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KREIS SCHWEINFURT: Der Tod blüht gelb

KREIS SCHWEINFURT

Der Tod blüht gelb

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    Gelbe Gefahr: Am Rande einer Pferdekoppel im Landkreis wächst hier das Jakobskreuzkraut, das chronische Lebervergiftungen verursacht.
    Gelbe Gefahr: Am Rande einer Pferdekoppel im Landkreis wächst hier das Jakobskreuzkraut, das chronische Lebervergiftungen verursacht. Foto: Fotos: S. Eidel

    Was jetzt in manchen Straßengräben, an Wegrändern oder Pferdekoppeln so schön gelb blüht, hat es in sich: Das hochgiftige Jakobskreuzkraut birgt auch im Landkreis Schweinfurt Risiken für Pferdehalter und Landwirte.

    Auch wenn es nicht so stark verbreitet ist wie in Norddeutschland: das Jakobskreuzkraut oder Greiskraut „ist auf alle Fälle da und damit ein Problem“, bekennt Reinhard Bischof, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, „auch wenn wir keine Messungen haben“. Landwirte und Pferdehalter seien jedoch seiner Ansicht nach sensibilisiert.

    Dennoch: Die Unsicherheit sei groß. Immer wieder kämen Ratsuchende mit gelb blühenden Pflanzen ins Amt, um nachzufragen, ob das ein Jakobskreuzkraut sei. Denn Verwechslungen sind durchaus möglich, sagt Bischof, die Pflanze sei einfach zu unbekannt. Landwirtschaftliche Fachzeitschriften würden mittlerweile aufklären, auch seine Behörde stelle in der allgemeinen Beratung das Problem vor.

    Das beruht vor allem darauf, dass die bis zu 1,20 Meter hohe, gelb blühende Pflanze mit den fiederteiligen Blättern äußerst giftig ist und auch in Heu und Silage diese Wirkung nicht verliert. Pferde und Rinder reagieren – nach dem Menschen – besonders empfindlich.

    Gefährlich sind die im Jacobskreuzkraut enthaltenen Stoffe: Pyrrolizidin-Alkaloide, kurz PA. Diese werden durch Stoffwechselvorgänge zu toxischen Produkten und zerstören zuerst das Lebergewebe. Außerdem sind sie krebserregend, schädigen das Erbgut (DNA) und wirken stark fruchtschädigend.

    Die Giftstoffe reichern sich in der Leber an und bewirken eine irreversible Schädigung: Auch durch geringe Mengen erfolgt eine chronische Vergiftung über einen längeren Zeitraum hinweg. Krankheitssymptome beim Pferd wie Schwächeerscheinungen, Verhaltens- und Bewegungsstörungen, Koliken bis zum Kreislaufzusammenbruch werden häufig nicht auf Kreuzkraut zurückgeführt, denn die Aufnahme kann Wochen bis Monate zurückliegen.

    Auch für den Menschen können PA tödlich wirken: Beispielsweise, wenn sie in Kräutertees geraten. Aufsehen erregte etwa der Tod eines Säuglings, dessen Mutter während der Schwangerschaft regelmäßig Kräutertees getrunken hatte – allerdings war eine dem Jakobskreuzkraut verwandte Pflanze der PA-Verursacher. Auch in Bienenhonig wurde das Gift bereits gefunden. Und vor vier Jahren wurden Salatmischungen entdeckt, die PA-haltiges Gemeines Greiskraut enthielten, einer von knapp 20 heimischen Verwandten des Jakobskreuzkrauts, die teilweise ebenso giftig sind.

    Warum sich das Jakobskreuzkraut immer mehr ausbreiten kann, hat mehrere Ursachen. „Dort, wo eine Wiese nicht so intensiv gepflegt und gemäht wird, finden die Samen Lücken“, weiß Pflanzenbauberater Bischof. „Auf intensiv bewirtschafteten Milchviehweiden, wo die Grasnarbe intakt ist, können sie sich nicht ansiedeln.“ Auch auf stillgelegten oder nicht gepflegten landwirtschaftlichen Flächen findet das Kraut ideale Bedingungen. Und fatalerweise wurden, aus Unkenntnis und wegen der schönen gelben Blüte, jahrelang in Saatgut zur Begrünung von Straßenrändern, Bahngleisen oder Brachflächen auch geringe Kreuzkrautanteile eingebracht, wie der bundesweite Verein Arbeitskreis Kreuzkraut weiß.

    Damit das giftige Kraut keine Chance hat, im Viehfutter zu landen, empfiehlt laut Bischof die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, die Grasnarbe auf Weideflächen möglichst geschlossen zu halten sowie Bestände vor der Samenreife abzumähen und „in den Müll zu packen“, also nicht zu kompostieren. „Einzelpflanzen muss man mechanisch beseitigen, also ausstechen“, rät der Pflanzenbaufachmann. Je nach Standort sei auch eine gezielte chemische Bekämpfung möglich.

    Jakobskreuzkraut

    Die Pflanze: Das Jakobskreuzkraut aus der Familie der Korbblütler, lateinischer Name „Senecio jacobaea“, wird 30 bis 120 Zentimeter, teilweise auch bis 180 Zentimeter hoch und zeigt ab dem zweiten Standjahr zahlreiche gelbe Blütenköpfchen an einer weit verzweigten Schirmrispe. Die Blüten selbst bestehen aus 13 grünen Kelchblättern, 13 gelben Zungenblüten und in der Mitte aus 60 bis 80 Röhrenblüten. Der Name: Seinen Namen hat das Kraut von der Blütezeit um den 25. Juli, dem Jakobitag. Die Samen sind 16 bis 20 Jahre haltbar. Jede Pflanze kann bis zu 150 000 Samen bilden, die mit dem Wind, durch landwirtschaftliche Maschinen oder auch Autos weit verbreitet werden.

    ONLINE-TIPP

    Weitere Informationen unter www.jacobskreuzkraut.de und www.lfl.bayern.de/ips

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