Seit dem Schuljahr 2012/2013 unterstützt mittlerweile an der Mittelschule Main-Steigerwald in Gerolzhofen eine sozialpädagogische Fachkraft über eine Halbtagsstelle die Lehrer mit großem Erfolg in ihrer Arbeit. Unabhängig davon, dass die weitere finanzielle Förderung des bis 31. Dezember 2015 befristeten Projektes noch nicht durch den Freistaat gesichert ist, befürworteten jetzt die Schulverbandsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig dessen Verlängerung.
Obendrein soll die Jugendsozialarbeit in dieser Form auch an der Grundschule Gerolzhofen Einzug halten. So hat es ebenfalls das hierfür zuständige Schulverbandsgremium beschlossen.
Jugendsozialarbeit, wie seit 2012 an der Mittelschule praktiziert, ist eine besonders intensive Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Sie hat die Aufgabe, durch die professionelle sozialpädagogische Förderung zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für Schüler beizutragen, die aus den verschiedensten Gründen benachteiligt sind.
Alle Beteiligten bestätigten bei dieser Gelegenheit Oliver Pfister, der die Stelle des Sozialpädagogen inzwischen an der Mittelschule innehat, einen guten Draht zu Kindern, Eltern, Lehrern und Schulleitung zu haben und einen Zugang zu Schülern zu finden, den Lehrer vielleicht nicht finden würden. Der aus Neuhof am Zabelstein stammende Sozialpädagoge würde „die Sache zudem mit viel Herzblut, Engagement und Leidenschaft“ angehen, hieß es. Mit anderen Worten: Pfisters Arbeit wird allenthalben geschätzt.
Derzeit teilen sich jeweils der Schulverband und der Landkreis Schweinfurt über das Jugendamt die nach Abzug des staatlichen Zuschusses verbleibenden Personalkosten für die halbtags beschäftigte und beim Landkreis angestellte Fachkraft. Die Sachkosten für das Büro und seine Ausstattung trägt ausschließlich der Schulverband. Sollte der Freistaat seine Förderung einstellen, kämen auf Schulverband und Landkreis anteilsmäßig jeweils Mehrkosten von 4000 Euro im Jahr für die Halbtagsstelle hinzu.
Jugendsozialarbeit wendet sich an junge Menschen, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die wegen ihrer individuellen, familiären oder sozialen Schwierigkeiten voraussichtlich keine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle finden, die aus Zuwanderer- oder Flüchtlingsfamilien stammen, ein erhöhtes Aggressionspotenzial aufweisen oder mit Drogenproblemen, Schulängsten oder mit mangelndem Selbstwertgefühl zu kämpfen haben. Die Bandbreite der Zielgruppe ist also groß.
Sowohl der Schulverbandsvorsitzende, Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, als auch Rektor Gunnar Jüttner betonten in der Sitzung die Sinnhaftigkeit der bewährten Maßnahme, die auch seitens des Jugendamtes volle Unterstützung erfährt.
Unter den gleichen finanziellen Vorzeichen wie im Fall der Mittelschule soll nun laut Beschluss der Schulverbandsversammlung auch an der Grundschule Gerolzhofen eine Viertelstelle auf dem Gebiet der Jugendsozialarbeit geschaffen und voraussichtlich ebenfalls mit Oliver Pfister besetzt werden. Zum Einstieg ist die Beschäftigung zunächst auf drei Jahre befristet. Thorsten Wozniak betonte in der Sitzung des Grundschulverbandes: „Ich halte diese fachlich kompetente Begleitung und Unterstützung für sehr sinnvoll und wir sollten es tun.“
Rektor Helmut Schmid unterstrich, dass es sich hier „um ein wirkliches Anliegen“ handele. Die Grundschule erhoffe sich von dem „überparteilichen Ansprechpartner, der nicht von der Schule stammt, sondern vom Landkreis angestellt ist“, Hilfestellung bei den verschiedensten Problemen und Problemfällen, aber auch für Eltern und Lehrer. Eine wesentliche Aufgabe der Fachkraft bestehe zugleich darin, präventiv tätig zu werden und den Kindern das richtige Verhalten zu vermitteln, damit Notfallsituationen erst gar nicht entstehen.
In diesem Bereich bereits in der Grundschule aktiv und tätig zu werden, sei die logische Konsequenz, „denn die Probleme beginnen nicht erst in der 5. Klasse“, so Schmid. Das Plädoyer des Schulleiters lautete denn auch: „Ganz eindeutig, wir sagen Ja zur Jugendsozialarbeit an Schulen.“ Das tat, wie gesagt, auch Thorsten Wozniak. Der Schulverbandsvorsitzende erklärte: „Der Start auch an der Grundschule wäre damit gemacht und das wäre erst einmal eine Verbesserung.“ Wozniak war sich aber auch sicher, „dass wir über kurz oder lang über eine Aufstockung der Stundenzahl werden reden müssen.“