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SCHWEINFURT: Diabetes erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

SCHWEINFURT

Diabetes erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

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    Eine gesunde Ernährung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, den Blutzuckerspiegel, wie er hier mittels Meßgerät ermittelt wird, im Normalbereich zu halten.
    Eine gesunde Ernährung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, den Blutzuckerspiegel, wie er hier mittels Meßgerät ermittelt wird, im Normalbereich zu halten. Foto: Foto: Tobias Hase dpa/lby

    Was haben Herzkrankheiten und Diabetes (Zuckerkrankheit) miteinander zu tun? Diese Frage beantwortete Professor Dr. Karl Mischke, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, gleich zu Beginn des Leopoldina Arzt-Patienten-Seminars. Diabetiker haben eine um sechs Jahre verkürzte Lebenszeit verglichen mit einem Menschen ohne Diabetes, bei Diabetikern mit einem Herzinfarkt verkürzt sich die Lebenszeit sogar um zwölf Jahre. Bei einem Typ-II-Diabetes ist das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, plötzlichen Herztod, Herzschwäche um das zwei- bis vierfache erhöht.

    Diabetes schädigt die Nieren

    Weil Diabetes die Nieren schädigt (Neuropathie), spüren Betroffene oft nicht die Brustschmerzen, die auf eine koronare Herzkrankheit (Verengung der Herzkranzgefäße durch Ablagerung) oder auf einen Herzinfarkt hinweisen. Dies ist bei Diabetikerinnen nach der Menopause besonders häufig. Mischkes dringender Appell: Alle Diabetiker sollten sich auch ohne Beschwerden auf eine koronare Herzkrankheit untersuchen lassen.

    Kein Insulinmehr von der Bauchspeicheldrüse

    Das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin schleust den Zucker, den wir mit der Nahrung zu uns nehmen, vom Blut in die Körperzellen. Beim Typ-I-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse überhaupt kein Insulin, der Zucker bleibt im Blut. Beim Typ-2-Diabetes (90 Prozent aller Diabetes-Patienten) verliert das Insulin nach und nach seine Wirkung (Insulinresistenz). Der Zucker gelangt nicht mehr vollständig in die Zellen, ein immer größer werdender Teil bleibt im Blut. Bei einer koronaren oder einer anderen Herzkrankheit liegt die Wahrscheinlichkeit, gleichzeitig einen (oftmals unerkannten) Diabetes zu haben, bei über 60 Prozent.

    Bei einer koronaren Herzkrankheit gelten für Diabetiker die gleichen Behandlungsrichtlinien wie für Nicht-Diabetiker: Ein gesunder Lebensstil ist unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Medikamente: Nitrate und Betablocker zur Besserung der Angina pectoris-Beschwerden, Statine, ACE-Hemmer/Sartane verhindern das Fortschreiten der Erkrankung. Bei Verschlechterung Stents oder Bypassoperation. Herzschwäche tritt bei Diabetikern zwei bis fünf Mal häufiger auf. Entscheidend ist eine Blutdruckeinstellung auf unter 140 mmHg systolisch.

    Diabetes schädigt den Herzmuskel

    Bei Diabetes können sich die Herzmuskelfasern krankhaft verändern, deshalb sind Herzrhythmusstörungen häufig. Extraschläge sind meist harmlos, sehr schnelle Rhythmusstörungen aus den Herzkammern können lebensgefährlich sein, wenn das Herz über 200 Schläge zu flimmern beginnt (Defibrillator). Vorhofflimmern ist eine häufige Rhythmusstörung bei Diabetikern und älteren Menschen: Das Herz gerät außer Takt und schlägt chaotisch. Dadurch können Gerinnsel entstehen, die vom Blutstrom mitgeschleppt und ein Gefäß im Gehirn verschließen können, was zum Schlaganfall führt.

    Zum Schutz vor dem Schlaganfall brauchen auch die meisten Diabetiker mit Vorhofflimmern gerinnungshemmende Medikamente: Marcumar oder einen der neuen Gerinnungshemmer, die allerdings nicht bei fortgeschrittener Nierenschwäche anwendbar sind. Nur bei etwa der Hälfte der Patienten macht sich Vorhofflimmern mit Beschwerden bemerkbar. Der Chefarzt empfiehlt: „Achten Sie auf Ihren Herzrhythmus, um Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen“. Etwa mit einem Blutdruckmessgerät, das Rhythmusstörungen anzeigt oder durch Selbstmessung des Pulses.

    Wann beginnt Diabetes?

    Diabetes wird durch eine Blutanalyse festgestellt. Blutzuckerwert nüchtern: Der Wert liegt in zwei Messungen über 126 mg/dl (7,0 mmol/l). Beim Blutzucker-Belastungstest liegt der Blutzuckerwert zwei Stunden nach Einnahme von Glucose über 200 mg/dl (11,1 mmol/l). Der HbA1c-Wert (Langzeit-Blutzuckerwert) liegt über 7 Prozent (53 mmol/l). Dieser Wert gibt Auskunft über die Blutzuckerwerte der letzten vier bis zwölf Wochen.

    Hohe Blutzuckerwerte zerstören auf Dauer die Blutgefäße im gesamten Organismus. Bei den kleinen Gefäßen betrifft es die Schädigung der Netzhaut, der Nieren und der Nerven. Bei den großen Gefäßen: Ablagerung (Arteriosklerose), Gefäße weniger elastisch, Verklumpen von Blutplättchen, Gefäßverschluss durch Gerinnsel (Schlaganfall oder Herzinfarkt). Ziel der Therapie ist eine Reduzierung des HbA1c-Wertes auf 7 bis 7,5 Prozent, weil dadurch die Herz- und Kreislaufereignisse beim Typ-II-Diabetiker deutlich verringert werden.

    Bauchfett besonders gefährlich

    „Gewichtsabnahme und regelmäßige körperliche Aktivität sind die Basis jeder Diabetes-Therapie – auch bei Einnahme von Medikamenten zur Blutzuckerregulierung“, betont Mischke und er verteilt Maßbänder zur Selbstmessung an seine Zuhörer: Anzustreben ist ein Taillenumfang bei Männern unter 102 cm (besser 94 cm), bei Frauen unter 88 cm (besser 80 cm). Gesunde Ernährung, nicht Rauchen, Reduktion des Alkoholkonsums gehören ebenso zu einer eigenverantwortlichen Änderung des Lebensstils. Mischke motiviert: „Vielen gelingt es, ihre Blutzuckerwerte allein durch einen gesunden Lebensstil wieder in den Normalbereich zu senken“.

    Ausführlich behandelt der Kardiologe die Vielfalt der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten, wobei Metformin das Medikament der ersten Wahl sei. Es reduziere deutlich das Herz-Kreislauf-Risiko und die Sterblichkeit.

    Als letzte Option bleibt die Therapie mit Insulin-Spritzen. Auch hier gibt es mehrere Varianten bis zur „Insulinpumpe“. Eine Unterzuckerung, beginnend bei Werten unter 70 mg/dl (gefährlich unter 50 mg/dl) äußert sich durch Schwitzen, Zittern, Heißhunger, weiche Knie, mangelnde Konzentration bis hin zur Bewusstlosigkeit. Gegenmaßnahmen sind schnell wirkende Kohlenhydrate (drei bis fünf Plättchen Traubenzucker). Da durch häufige Unterzuckerung Langzeitschäden entstehen, sollte eine Therapie, die mit Unterzuckerung einhergeht, weniger scharf eingestellt werden.

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