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SCHWEINFURT: Der Obelisk hat einfach noch gefehlt

SCHWEINFURT

Der Obelisk hat einfach noch gefehlt

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    17. Juli 1904: Fast ganz Schweinfurt ist auf den Beinen, als das Denkmal an der Maxbrücke bei herrlichstem Wetter enthüllt wird.
    17. Juli 1904: Fast ganz Schweinfurt ist auf den Beinen, als das Denkmal an der Maxbrücke bei herrlichstem Wetter enthüllt wird. Foto: Foto: Sammlung German Cramer

    Es ist der 17. Juli 1904, ein herrlicher Sommertag. Die Damen der Schweinfurter Gesellschaft schützen sich mit Schirmen vor der Sonne, die Herren tragen Hüte. Es scheint, als sei die ganze Stadt auf den Beinen, um der Enthüllung des Denkmals an der damals neu erbauten Maxbrücke beizuwohnen. 108 Jahre später, am 17. Oktober 2012, ist die Zuschauerschar nicht mehr ganz so groß, als zwei Männer die Plane vom Nachbau eben dieses Denkmals herunterziehen: Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Georg Kreiner, Vorsitzender der Gesellschaft Harmonie.

    Der OB hatte die Idee, die Harmonie stiftete das Geld für die Rekonstruktion des Denkmals, das bei der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg zwar offensichtlich unversehrt geblieben, bei ihrem Neubau Ende der 1950er Jahre aber demontiert worden war. Aus einigen Resten, die im Bauhof lagen, wurde 1997 der Unterbau wieder hergestellt.

    Im Mai 2011 erhielt die Stadt aus einem Nachlass überraschend die verschollene, originale Plakette mit dem Bild des Prinzregenten Luitpold und die Inschriftentafel. Denn das Denkmal war seinerzeit zur Erinnerung an die 100-jährige Zugehörigkeit der Stadt zu Bayern errichtet worden. Fehlte also nur noch der Obelisk und hier brachte der Oberbürgermeister „seine liebe Harmonie“ ins Spiel.

    Die Rekonstruktion des Obelisken durch die Steinmetzfirma von Günter Irmschler war nicht ganz einfach. Denn es gibt nur Fotografien und eine wenige Quadratzentimeter große Skizze in den Akten des Stadtarchivs, erläuterte Kulturamtsleiter Erich Schneider den Festgästen. Der Entwurf stammt von Theodor Fischer, dem damals schon sehr bekannten Architekten, der trotz seiner Fülle an Aufgaben – unter anderem in München und Stuttgart – immer wieder für seine Geburtsstadt Schweinfurt gewirkt habe, so Schneider weiter. Er schuf unter anderem das Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges bei der Johanniskirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche St. Kilian und die Villa der Familie Wirsing, heute Domizil des Arbeitsgerichtes.

    Wegen des Denkmalentwurfs hatten Stadt und Fischer seit November 1902 verhandelt. Der erste Plan des Architekten wurde abgeändert, diese Zeichnungen befinden sich in der Sammlung der Technischen Universität München. Dass die Wiederherstellung des Denkmals in das Jahr seines 150. Geburtstages fällt, ist natürlich kein Zufall.

    Bemerkenswert ist, dass die Harmonie in diesem Jahr bereits zum dritten Mal zu einer feierlichen Enthüllung eingeladen hatte: Seit Juni hängt eine Reliefplatte zum Gedenken an Friedrich Fischer, den Erfinder der Kugelmühle, an der ehemaligen Spinnmühle gleich gegenüber des Brückendenkmals. Und im September wurde das von der Harmonie finanzierte Wälzlager-Denkmal vor dem Theater der Stadt aufgestellt. Für den Oberbürgermeister kann diese Funktion des Bewahrens gar nicht hoch genug eingeschätzt werden – in Zeiten, in denen die Geschichtsvergessenheit geradezu beängstigend sei.

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