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SCHWEINFURT: Der Mond als Nazi-Rückzugsgebiet

SCHWEINFURT

Der Mond als Nazi-Rückzugsgebiet

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    (moz) Vollmond- und Neumond-Cremes, bei denen für jeden Hauttyp etwas dabei ist; „Mondwasser“ (bei Vollmond abgefüllt), das wie ein Energydrink wirkt; Vollmondrituale, bei denen „Meister“ angebetet werden; eine Mondscheinfriseuse, deren Haarschnitte eine entgiftende Wirkung haben. Mondgläubige scheint es genügend zu geben, und ebenso jede Menge Glaubensrichtungen. Theorien rund um den Mond wie diese sind nur der Anfang der Dokumentation „Die Mondverschwörung“.

    Der amerikanische Journalist Dennis Mascarenas wird bei seinen Versuchen gefilmt, die Beziehung der Deutschen zum Mond zu verstehen. Interviews mit Menschen, die dem Erdtrabanten magische Kräfte zuschreiben und über die der Zuschauer belächeln mag, führen auch zu Antisemiten und Neonazis. Ein Mythos lautet etwa, schon das Dritte Reich habe es geschafft, den Mond zu bevölkern, der Weltraum sei deutsches Hoheitsgebiet.

    Die Nazi-Nummer ist die skurrilste der Theorien, die der der Regisseur Thomas Frickel in deutschen Landen eingesammelt und in seinem Film „Mondverschwörung“ (rund 90 Minuten) gewürdigt hat. Bei der Schweinfurter Premiere im KuK stellte er sich nach der Vorführung den Fragen des Publikums. Sein Dank, dass so viele Leute bis zum Ende durchgehalten haben, klingt ungewöhnlich, doch für manchen Besucher waren die spinnerten Verschwörungstheorien an der Grenze des Zumutbaren. Eine Zuschauerin hätte den Saal deshalb fast verlassen.

    Frickel zeigte Verständnis dafür, denn der US-Journalist Mascarenas hört allen Mondgläubigen vorurteilslos zu, nimmt sie ernst, kritisches Hinterfragen vermeidet er. So bekommt der Zuschauer Einblick in die „Paralleluniversen“ und „virtuellen Realitäten“, in denen diese Menschen leben, sagt Frickel. Sie hätten sich sich zum Teil sogar gefreut, als Beteiligte der Dokumentation die Bevölkerung „aufzuklären“.

    Die „Mondverschwörung“ gilt manchen als Geheimtipp. Im KuK wollten sie weniger als ein Dutzend Leute sehen. Wie hoch der dokumentarische Wert des Films anzusiedeln ist, mag jeder selbst entscheiden. In der KuK-Ankündigung wird das Werk als „herrlich absurde Dokumentation und eine haarsträubende Realsatire“ bezeichnet.

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