Wenn sich kein Pächter findet, wird der Rhönklub das Schweinfurter Haus samt Altem Forsthaus zum Jahresende schließen.
Die Situation am Gangolfsberg bei Oberelsbach spitzt sich mit jedem Tag zu. Die Vorstandschaft um Josefine Friedrich (Vorsitzende des Zweigvereins seit 2009) sucht seit neun Monaten intensiv nach einem Wirtspaar. Ein Paar soll es sein, denn der Pächter auf einer Wanderhütte hat keinen Acht-Stunden-Tag, muss sich um Gaststätte, Frühstück, Mittag- und Abendessen und auch um die Zimmer, die Bettenlager und den Aufenthaltsraum für die Selbstversorger im benachbarten Forsthaus kümmern.
Eigentlich hätte sich der Verein noch ein Jahr länger umschauen können, doch Ingrid und Günther Bischof gehen früher als gedacht in den Ruhestand. Günther kann nach einem Knöchelbruch kaum noch schmerzfrei in der Küche stehen.
Fünf Jahre haben die beiden das Schweinfurter Haus zur „höchsten Zufriedenheit“ (so die Vorsitzende) des Klubs „super“ bewirtschaftet und den damals angekratzten Ruf der Wirtschaft kräftig aufpoliert. Ingrid und Günther wussten, auf was sie sich einlassen, hatten schon achtzehneinhalb Jahre lang das Würzburger Haus des Rhönklubs geführt.
Die Liebe zur Natur und Idealismus seien die Voraussetzung für das Leben und Arbeiten auf der Hütte, sagt Günther Bischof. Natürlich müsse man kochen können, aber man müsse kein gelernter Koch sein. Immer eine Herausforderung sei die Ungewissheit, ob zwei, drei Wanderer am Tag einkehren, ober ob eine Hundertschaft ihren Hunger in einer Stunde stillen will. Zu den Gästen gehören einzelne Wanderer, immer häufiger Mountainbiker und Gruppen, die Geburtstage und Familien-oder Betriebsfeste feiern, die ein Seminar veranstalten oder eine Fortbildung besuchen.
Der Trubel und die Einsamkeit
Mit der Einsamkeit müsse man zurechtkommen, ergänzt Ingrid Bischof. Besonders Kälte und tagelanger Nebel würden sich aufs Gemüt schlagen. Der Rückzug in die „gemütliche“ Pächterwohnung (kostenfreie Zwei-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss) biete wenig Abwechslung. Ingrid verpflegt lieber schon am frühen Morgen Gäste (auch am Mittwoch, dem Ruhetag), mit denen man abends bis zur Hüttenruhe zusammensitzt. Tagesgäste, die Endreinigung der Zimmer mit 40 Betten (samt Ferienwohnung), die die Wirte für den Verein vergeben, füllen den Tagesablauf aus, wobei Günther meist noch Zeit für die Pflege des großen Grundstückes (4,2 Hektar mit prächtiger Streuobstwiese und großem Spielplatz) fand.
Schließung droht
Wird kein Wirtspaar gefunden, „dann müssen wir schließen“, resümiert Josefine Friedrich. Die einzige Alternative sei eine Teilbewirtschaftung durch die Mitglieder, etwa mit Zimmervergabe bei Selbstversorgung – zumindest an den Wochenenden. Doch noch ist es nicht soweit. Die Vorsitzende (Tel. 09721 18 56 92) hofft auf Interessenten, die Spaß am Umgang mit Menschen und insbesondere mit Kindern haben, die die Rhön lieben und ein Haus für Wanderer führen wollen.
Das Schweinfurter Haus und das Forsthaus hat der Verein in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten permanent hergerichtet. Erst jüngst wurde das Dach des Hauptgebäudes isoliert. Geblieben ist der Charakter einer Wanderhütte in der Rhön, in der regionale Produkte auf den Tisch kommen.
Rückblick
Wo heute das Alte Forsthaus steht, lag einmal (ab 9. Jahrhundert) der Hof Wermers, der 1821 Försterei wurde. Daneben erbaute im Jahr 1900 Freiherr von Schellerer eine kleine Villa – das Haus, das 1922 der Rhönklub erwarb. Umbauten erfolgten. 1965 bis 1067 wurde aufgestockt. 1979 erwarb der Klub das Alte Forsthaus, das bis 1982 zu einem Ferienhaus umgebaut wurde.