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THEATER: Der unsichtbare Kunst-Milliardär

THEATER

Der unsichtbare Kunst-Milliardär

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    Udo Samel spielt Cornelius Gurlitt als einen von seinem Vater und dessen Kunstsammlung dominierten einsamen Mann.
    Udo Samel spielt Cornelius Gurlitt als einen von seinem Vater und dessen Kunstsammlung dominierten einsamen Mann. Foto: Foto: Barbara Braun/drama-berlin.de

    Die Tourneepremiere der gefeierten Uraufführungsinszenierung des Berliner Renaissance Theater von Ronald Harwoods Schauspiel „Entartete Kunst – Der Fall Cornelius Gurlitt“ steht jeweils um 19.30 Uhr am Samstag, 4. November (Schauspielmiete BLAU und freier Verkauf), und am Montag, 6. November (Schauspielmiete ROT und freier Verkauf), auf dem Spielplan. Die Inszenierung von Torsten Fischer in der Ausstattung von Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos ist sehr prominent besetzt. Neben Udo Samel als Cornelius Gurlitt (der übrigens zum ersten Mal auf Tournee geht) spielen Boris Aljinovic, Anika Mauer und Ralph Morgenstern.

    „Entartete Kunst“ ist das „Drama einer einsamen und kranken Seele, die vom dominanten Vater und den gleichsam adoptierten Bildern bestimmt wird“, schreibt Detlev Bauer in der Deutschen Bühne vom 5. Oktober 2015. Ronald Harwood widmet sich in seinem packenden Theaterstück dem Fall Gurlitt, und Udo Samel spielt die Hauptfigur „mit wunderbaren Zwischentönen. Torsten Fischers Inszenierung trifft den Ton des Stücks im Timing sehr gut.“

    Ein bescheidener, unauffällig unter uns lebender Achtzigjähriger fällt bei der Einreise von der Schweiz nach Deutschland ganz zufällig dem bayerischen Zoll auf. Routinemäßige Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Augsburg fördern Erstaunliches zutage. Der Mann ist nie einer geregelten Arbeit nachgegangen, bezieht keine Rente, hat kein Bankkonto, verfügt nicht über Kapitaleinkünfte und hat auch noch nie in seinem Leben Steuern bezahlt. Wovon lebt der Mann? In München-Schwabing bewohnt dieser „unsichtbare“, quasi nicht existierende Mann eine teure Luxuswohnung in einer bevorzugten Wohngegend. Damit nicht genug, er besitzt eine riesige Sammlung moderner Kunst, geschätzter Wert mindestens eine Milliarde Euro – bis dato genauso unsichtbar und nicht existierend wie ihr Besitzer.

    Ronald Harwood schreibt Rollen, die ihm die Schauspieler aus den Händen reißen – kein Wunder, denn der Autor hat, bevor er 1960 von der Theaterfront in die Etappe wechselte, Schauspiel an der Royal Academy of Dramatic Art in London studiert und weiß als ehemaliges Mitglied der Royal Shakespeare Company, was Schauspieler sich wünschen.

    Nach London war der 1934 in Kapstadt geborene Autor zahlreicher Stücke, Romane, einer Theatergeschichte, Essays, Hörspiele und Filmdrehbücher (u. a. „Cry“, „The Beloved Country“) 1951 gekommen, um Schauspieler zu werden. Dass er das Theater auch jenseits des Rampenlichts genau kennt, zeigt das Stück „Der Garderobier“, in dem er seine Erlebnisse als Ankleider des berühmten Shakespeare-Darstellers Sir Donald Wolfit schildert. Sein Drehbuch nach diesem, seinem bisher weltweit am meisten gespielten Stück erhält eine Oscar-Nominierung als bestes Drehbuch und 1984 den Silbernen Bären auf der Berlinale. Einen weiteren Preis, den Prix Moliere, den französischen Theater-Oscar, erhält Harwood, der 1989–1997 Präsident des internationalen P.E.N.-Club war, für sein Familiendrama „Andere Zeiten“. Für Gesprächsstoff sorgen seine gründlich recherchierten Stücke über bedeutende historische Persönlichkeiten, in denen er spannend und einleuchtend die Frage nach Macht und Moral, Wissen und Gewissen stellt. Nach „Der Fall Furtwängler“ gelingt es Harwood mit seinem fesselnden Stück „Kollaboration“ ein weiteres Mal, Zeitgeschichte transparent werden zu lassen. Beide Stücke waren auch schon in Schweinfurt zu sehen.

    Vorverkauf ab Samstag, 7. Oktober, Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 5 10 – oder Internet: www.theater-schweinfurt.de

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