Seit gut 20 Jahren setzt die Metzgerei Geeb in Oberndorf auf eine weitgehend ökologische Produktion – mit Fotovoltaikanlagen, Kraftwärmekopplung und Wärmerückgewinnung. Doch weil mehr Strom als nötig produziert wird, hat sich der Familienbetrieb kurzerhand noch ein Elektroauto angeschafft. Mittlerweile interessieren sich mehrere Handwerksbetriebe bundesweit für das innovative Energiekonzept.
Michael Geb: „Im Prinzip fährt man kostenlos.“
„Wir speisen jetzt lieber unsere Stromüberkapazitäten ins Auto statt ins öffentliche Netz ein“, erklärt Firmeninhaber Michael Geeb und rechnet vor, dass die Maßnahme für den 15-Mann-Betrieb rentabel ist. Denn im Prinzip fahre man kostenlos. „Der Ökostrom ist doch sowieso vorhanden und die Autobatterie funktioniert ja wie ein Speicher“, sagt Geeb. Sein Plädoyer fällt klar pro Elektroauto aus. „In Zeiten immer weiter sinkender Einspeisevergütung durch das Erneuerbare Energien Gesetz ist diese Nutzung des Stromüberschusses ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll, selbst für einen kleineren Betrieb wie unseren.“
Beim Verbrauch ist das neue Auto, ein Nissan e-NV200, äußerst sparsam, umgerechnet kosten 100 Kilometer rund 1,80 Euro. Mit dem günstigen E-Sprit kann ein vergleichbares Fahrzeug mit Diesel-Motor nicht einmal annähernd mithalten, dafür liegen die Anschaffungskosten rund 8000 Euro höher. Wer die Batterie nicht kauft, so wie Geeb, sondern mietet, muss nur etwa 4000 Euro Mehrkosten einrechnen.
Auto-Reichweite ist mit 140 Kilometern ausreichend
Auch die Kritik wegen der Batterien ist für Geeb kein Negativargument. Sein Nissan hat eine realistische Reichweite von 140 Kilometern. Wenn er Fleisch, Würste und Catering zu den Großkunden und Events fährt, sind es höchstens 100 Kilometer am Tag. „Ein Elektroauto ist für uns perfekt und ich glaube für viele andere auch. Die meisten überschätzen einfach ihre Fahrleistung.“ Sollte die 24 KW-Batterie des „Wurst-Express“ einmal nicht mehr optimal laden, dann hat er schon einen neuen Einsatzort ausgemacht: als Energie-Speicher im Betrieb. „Dafür reicht sie dann allemal!“
Möglich ist das alles, weil die Metzgerei nur rund 85 Prozent des eigenen Stroms für die Produktion und das Geschäft benötigt. Der Rest wurde bislang ins Stromnetz eingespeist. „Unser Ziel ist es, dass wir über 90 Prozent unseres Stroms selbst nutzen können.“
Schon die Eltern setzten auf Ökologie
Geeb führt damit das ökologische Erbe seiner Eltern fort, deren Geschäft er zusammen mit seiner Frau Tina im Vorjahr übernommen hat. Rudolf und Christiane Geeb hatten 1996 mit einem ersten BHKW begonnen. Schnell folgte der zweite „Dachs“ der Firma Senertec und die erste Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Geschäftes in der Würzburger Straße. Nachdem die Familie das Gebäude des Reifenhandels Ziegler am Oberndorfer Weiher vor drei Jahren gekauft hatte und es für eine größere Produktion umbaute, durften die neueste ökologische Technologie nicht fehlen.
Heute zählt das Traditionsgeschäft, das es seit über 80 Jahren in Schweinfurt gibt, drei Fotovoltaikanlagen der Firma Mäx und drei BHKW und ist Mitglied im Umweltpakt Bayern, „aber nicht um der Mitgliedschaft wegen, sondern weil wir von der Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie überzeugt sind“, betont Michael Geeb.
Sichtlich beeindruckt sind Vater und Sohn gleichermaßen, wenn sie auf die Displays ihrer Anlagen blicken und ihre Öko-Bilanz sehen. Produziert werden jährlich ungefähr 100.000 kWh Strom. Und mit den BHKW konnten bislang 321 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, das entspricht einer Waldfläche von 55 Hektar.
Strom auch für zweites Auto
Mit Stolz präsentieren sie das gerne ihren Gästen, so wie neulich Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der sich bei einem Rundgang ein Bild von dem Gesamtenergiekonzept machte und das Engagement und die Investitionen lobte. Über 100.000 Euro hat die Familie Geeb bislang in ihre Öko-Technik gesteckt, weitere Investitionen sind nicht ausgeschlossen, zum Beispiel ein weiteres E-Mobil. Technisch machbar ist das aus Sicht von Michael Geeb schon heute: „Unser überschüssiger Strom würde auch für ein zweites oder drittes Elektroauto reichen.“