Die Würfel im Stadtrat sind gefallen: Der für dieses Jahr geplante Straßenausbau am Schießwasen wird abgeblasen. Statt dessen werden nur die Trinkwasserleitungen erneuert und der Kanal an einigen Stellen repariert, wo die Schadensbehebung unverzüglich erforderlich ist. Nach Beendigung der Arbeiten werden die Gräben wieder mit einer Tragdeckschicht verschlossen. Die Straßensanierung des angrenzenden Teilstücks der Friedenstraße erfolgt im geplanten Umfang.
Damit hat der Stadtrat am Montagabend seinen am 6. November 2017 gefassten Beschluss in großen Teilen wieder aufgehoben. Ursprünglich war geplant gewesen, auf dem Schießwasen sowie bei einem Teilstück der Friedenstraße die Wasserleitungen und den Kanal zu erneuern und danach auch die Straßenoberfläche auszubauen. Einen Großteil der Kosten für den Straßenbau am Schießwasen hätten nach der bisher geltenden Rechtslage die Anlieger tragen müssen. Im Raum stand eine Gesamtsumme von rund 500 000 Euro. Allerdings zeichnet sich jetzt ab, dass der bayerische Landtag das Kommunalabgabengesetz ändern wird und die Straßenausbaubeiträge und somit die Kostenbeteiligung der Bürger dann abgeschafft wären. Es war deshalb die einhellige Meinung im Stadtrat gewesen, erst einmal abzuwarten und den Anliegern nicht noch kurz vor einer Gesetzesänderung hohe Ausbaubeiträge aufzubrummen.
Über Gebühren statt Beiträge
Während die Straßenbauarbeiten nun erst einmal verschoben wurden, müssen die Trinkwasserleitungen in diesem Jahr erneuert werden. Gleiches gilt für einige Teilbereiche des Kanals. Für die Wasserleitungserneuerung werden schätzungsweise 333 000 Euro anfallen, für das Schließen der Gräben mit einer Deckschicht 30 000 Euro, der Kanalneubau im Teilstück der Friedenstraße sowie die punktuelle Kanalsanierung im Schießwasen werden rund 47 000 Euro kosten. Die Straßeninstandsetzung in der Friedenstraße nach dem Kanalneubau ist mit 80 000 Euro veranschlagt. Für die Anlieger entstehen keine Beitragszahlungen, weil die Finanzierung der Bauarbeiten komplett über die Wasser- und Kanalgebühren erfolgt. Es zahlt also die Allgemeinheit.
Rohre stark verkalkt
Stadtbaumeister Jens Pauluhn machte dem Stadtrat erneut klar, dass die Wasserleitungen ausgetauscht werden müssen. Die Stadt sei verpflichtet, die Trinkwasserversorgung sicherzustellen und ausreichend Löschwasser bereitzustellen. Weil insbesondere die Fraktion der Freien Wähler in der vorhergehenden Stadtratssitzung die Dringlichkeit des Wasserleitungsbaus in Frage gestellt hatte, hat die Feuerwehr Gerolzhofen vor wenigen Tagen am Schießwasen Tests durchgeführt.
Dabei habe sich gezeigt, berichtete Pauluhn, dass aus einem Hydrant „so gut wie nichts mehr kommt“ und die Löschwasserversorgung nur über das Trinkwassernetz am Schießwasen nicht mehr gewährleistet sei. „Es gibt große Verkalkungen in den Rohren. Es läuft einfach zu wenig durch.“
Natürlich sei aber der Brandschutz trotzdem sichergestellt, habe die Feuerwehr versichert, denn im Ernstfall werde man über „Kompensationsmaßnahmen“ (sprich: Wasserentnahme aus den Tanklöschfahrzeugen, Verlegen von langen Schlauchleitungen zum Volkachbach und zu den Hydranten in der Kolpingstraße) genug Löschwasser bekommen, um Brände zu löschen.
Deutliche Mehrheit
Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile sei die Fraktion der Freien Wähler zum Entschluss gekommen, den Maßnahmen zuzustimmen, signalisierte Günter Iff. Für die SPD stimmte Erich Servatius zu. Man solle die Wasserleitung jetzt komplett tauschen und keine Flickschusterei betreiben, sagte er.
Arnulf Koch begrüßte es seitens der CSU, dass entgegen der ersten Planung die beim Bau geöffneten Gräben am Ende eine Deckschicht erhalten sollen statt einer provisorischen Schotterschicht, die vielleicht für Jahre für ein Provisorium gesorgt hätte.
Dementsprechend deutlich war das Abstimmungsergebnis mit 17:1 Stimmen. Lediglich Heinz Lorz war gegen den separaten Wasserleitungsbau. Die Anwohner müssten in den kommenden Jahren mehrmals unter Baustellen leiden. „Lieber alles auf einmal“ wäre seines Erachtens besser gewesen.