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Der kühle Glanz der Schönheit

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Der kühle Glanz der Schönheit

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    Schweinfurt - Eine gute Nachricht für Blondinen: Die Zeit der Witze ist passé. Blondgefärbte Haarpracht ist wieder in - auch bei der Wahl zur Miss Schweinfurt in der Oberndorfer Diskothek Mad. Die "Miss Germany Corporation" wollte die schönste Schweinfurterin finden und ehrte am Ende eine Bürokauffrau aus Fürth: Natürlich "künstlich blond". Würde hinter den Bullaugen der Lounge das tiefblaue Meer der Cote d'Azur statt der Menge der Discobesucher wogen, man könnte sich beim Cocktail-Geplauder mit Nr. 2 und Nr. 7 wie in der Werbung für Schokoladenkugeln fühlen (die mit dem Goldpapierchen).

    Die hochgewachsene Nr. 2 heißt Natalia Bauer, ist süße 17 Jahre alt, kommt aus Aschaffenburg und eigentlich aus Kasachstan, wie sie mit charmanten Akzent verrät. Hinter Nr. 7 verbirgt sich Bettina Domeier, eine 22-jährige Augenoptikerin aus Nürnberg, die auch außerhalb ihrer Arbeitszeit zum Hingucken zwingt.

    Beide wirken kühl, abgeklärt und ein wenig vereinsamt, also durchaus wie professionelle Models. Nett sind sie auch noch - und natürlich äußerst gutaussehend. Ein bißchen fühlt man sich in Gegenwart von Nr.  2 und Nr.  7 schon wie 007.

    Um das größte Geheimnis des Abends vorneweg zu lüften: Kaum eine der zehn Kandidatinnen für die Miss Schweinfurt kommt aus Schweinfurt - angeblich nur eine einzige. Der Laie erfährt, daß man als "Miss" derartige Titel sammelt wie andere Leute Modell-Bierlaster.

    "Ich zum Beispiel war schon mal Miss Zwiesel und Miss Neumarkt", erzählt Bettina. Natalia war auch schon mal Miss Neumarkt und außerdem fast Miss Aschaffenburg. Was sagen die Eltern dazu? "Mama findet es gut". Und Papa? "Der findet es auch toll."

    "Wo ist eigentlich Mister Bayern?" will Lutz Riemenschneider, der unermüdliche Moderator wissen. Brav steuert der schönste Bajuware des Jahres 2003 seinen Platz in der Jury an. Beim Anblick von Daniel Groschups Luxuskörper lösen sich die James-Bond-Phantasien rasch in Luft auf. Oh liebe Natur, wie ungleich verteilst du nur deine Gaben? Um kurz vor zwölf wird es dann ernst: Die zehn Grazien schweben auf der drehbaren Tanzfläche ein. Gewiss, die Löwinnen, die hier über die Bühne schreiten, wären für ein verwöhntes Publikum in München, Berlin oder Hamburg wohl eher Kätzchen. Aber in Schweinfurt bemüht man sich redlich, einen Eindruck von Professionalität zu geben.

    Das gilt nicht zuletzt für den Moderator. Riemenschneider -"wie der Bildhauer" - heizt seinem jungen Publikum mächtig ein. "Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, wie Du am Flughafen die Frauen, äh, Herren abtastest", kommentiert der gebürtige Hesse den Auftritt der Luftsicherheitsassistentin Katja. Die dunkelhaarige 23-Jährige sieht tatsächlich eher selbst wie eine Gefährdung der Luftsicherheit aus.

    Die Jury besteht unter anderem aus einer jungen Kollegin vom Lokalfernsehen, der Mitarbeiterin eines Nagelstudios - ein Schuft, wer Böses dabei denkt -, einer Friseuse und dem schon erwähnten Mister Bayern. Die Kandidatinnen bestehen erst ein Interview (sprich, beweisen, dass sie in ein Mikrofon sprechen können) und heben dann im Badeanzug die Raumtemperatur weiter an.

    Gegen zwei Uhr darf das Publikum dann mitentscheiden, wem die drei ersten Plätze gebühren. Nachdem alle Punkte vergeben sind, steht die Schönste fest: Nr.  9, Verena Schreiner aus Fürth bekommt von Mister Bayern die schwarz-rot-goldene Siegesschärpe umgelegt und ihre Krone aufgesetzt. Wie bei einer Papstwahl steigt weißer Rauch auf. Fast scheint es, als würden darin die drei Siegerinnen in Richtung Olymp entrückt.

    Zum Glück legen sich nach einigen Minuten die Schwaden wieder, und die 24-jährige neue "Miss Schweinfurt" gibt noch schnell eine improvisierte Pressekonferenz. Außer einer gewissen Naivität ("Waren die Fernsehaufnahmen vorhin live?") und früher Lebenserfahrung ("Wir Models bleiben länger Single als andere") legt Verena dabei auch noch ein gesundes Misstrauen gegenüber den Medien an den Tag: "Schreibt bloß nichts Schlechtes über mich." Niemals. Einer weiteren Karriere in Richtung  "Miss Bayern" steht nun nichts mehr im Wege.

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