Es sind verschiedene Dinge, die den verschworenen Haufen seit langem verbinden. Das beginnt schon mit gemeinsamen Schul- und Jugendgruppenzeiten. Ganz oben stehen aber die Liebe zur Heimatstadt Gerolzhofen und die Lust am Schafkopf-Karten, die vor zehn Jahren zur Gründung der „Beutelkarter“ geführt hat. Und auch zum Jubiläumstreffen kamen selbst diejenigen, die irgendwann weggezogen sind, wieder teils von weit her angereist.
Begonnen hat alles, wie gesagt, indem sich ein paar alte Freunde und Kameraden aus der Schul- oder auch aus der Jugendgruppenzeit in DJO (Deutsche Jugend des Ostens) und KJG (Katholische Junge Gemeinde) erstmals 2002 zur fröhlichen Runde wieder im Gasthaus „Zum Kapellenbertg“ zusammenfanden. Seitdem bauten sie diesen Kreis kontinuierlich aus.
So konnten zum zehnjährigen Bestehen drei Kartpartien an den Start gehen, nachdem zunächst für den vor drei Jahren gestorbenen „Beutelkarter“ Franz Reik ein ehrendes Gedenken eingelegt wurde.
Der Beutelkarter-Kopf
„Kopf“ der „Beutelkarter“ ist nicht der Euro-gierige BKB (Beutelkarter-Bär), der stets mit von der Partie ist (von ihm später mehr), sondern Helmut Schmidt. Ihn hat es nach Plattling verschlagen und so kommt er jedes Mal mit dem Zug angereist, wo ihn der in Markt Bibart wohnende Wolfgang Grosch am Bahnhof in Markt Bibart „aufliest“ und am Abend wieder abliefern wird.
Die aufgrund der verdrehten Buchstaben und „Hieroglyphen“ im wahrsten Sinne des Wort rätselhaften Rundschreiben Schmidts werden schon immer von den anderen sehnsüchtig erwartet. Sie dienen dazu, die gemeinsamen Unternehmungen zu planen und alle auf dem Laufenden zu halten.
Vervollständigt wird die Truppe um Helmut Schmidt und Wolfgang Grosch von Walter Mende (Dombühl bei Ansbach), Ewald Grieser (Marktheidenfeld), Horst Schmidt (Kulmbach) und Berthold Blomeyer jun. (Bürgstadt bei Miltenberg) sowie von Gerhard Schmitt, Gottfried Ach, Ernst Klinger und Franz Kneißl (alle Gerolzhofen). Zwischen 70 und 77 Jahre sind sie inzwischen alt.
Zusätzliche Unterstützung erhielt die Truppe zum Jubiläum diesmal von zwei Aushilfskartern. Die Gäste waren dabei Helmut Schmidts Ehefrau Annemarie und der ebenfalls aus Plattling mitgebrachte Gerhard Himsl.
Zuhause sind die Beutelkarter von der ersten Stunde an bei Christine Ach, wo sie sich bestens bewirtet und verköstigt fühlen. Nur zweimal hatten sie es in der langen Zeit gewagt, das Lokal zu wechseln und ihrer Wirtin den Rücken zu kehren, um danach für immer reumütig zurückzukehren, so Helmut Schmidt.
Meist am ersten oder zweiten Freitag führt die „Beutelkarter“ das gemeinsame Karten in der Steigerwaldstraße in Gerolzhofen zusammen. So gegen 10 Uhr geht es los, nachdem die Zusammensetzung der einzelnen Partien mittels der als Lose dienenden Schokoladentafeln ermittelt ist.
„Kill ihn!“
Unterbrochen von Mittagessen und Kaffee wird dann bis gegen 17.30 Uhr viel gelacht und gute Laune verbreitet. Schon draußen von der Straße kann man sie von weitem hören, wie sie drinnen zugange sind. Da ist auch schon mal die Aufforderung „Kill ihn!“ oder „Mach ihn fertig!“ zu hören, wenn jemand einen Solo oder Bettel spielt. „Es ist jedes Mal eine Mords Gaudi“, betonen sie dann auch alle miteinander.
Zum Jubiläumstreffen gab es übrigens obendrein einen Sektempfang. Die Kosten dafür, also auch für Kaffee und Kuchen am Nachmittag, hatten zwei Beutelkarter anlässlich ihrer kürzlich gefeierten Geburtstage spendiert.
Treuer Begleiter der Kartfreunde ist der erwähnte BKB (Beutelkarter-Bär). Er wird jedes Mal pro Teilnehmer mit einem Euro und der Hälfte des Gewinns gefüttert, um damit anfallende Kosten, wie etwa für die Rundschreiben und die gemeinsamen Projekte, zu bestreiten.
Gerne denken die Karter an Ausflüge in die Tauern, an Chiem- und Bodensee, oder etwa auf den Zabelstein zurück.
In Übersee am Chiemsee hat es seinerzeit im Haus des Sohnes von Wolfgang Grosch auch mit dem ersten Solo-Du geklappt. Der Filius weilte zu diesem Zeitpunkt beruflich in Kairo und hatte den Nachbarn damit beauftragt, ein Auge auf das Haus zu werfen. Der gute Mann rief schließlich mitten in der Nacht sehr beunuhigt in der ägyptischen Hauptstadt an und meldete lauten Lärm im Haus. Doch es war nur der Vater mit seinen Kartbrüdern, wie sich herausstellte. Jedenfalls wurde es stets nicht nur laut, sondern auch immer lang beim Karten in der Fremde, wie die Beutelkarter bestätigen.
Der letzte Trumpf
Das größte Gegröle, allerdings im Stammlokal in Gerolzhofen löste ein Bettel mit vier Trümpfen aus. Bei diesem Spiel darf der Solospieler keinen Stich machen und er hatte auch nur noch den niedrigsten Trumpf, die Herz 7, auf der Hand, wähnte sich somit bereits als Sieger. Sein Pech: Es war kein einziger anderer Trumpf mehr im Umlauf. Dafür sind heuer bereits gleich drei Bettel mit einem „Herz Ober“ als dritthöchstem Trumpf durchgegangen, vorher nie.
Es darf auch die „Sau“ gerufen werden, sprich die Schellen-, Eichel- oder Grün-Ass, wenn es nicht zum Solo-Spiel reicht. Ansonsten bleibt als letzte Möglichkeit noch der „Schieber-Ramsch“ mit den zwei höchsten Trümpfen, dem Eichel- und Grün-Ober. Auf diese Art und Weise werden seit nunmehr zehn Jahren bei bester Laune nicht nur alte Freundschaften, sondern auch die Verbindungen zu Gerolzhofen aufrechterhalten.