Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Der Wiederaufbau

Landkreis Schweinfurt

Der Wiederaufbau

    • |
    • |

    "Sennfeld im Wiederaufbau der 40er Jahre" überschrieb Töpper seinen Vortrag zum politischen Aschermittwoch des CSU-Ortsverbandes. Der Vortrag ist das Ergebnis einer akribischen Recherche, bei der er unter anderem sämtliche Sitzungsprotokolle des Gemeinderats aus dieser Zeit ausgewertet hat. Das Thema stößt auf große Resonanz, wie die zahlreichen Zuhörer bewiesen.

    Sie erlebten eine Zeitreise zurück zu den Tagen vor 60 Jahren, als der Luftkrieg auch Sennfeld bei drei Angriffen schwer in Mitleidenschaft zog. Trotzdem gaben Ortsgruppenleiter Julius Drescher und Kreisleiter Weidling damals Durchhalteparolen aus, stellten einen "Volkssturm" auf und errichteten Panzersperren auf der "Gochsheimer Höh".

    Am 12.  April 1945 marschierten die Amerikaner ein. Am 18.  April setzten sie Martin Spitzner als kommissarischen Bürgermeister ein. Mit sieben Beiräten sollte er eine "Demokratie von unten" aufbauen. So mussten die Parteien eine Lizensierung durchlaufen für die Gemeinderatswahl am 17.  Januar 1946, der ersten demokratischen Wahl nach über dreizehn Jahren. Für dieses "Neuland" gab es von den Amerikanern auf der "Potsdamer Konferenz" entwickelte Vorgaben, darunter die "Entnazifizierung".

    Zu ihren augenfälligen Kennzeichen zählte die Namensänderung der nach "Nazi-Größen" benannten Straßen und Plätze. So wurde in Sennfeld beispielsweise der "Adolf-Hitler-Platz" wieder in Plan unbenannt, hieß die Horst-Wessel-Straße wie früher Schweizerstraße.

    Das wichtigste Merkmal der Entnazifizierung war jedoch der politische Fragebogen, den alle über fünfzehn Jahre alten Personen ausfüllen mussten. Die Auswertung mussten deutsche Spruchkammern übernehmen. Jeder Deutsche sollte vor ihnen Rechenschaft über einen eventuellen Eintritt in die NSDAP oder ihr angeschlossenen Organisationen sowie über den Gewinn aus Ämtern in Partei und Staat ablegen. Die verhängten Strafen reichten von einer Geldbuße über Berufsverbot bis hin zu Wahlrechtsverlust und zehn Jahren Arbeitslager.

    In Sennfeld waren 1380 Personen, darunter 106 Flüchtlinge, von dem so genannten Befreiungsgesetz nicht betroffen. Sie galten als politisch völlig entlastet. Von 747 betroffenen Einwohnern fielen 626 unter die Weihnachts- und Jugendamnestie, so dass ihre Verfahren wegen Minderjährigkeit oder einer zu geringen Einkommens- und Vermögenshöhe (unter 3600 Reichsmark) von der Spruchkammer Schweinfurt-Land eingestellt wurden. Den überwiegenden Teil der Verurteilten (115) stufte man als Mitläufer ein. Sie mussten eine Sühneleistung von durchschnittlich 300 Reichsmark an den Wiedergutmachungsfonds zahlen.

    Vier Sennfelder Bürger - der Gruppe der "Minderbelasteten" zugeordnet - verurteilte die Kammer zu einer 90-tägigen Sonderarbeit zum Wiederaufbau in der Stadt Schweinfurt, einer Sühnezahlung von 500 Reichsmark und zu beruflichen Einschränkungen auf zwei Jahre. Zwei Sennfelder ordnete sie in die Gruppe der Belasteten ein. Die Sanktionen betrafen neben Sonderarbeit und Sühnezahlungen vor allem die berufliche und politische Betätigung.

    Töpper ging auch auf die Integration der Flüchtlinge in Sennfeld ein. Deren Anzahl lag vom 1.  Mai 1945 bis 30.  Juni1946 bei 181, drei Jahre später bei 174. Für ihre Unterbringung und Betreuung sollten Wohnraum freigemacht, Möbel, Betten, Hausrat und Kleidung gespendet werden. Das "Lastenausgleichsgesetz" forderte von der Bevölkerung zusätzlich finanzielle Abgaben. Was zwangsläufig zu Spannungen führte. Laut Töpper gelang es dennoch, gegenseitiges Vertrauen für ein gedeihliches Miteinander aufzubauen.

    Darüber hinaus machte der Referent deutlich, mit welchen Schwierigkeiten die Menschen in den ersten Nachkriegsjahren zu kämpfen hatten. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit kamen die anwesenden Zeitzeugen etwas zu kurz. Ihre Berichte sollen noch erfasst werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden