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GEROLZHOFEN: Der lautlose Rückzug der DAK

GEROLZHOFEN

Der lautlose Rückzug der DAK

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    Das war's: Auf diesem einfachen DIN A 4-Blatt am Eingang des letzten Standorts in der Weiße-Turm-Straße kündigt die DAK ihren Rückzug aus Gerolzhofen an.
    Das war's: Auf diesem einfachen DIN A 4-Blatt am Eingang des letzten Standorts in der Weiße-Turm-Straße kündigt die DAK ihren Rückzug aus Gerolzhofen an. Foto: Foto: Norbert Finster

    Die DAK-Gesundheit hat keine Geschäftsstelle mehr in Gerolzhofen. „Bitte beachten Sie, daß wir nur noch bis 30. 06. 2012 persönlich für Sie in Gerolzhofen erreichbar sind“, heißt es lapidar auf einem DIN A 4-Blatt, das an der Eingangstür der letzten Geschäftsstelle hängt. Die war in einem winzigen Zimmerchen im Nebengebäude der Verwaltungsgemeinschaft in der Weiße-Turm-Straße untergebracht. Zuletzt war sie noch an zwei Tagen in der Woche geöffnet.

    Vom Rückzug der DAK-Leben erfuhren weder die Mitglieder aus der Region Gerolzhofen – etwa durch ein persönliches Anschreiben – noch die niedergelassene Ärzteschaft.

    Verschwunden ist auch der Briefkasten am Eingang der Geschäftsstelle. Damit sind alle Mitglieder gezwungen, ihren Schriftverkehr mit der Kasse (Krankmeldungen, Heil- und Kostenpläne und anderes) auf postalischem Wege abzuwickeln.

    Wirtschaftliche Gründe nennt Jörg Müller, Leiter des DAK-Servicezentrums in Schweinfurt, als einen Grund für die Auflösung der Geschäftsstelle. Und: Immer mehr Mitglieder haben sich zuletzt per Telefon oder E-Mail mit ihren Anliegen an die Kasse gewandt. „Mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagt Müller fast genauso lapidar wie der DIN A 4-Anschlag an der Ex-Geschäftsstelle.

    Wer jetzt aus der Region Gerolzhofen das persönliche Gespräch mit einem DAK-Mitarbeiter wünscht, der muss sich schon nach Schweinfurt, Kitzingen oder Haßfurt wenden, heißt es weiter auf dem Zettel an der DAK-Geschäftsstelle. Müller sagt aber, dass es bei Bedarf auch Hausbesuche von DAK-Mitarbeitern gibt. Die Ärzte vor Ort seien nicht über die Schließung informiert worden, weil sie in dieser Frage „nicht weiter betroffen sind“, so Müller.

    Wie viele Mitglieder die DAK im Raum Gerolzhofen hat, sei nicht genau aufzuschlüsseln, sagte der Sprecher auf eine weitere Frage.

    Damit ist von den Krankenkassen nur noch die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) in der Stadt vertreten, und das mit einem repräsentativen Gebäude in der Bürgermeister-Weigand-Straße. „Es steht schon in unserem Namen, dass wir vor Ort sein wollen; das O steht für Ortsnähe“, sagt Lothar Zachmann, stellvertretender Pressesprecher der AOK-Direktion Schweinfurt. Deshalb denke die AOK momentan nicht daran, irgendetwas an ihren elf Standorten in der Region Main-Rhön zu ändern. Die Hauptstellen sitzen hierbei in Schweinfurt, Bad Kissingen, Bad Neustadt/Saale und Haßfurt. Dazu kommen sieben weitere Vertretungen in den ehemaligen Kreisstädten der Region.

    Anders als die DAK hält Zachmann auch im digitalen Zeitalter den persönlichen Kontakt für wichtig. „Natürlich müssen wir per E-Mail zu erreichen sein, aber wir wollen ebenso das persönliche Gespräch am Ort ermöglichen.“

    Mit der Schließung der DAK-Geschäftsstelle geht eine lange Geschichte dieser Kasse in der Stadt zu Ende. Der Gerolzhöfer Franz Sußmann, der von 1974 bis 2009 bei der DAK arbeitete, hat sie fast auswendig im Kopf. Zuerst war die DAK in den 60er Jahren in der Steingrabenstraße bei Fliesen Leopold zu Hause, wo mit Erna Schricker eine aktive Mitarbeiterin saß. Von 1967 bis 1981 hatte die Kasse dann ihren Sitz im rückwärtigen Teil der Castell-Bank in der Salzstraße. Der nächste Umzug ging in die Grabenstraße 23, wo heute eine Zahnarztpraxis, Krankengymnastik und einiges mehr untergebracht sind.

    Das war die große Zeit des Helmut Birkel, der die DAK in Gerolzhofen groß machte. Die Mitgliederzahl wuchs von 700 auf knapp 4000 und Gerolzhofen wurde zu einer völlig selbstständigen Bezirksgeschäftsstelle. Sechs Mitarbeiter waren dort im Einsatz. „In dieser Zeit arbeitete ich manchmal bis 10 Uhr abends, doch wenn ich am Ende drei neue Mitglieder hatte, war ich trotzdem glücklich“, erinnert sich Franz Sußmann. Das Einzugsgebiet war in dieser Glanzzeit riesig, umfasste den alten Landkreis Gerolzhofen bis hinüber nach Ober- und Untereisenheim plus Geiselwind. Eigene Sprechtage gab es in Volkach und Geiselwind.

    Die erste große Zäsur dann 1996. Aus der Bezirksgeschäftsstelle wurde die Geschäftsstelle Gerolzhofen mit nur noch zwei Mitarbeitern, die Chefs saßen nun in Schweinfurt. Gleichzeitig wieder ein Umzug – diesmal von der Grabenstraße in die Marktstraße ins Gebäude der damaligen Volksbank.

    Für ganz kurze Zeit war die DAK zum Schluss noch in den Arkaden des Zehnthofs, bevor im März 2010 der letzte Umzug ins VG-Nebengebäude anstand. Seit dem 30. Juni 2012 ist die DAK nun nicht mehr in Gerolzhofen ansässig.

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