Der Ort Schonungen braucht und will ein Seniorenheim. Nach dem Beinahe-Baustart Anfang der 90er Jahre an der Sattler-Wiese und dem Projektstopp durch den Altlastenfall im Jahr 2000 rückt man der Realisierung nun wieder näher: Die Agenda-21-Gruppe „Leben im Alter in Schonungen“ hat in den vergangenen zwei Jahren Bedürfnisse und Wünsche neu zusammengefasst und in ein greifbares Konzept übersetzt. Der Gemeinderat lauschte am Dienstag gespannt.
Renate Bönninger, Dietmar Güthlein und Friedrich Schum stellten als Konsens aus zahlreichen Besichtigungen in unterschiedlichsten Altenwohn- und Pflegeheimen der Region das Baukonzept „Sela-Seniorenhaus“ des Architektenbüros Saco aus Neustadt/Aisch vor: Es vereine alle baulichen und konzeptionellen Vorgaben, die der Arbeitskreis für Schonungen umgesetzt sehen möchte, begründete Güthlein die Entscheidung.
Vier erdgeschossige, kleinräumige Wohnhäuser für je zwölf Bewohner gruppieren sich dabei im Karree um einen geschützten Innenhof. Wunschstandort ist und bleibt die Sattler-Wiese. Bei garantierten Baukosten und schlüsselfertiger Übergabe bestehe eigentlich kein finanzielles Risiko – weder für den Investor noch für den Betreiber. Schonungen könnte hier eine Vorreiterrolle übernehmen und eine gemeinnützige Bürgergenossenschaft gründen, so Bönninger. Als Betreiber komme auch jeder der bisherigen Interessenten in Frage: ob Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Phönix oder Rummelsberger Anstalten, die Bürgermeister Stefan Rottmann aufzählte. Und wichtig: Die Bewohner seien von Anfang an und bis zum Lebensende rundum vor Ort betreut – von Pflegestufe null bis drei, versicherten Dietmar Güthlein und Sieglinde Diller auf Nachfrage von Georg Brückner.
Ein selbstbestimmtes Leben bieten
Dabei gehen bauliche Umsetzung und Betreuungsphilosophie Hand in Hand mit dem seniorenpolitischen Ziel der Agenda-Gruppe: den alten Menschen in Schonungen ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe in lebenswerter Umgebung zu bieten, so Bönninger. Idealismus und Euphorie in allen Ehren: Elisabeth Weger zeigte sich von dem vorgestellten Konzept zwar überzeugt, aber bezüglich des Standorts gab sie zu bedenken: Wie man die Sattler-Wiese überplane, sollte „lange und gut überlegt sein“. Bürgermeister Rottmann sieht dort – inklusive Seniorenwohnprojekt – generell ein neues Vorzeige-Quartier mit Nahwärmeversorgung, für das die städtebauliche Neuordnung bis Ende 2015 abgeschlossen sein soll.
Skeptiker Klaus Reimann hielt das Sela-Konzept schlichtweg für realitätsfremd; es kranke an Langfristigkeit. Das idyllische Idealbild der fitten Senioren, die sich in der Wohngemeinschaft umeinander kümmern, spreche zwar natürlich „die jungen Alten an“. Die Realität beweise jedoch, dass Alte überhaupt erst ins Heim gehen, wenn sie bereits Pflegebedarf haben. Sela-Wohnprojekte dürften so binnen weniger Jahre voller Pflegebedürftiger sein – mit hohem Personalkostenaufwand und minimaler Selbstregulierungsfunktion in der Gemeinschaft. Außerdem sehe er den Bedarf an geschätzten 100 Seniorenwohnplätzen in Schonungen mit dem Vier-mal-zwölf-Wohnkomplex von Sela noch nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Friedrich Schum entkräftete diesen Einwand: Die gewünschten Häuser könnten auch zweigeschossig umgesetzt werden. Allerdings sei auf der Sattler-Wiese mittlerweile eine andere Kapazitätsfrage akuter: nämlich die, ob mit der Verlegung des Bachlaufs die Grundfläche überhaupt noch für das klassische Vier-Haus-Karree ausreiche.
Weitere Möglichkeiten suchen
Alternativen zum Agenda-AK-Modell einzuholen, das wünschte sich dritter Bürgermeister Gerhard Barthelmes: Das habe beim Grundschulneubau auch zum Erfolg geführt. Georg Brückner will ebenso das angestoßene Engagement und Sachwissen in Sachen Altenwohnbau zeitnah weiter verfolgt sehen, bevor durch baufleißige Nachbargemeinden der Bedarf abgedeckt sei, sprich die interessierten Schonunger Senioren abgeworben sind. Wann genau das betroffene Areal tatsächlich frei und bebaubar sein werde, sei allerdings noch ein Ratespiel, wandte Bürgermeister Rottmann ein. Nichtsdestotrotz werde die Verwaltung als nächstes die rechtliche und praktische Umsetzbarkeit der gewünschten Bürgergenossenschaft überprüfen, versicherte Maria Waldhäuser, die Leiterin der Gemeindeverwaltung.