Ende des vom Treppenhaus abzweigenden östlichen Ganges in der Prälatur, also der ehemaligen Abtswohnung, untergebracht. Wie berichtet, hatte der von einem Leck in einem Heizkörper im einstigen Schlafgemach des Abtes verursachte Wasserschaden zur Entdeckung des Hausschwamms in den vom Museum genutzten Räumen geführt. 250 000 Euro werden für die Bekämpfung des holzzerstörenden Hausfäulepilzes und die Sanierung der Räume anfallen.

    So muss der Markt Ebrach in dieser Fremdenverkehrssaison gleich auf mehrere seiner touristischen Anziehungspunkte verzichten. Nur die Klosterkirche ist schlussendlich übrig geblieben. Dafür ist der Gemeinde mit dem Baumwipfelpfad der Bayerischen Staatsforsten auf dem nahen Radstein an der B 22 inzwischen allerdings eine neue Attraktion erwachsen.

    Der Kaisersaal in Ebrach

    Zu jener Zeit, als es die Äbte des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland an Repräsentation und Glanz mit anderen geistlichen und weltlichen Fürsten aufzunehmen gedachten, entstand auch in der Zisterzienserabtei Ebrach von 1717 bis 1723 der sogenannte Kaisersaal. Er galt schon damals als einer der schönsten Konzertsäle Frankens.

    Er dürfte, wie viele andere Kaisersäle, in der Hoffnung auf einen Besuch des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation errichtet worden sein. Daher kommt eben der Name Kaisersaal.

    Der Festsaal ist zugleich das Prunkstück der Prälatur als den privaten und repräsentativen Abtsräumen gewesen, in denen heute am Ende des östlichen Ganges im ersten Obergeschoss das Museum der Geschichte Ebrachs untergebracht ist.

    Ursprünglich sollen Kaiser, Päpste und Fürsten als Statuen vorgesehen gewesen sein, welche die Stifter, Förderer und Schutzherren des Ebracher Klosters repräsentieren sollten. Die Figuren sind aber entweder letztendlich nicht zur Ausführung gekommen oder nicht erhalten geblieben. novo

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden