Über die Bedeutung der Wohnungslosenhilfe in Schweinfurt hatte Klaus Wanka von der Diakonie bei der Eröffnung des Adolf-von-Kahl-Hauses einen stark beachteten Vortrag dazu und zum Lebenswerk des Namensgebers verfasst. Pfarrer Adolf Kahl, geboren am 27. November 1846 in Kleinheubach, wuchs großteils in Schweinfurt auf. Sein Vater amtierte als königlicher Bezirksgerichtsdirektor am hiesigen Gericht. Kahl kam 1883 als Pfarrer wieder nach Schweinfurt. Am 8. April 1883 wurde er durch Dekan Schattenmann als vierter Pfarrer in St. Salvator in sein Amt eingeführt.
Schon vor seiner Zeit in Schweinfurt war es Kahl ein diakonisches Anliegen, bedürftigen Wanderarmen zu helfen. Die Eindämmung der "moralischen" Not war eine der Motivationen der Begründer - vor allem protestantischer - Wanderfürsorge zu Beginn der 1880er Jahre, als die Wanderzahlen nach der wirtschaftlichen Gründerkrise 1871 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Besonders sei hier Pastor Friedrich von Bodelschwingh erwähnt. Ab der Industrialisierung - in Bayern ab 1840 - stiegen die Wanderzahlen als Folge der Landflucht und Arbeitslosigkeit in der Industrie stetig an.
So wurde Adolf Kahl im Februar 1884 aufgrund seines besonderen Engagements für diesen Personenkreis zum Vorsitzenden des zwei Jahre zuvor gegründeten "Central Verein Schweinfurt zur Unterstützung bedürftiger Durchreisender" gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde der Landesgerichtsarzt Dr. Fürst, Schriftführer war der Polizei-Officiant Kirchner, Kassier wurde der Fabrikant Schreiber. Ziel des Vereins war es, den Hausbettel zu bekämpfen. Zu dieser Zeit kamen monatlich zirka 700 Durchreisende nach Schweinfurt und klopften an den Haustüren an.
Dem Central-Verein waren die Stadt und fast alle umliegenden Gemeinden beigetreten. Am 30. September 1884 lud Kahl alle bayerischen Vereine zur Unterstützung bedürftiger Durchreisender zur Gründerversammlung eines "Vereins für Arbeiterkolonien in Bayern" in die Räume der Harmonie in Schweinfurt ein. Die Arbeiterkolonien gaben den Wanderarmen Heimat und Arbeit, um sie wieder zu "arbeitsamen, tüchtigen Gliedern der menschlichen Gesellschaft" zu machen. Die erste Arbeiterkolonie in Bayern entstand 1887 mit dem noch heute betriebenen Simonshof bei Bastheim (Rhön).
Bereits 1886 entstand in Schweinfurt noch unter Adolf Kahl in der Siebenbrückleinsgasse die erste "Herberge zur Heimat" in Bayern. Dort fanden ordentliche Handwerksburschen gegen Arbeitsleistung Naturalverpflegung, Übernachtung, ausreichende Versorgung und Arbeitsnachweise. In alten Unterlagen ist wörtlich zu lesen: "Die gefährlichen Strolche und Wegelagerer und die arbeitsscheuen Vagabunden mussten das Land räumen."
Am 30. Mai 1886 hielt Adolf Kahl seine Abschiedspredigt in Schweinfurt und wurde vierter Pfarrer in München. Damals gab es noch wenige Protestanten in München. Er gründete die Arbeiterkolonie Herzogsägmühle bei Schongau, wurde Dekan von München und Oberbayern und als Oberkonsistorialrat Mitglied der bayerischen Landeskirchenleitung sowie zweiter Vorsitzender der Inneren Mission München. Wenige Monate vor seinem Tod wurde Adolf Kahl mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone ausgezeichnet und erhielt damit den Namen: Dr. th. Adolf Hermann Friedrich Ritter von Kahl. Er starb am 1. Juni 1914 in München.
In der Zeit des Dritten Reiches wurden die Arbeiterkolonien dem bayerischen Landesverband für Wander- und Heimatdienst (LVW) unterstellt. Der fungierte als eine Art Auffanglager für so genannte Bettler und Landstreicher, "Arbeitsscheue", "asoziale Nichtsesshafte" und "Fürsorgezöglinge". Der Begriff "Nichtsesshafter" wurde im Nationalsozialismus etabliert. In professionellen Sozialarbeiterkreisen wurde der Begriff seit einigen Jahren getilgt und durch den Begriff "Wohnungslose" ersetzt. Über die Herberge zur Heimat in Schweinfurt während des Dritten Reiches ist nichts bekannt.
1963 wurde die Herberge zur Heimat in der Siebenbrückleinsgasse wegen Baufälligkeit abgerissen. In den darauf folgenden Jahren wurden Wohnungslose, die nach Schweinfurt kamen, im monatlichen Wechsel von den Wohlfahrtsverbänden betreut. An den Wochenenden war die Bahnhofsmission zuständig. Für die Übernachtung gab es die städtische Übernachtung für Wohnungslose am Obertor.
Vor einigen Jahren verbesserte sich die Situation für die Wohnungslosen durch die Anmietung der Räume unter der Volksküche an den Brennöfen 10 durch das Diakonische Werk. Eröffnet wurde auch die Wärmestube für Wohnungslose. Die Wärmestube zählte 2004 rund 900 Übernachtungsgäste.