Für den jungen Sänger ist es eine tolle Abwechslung, aber auch eine große Herausforderung, zum ersten Mal vor großem Publikum mit dem aufgesetzten Headset nicht nur zu singen, sondern gleichzeitig zu spielen. Nico Heilmann: „Es ist schon etwas anderes, als im Chor dazustehen und vom Blatt zu singen“.
Nicos Singtalent bald erkannt
Schon in der Grundschule war Nicos Singtalent erkannt worden. Eines Tages meinte die Leiterin des Schulchors, er solle sich doch einmal bei einem größeren Chor bewerben. Doch wo, das war die große Frage. Da traf es sich gut, dass Vater Thomas dem Projektchor der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Franziskus am Steigerwald“ angehört. Von dessen Leiter, Dekanatskantor Karl-Heinz Sauer, kam der Tipp, es bei den Würzburger Domsingknaben, einem der traditionsreichen Knabenchöre in Deutschland, zu probieren.
Im Januar 2007 sang Nico bei Domkapellmeister Martin Berger vor. Obwohl er eigentlich vom Alter schon etwas spät dran war, schaffte er die Aufnahme in den Chor für die Einsteiger. Seitdem ging's im Schnelldurchlauf weiter.
Im September 2007 wechselte Nico in den B-Chor, der wie der Vorchor die Gottesdienste im Dom mitgestaltet, und ein gutes Jahr später im Oktober 2008 in den A-Chor, der bereits eigene Konzerte gibt. Ein besonderes Erlebnis war für den jungen Michelauer, der jetzt am Montag 13 Jahre alt geworden ist, dabei die alljährliche Konzertreise, die heuer vom 28. Mai bis 5. Juni nach Spanien in die Region um Malaga führte.
Nach einer Probe der Domsingknaben hatte Professor Berger mehrere der Jungs zu sich gerufen, und sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, im Theater aufzutreten. Am Ende blieben sieben junge Sänger für die Rolle der drei Knaben übrig. So können sich jetzt zwei Besetzungen abwechseln, das heißt alle kommen regelmäßig zum Zug.
Nachdem Maß genommen worden war, bekam Nico sein eigenes Kostüm geschneidert. Nur die eigenen Haare kürzen und färben zu lassen, das war ihm doch zu viel des Guten. So schwitzt er lieber unter der roten Perücke. Nicos Theater-Premiere wird allerdings ohne seine Eltern und seine Brüder Marcel und Mario über die Bühne gehen. Die Heilmanns haben für den 28. Oktober keine Karten mehr bekommen und hören und sehen sich seinen großen Auftritt deshalb später an.
Lampenfieber kennt Nico übrigens nicht. Das belegen mehrere Soloauftritte, die er hinter sich hat. Nur beim allerersten Mal sei er noch aufgeregt gewesen, bekennt er.
Erst kürzlich sang sich Nico in der Bischwinder Wallfahrtskapelle mit dem „Ave Maria“ und dem „Ave verum“ buchstäblich in den höchsten Tönen in die Herzen der Zuhörer. Ihm bereitet nämlich auch der Sopran keine Probleme, obwohl er bei den Domsingknaben von Professor Berger im Alt eingesetzt wird.
Sobald Domsingknaben wie Nico übrigens in den Stimmbruch kommen, legen sie eine kurze Pause ein, um danach wieder mit leichtem Stimmtraining einzusteigen. Dann wird der „Knabe“ aus Mozarts „Zauberflöte“ als „junger Herr“ zurückkehren, wie die Bassisten und Tenöre nach dem Stimmbruch genannt werden. Jedenfalls wird Nico, der schon länger Posaune in der Heimatkapelle Michelau spielt, demnächst zusätzlich Klavierunterricht nehmen.
Teilweise täglich nach Würzburg
Claudia Heilmann ist jetzt erst einmal froh, dass die Premiere vor der Tür steht. Zeitweise war seit Mai immerhin zwei Mal pro Woche, zusätzlich zu den normal weiterlaufenden zwei Proben der Domsingknaben, die Singspiel-Rolle eingeübt worden. Eine Woche lang ging es sogar täglich nach Würzburg. Nicos Mutter: „Die vergangenen Wochen und Monate waren aufgrund der ständigen Fahrten schon anstrengend.“
Doch vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Fleiß gesetzt. Nicos weitere Auftritte sind übrigens am 7. und 24. November, an Silvester und an Dreikönig geplant.