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SCHWEINFURT: Der Mythos Hercules W 2000

SCHWEINFURT

Der Mythos Hercules W 2000

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    Die Herkules W 2000.
    Die Herkules W 2000. Foto: Foto: Dieter Klauke

    Dieter Klauke liebt Motorradfahren. Seitdem er ein Kind ist, der Vater hat ihn öfter mitgenommen. Auch mit 79 ist er regelmäßig mit seiner BMW unterwegs. „Gut 100 000 Kilometer habe ich auf zwei Rädern zurückgelegt.“ Klauke ist dankbar, dass er nie einen ernsthaften Unfall gehabt hat. „Man entwickelt einen siebten Sinn, verhält sich entsprechend.“

    Aber so richtig ins Schwärmen kommt er, wenn er von einem Motorrad erzählt: Der Hercules W 2000, ausgestattet mit einem 27 PS Wankelmotor. Und allein schon deswegen ein Exot.

    Produktion in Nürnberg

    Dieter Klauke war 1965 bis 1977 bei Sachs verantwortlich für die Entwicklung von Wankelmotoren. In der Zeit wurde gemeinsam mit Hercules in Nürnberg das legendäre W 2000 entwickelt und produziert. „Es war eine spannende und aufregende Zeit“, erinnert er sich an die Phase der Entwicklung, das Testen und die Freude, als die erste Maschine vom Band lief.

    Gut 2000 Stück wurden davon produziert, erzählt Dieter Klauke. 150 sind zur Zeit noch zugelassen. Von seiner Hercules hat er sich vor noch gar nicht so langer Zeit getrennt. Die Maschine war eine der letzten, die 1977 in Nürnberg vom Band gelaufen ist, erinnert er sich. Richtig aufwendig restauriert war sie. Jetzt steht sie in einem privaten Motorradmuseum in Heilbronn.

    Hercules-W-2000-Fahrer und Besitzer halten zusammen, sagt Klauke. „Wir sind eine richtig verschworene Gemeinschaft.“ Man trifft sich regelmäßig einmal im Jahr in der „Interessengemeinschaft Hercules W 2000“, quer durch Deutschland, schwelgt in Erinnerungen, tauscht Erfahrungen aus. Es gibt Ausstellungen, die Faszination wird weitergegeben, sagt Klauke. Und den einen oder anderen Restaurierungs-Tipp gibt es bestimmt auch.

    Weniger Verbrauch bei Hubmotor

    Das, was die Hercules W 2000 so besonders machte, ist auch ein Grund, warum sie vom Markt verschwand: Der Wankelmotor. Klauke kann das auch technischen Laien gut und anschaulich erklären: „Der Hubmotor macht mehr aus Benzin.“ Der Wankelmotor hat dagegen weniger bewegliche Teile, ist kompakter. Er erschien vielversprechend.

    Klauke sieht in diesem Zusammenhang seinen Arbeitgeber Fichtel & Sachs als eines der innovativen, aufgeschlossenen Unternehmen, die Mut zum Risiko bewiesen haben, als sie sich an die Wankel-Idee gebunden haben, wie er sagt. Der Nachteil des Wankelmotors: Die Kraftstoff-Umsetzung. Der Hubmotor ist effizienter. Klauke spricht von zehn bis 30 Prozent weniger Ausnutzung bei einem Wankel-Motor. Mechanische Energie funktioniere eben besser in einem Zylinder. „Der Wankelmotor passt überhaupt nicht mehr in die Zeit“.

    Erinnerungen und Erfahrungen

    Trotzdem ist für ihn die Hercules W 2000 ein besonderes Stück in seinem Leben. Deswegen hat er Erinnerungen und Erfahrungen in der „Wankelnews“, der Zeitschrift der Interessengemeinschaft zusammengefasst. Und 2013 die Geschichten in einem kleinen, vergriffenen Heft zusammengefasst. Titel: True Wankel Stories. Geschichten für Sammler, Fahrer und Freunde des Wankelmotors. Neulich hat er wieder daran gedacht, als eine Zeitung in Nordfriesland anfragte, ob sie seinen Bericht „Der Große Test - die W 2000 im 50 000 Kilometer Dauerlauf“ verwenden kann. Schließlich gibt's doch noch viele alte Sachser, meint er. Und viele, die sagen: "Ja, damals, die Wankel. . . " Deswegen arbeitet Klauke auch gerade an einem Buch. Thema: Wankel. Was sonst.

    Dieter Klaukes Bericht über den Großen Test

    Fichtel & Sachs und der Wankelmotor Fichtel & Sachs in Schweinfurt war eine der ersten Firmen weltweit die 1963 eine Lizenz zur Herstellung und Vertrieb von kleinen Wankelmotoren von NSU erwarb. Unter der Gesamtleitung von Dipl. Ing. Helmut Keller wurde, ganz bewusst losgelöst und unabhängig von der Zweitakt-Motorenentwicklung eine kleine, schlagkräftige Mannschaft bestehend aus einer Konstruktions- und einer Versuchsabteilung, aufgebaut. Keller kam von DKW (heute Audi) und war Mitverfechter der Idee, den Viertakt-Motor im Sinne von Innovation einfach zu überspringen und auf ein völlig neues, vielversprechendes Motorsystem zu setzen: den Wankelmotor. In den ersten Jahren war zunächst reine Grundlagenforschung angesagt. Später wurde der Schwerpunkt auf Anwendungsentwicklung verlegt. Besonders zu erwähnen sind die Anwendungen als Schneemobilmotor und als Motorradmotor zu nennen. Letztere Entwicklung wurde gemeinsam mit der F & S – Tochter Hercules, Nürnberg betrieben. Besonderer Dank gilt deshalb an dieser Stelle den Hercules Entwicklungsleitern Rieß Senior und vor allen Dingen Heinz Rieß Junior. Ohne deren unermüdlichen Einsatz und Kooperationsbereitschaft zwischen den Entwicklern bei F & S und Hercules wäre die Hercules W 2000 nicht zustande gekommen. Dieter Klauke kam 1965 zu Fichtel & Sachs, zuerst als Wankel-Versuchs-Ingenieur, dann als Leiter der Versuchsabteilung, später als Entwicklungsleiter. Er war maßgeblich am Entstehen der W 2000 beteiligt. Quelle: Dieter Klauke

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