Am Deutschhof steht der Nachlass eines „Global Player“: 1437 kaufte die Freie Reichstadt Schweinfurt das sogenannte Deutschfeld vom einstmals mächtigen „Deutschen Ritterorden“, im Ordensland Preußen längst auf dem absteigenden Ast. Auf dem Areal entstand ein großer Gutshof vor den Toren der Stadt, der 1619 in den Besitz der Hospitalstiftung überging. Die Anlage gibt es bis heute, der Namensgeber des gleichnamigen Stadtteils hat selbst den Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstanden.
1897 wurde hier Elisabeth Thiessen geboren, die später in Russland Kriegswirren, Revolution und Stalinzeit überlebt hat, Charlotte Hofmann-Hege hat ihr mit der Biographie „Alles kann ein Herz ertragen“ ein Denkmal gesetzt. 1982 wurde das verlassene landwirtschaftliche Gut dann durch die evangelische Kirche übernommen. Im Schweinestall entstand ein Kindergarten, ein Gemeindesaal in der Scheune, aus dem Pferdestall wurde ein Wohnhaus. Eine „Oase der Ruhe“ ist entstanden, mit Gottesdiensten, dem Bibel- und Gebetskreis der Aussiedler und gemeinsamen Gesprächsrunden.
Nun lud Pfarrer Christian Freiherr von Rotenhan zu einer kleinen, aber würdevollen Dankesfeier ein: Der Kirchensaal ist endlich abbezahlt, dank der unermüdlichen ehrenamtlichen Hilfe eines Förderkreises. 2008 wurde der Andachtsraum eingeweiht, im ehemaligen Kornspeicher. Nun ist der Schuldenberg von rund 140 000 Euro abgetragen. Pfarrer von Rotenhan bedankt sich bei seinen „wackeren Kämpferinnen“, allen voran den Gründerinnen des Förderkreises: Gudrun Dimigen, ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied, Cordula Zellfelder, bis 2007 Pfarrerin am Deutschhof (heute in Wasserburg am Inn), sowie Clarissa Hannig, stellvertretende Vertrauensfrau der Kirchengemeinde.
„Mit Gottes Hilfe haben wir das getan“, stellt der Seelsorger fest, der mit Sankt Lukas noch einen weiteren Sprengel betreut. „Im Gut Deutschhof tut sich was“: Das sei das Motto gewesen, erinnert sich Clarissa Hannig. Es sei auch darum gegangen, den Zusammenhalt der Deutschhof-Gemeinde zu stärken, sagt Mitstreiterin Gudrun Dimigen. Stolz verweisen die Frauen auf einen handgeknüpften Wandteppich im Gemeindesaal, wo lange die Gottesdienste abgehalten wurden: eine der ersten gemeinsamen Aktionen. Lesungen, Benefiz-Essen, Konzerte, Tombolas, Flohmärkte brachten das nötige Kleingeld zusammen, vor allem durch den Denkmalschutz wurde das Projekt teuer, aber auch Beleuchtung, Akustik und sonstige Technik forderten ihren Tribut. Die weltlichen Schulden sind nun abbezahlt, der Förderkreis will sich aber jetzt nicht einfach sang- und klanglos auflösen: „Der Gemeindesaal müsste auch schon wieder saniert werden.“