Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Diakonie ist, wenn man trotzdem hilft

SCHWEINFURT

Diakonie ist, wenn man trotzdem hilft

    • |
    • |

    „Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist.“ Und dieses Da-Sein für „die Bedürftigen an den Rändern der Gesellschaft“ sei der Markenkern der Diakonie, meinte Stefan Bergmann. Der ehemalige leitende Fernsehredakteur des Bayerischen Rundfunks hielt die Festrede zum 70-jährigen Gründungsjubiläum des Diakonischen Werks Schweinfurt.

    Bergmann sitzt im Aufsichtsrat des Diakonischen Werks Bayern und war 18 Jahre lang in der Landessynode im Ausschuss für Gesellschaft und Diakonie. Mit dem Blick des „politisch kritischen Journalisten“ ebenso wie mit dem des „kirchlich Engagierten“ schaute er auf die Diakonie in der heutigen Gesellschaft. Diese schilderte er an drei Beispielen: 70 Obdachlose sind in diesem Jahr in München verstorben. Jeder Zehnte in Deutschland ist hoch verschuldet jedes sechste Kind arm, während seine Bildungschancen immer noch vom Elternhaus abhängen.

    Die Konjunktur wächst, die Arbeit bleibt

    Die „Konjunktur wächst, die Armut bleibt“, stellte er fest. Das seien die „Probleme, die Staat und Gesellschaft verdrängen, die den Wohlfahrtsverbänden aber auf den Nägeln brennen“. Die Diakonie aber bemühe sich um Teilhabe für alle Menschen. Sie sei „die ausgestreckte Hand der Kirche in die Gesellschaft“. Sie lebe aus ihrer christlichen Identität heraus und habe den Anspruch Kirche in Wort und Tat zu sein, einen ganzheitlichen Dienst des Heils und der Heilung anzubieten. Sie dürfe deshalb nicht zur sozialen Feuerwehr und zum Lückenbüßer für den Staat werden, sondern habe auch die Aufgabe Staat und Gesellschaft wach zu rütteln, Missstände beim Namen zu nennen.

    Bergmann hielt die religiöse Authentizität und die praktische Nächstenliebe auch in Zukunft für einen Wettbewerbsvorteil. Auch wenn dieser Wettbewerb angesichts privater Anbieter und „politischer Lippenbekenntnisse“ schwierig sei. Wichtig sei, dass in den Einrichtungen das, was gefordert wird, auch gelebt werde. Das zeige sich in der Unternehmenskultur ebenso wie bei den Gehältern. Er erinnerte daran, dass die Diakonie einer der besten Werbeträger der Kirche sei.

    Der soziale Frieden ist in Gefahr

    Der Spruch von Karl Valentin „die Zukunft war früher auch besser“, treffe heute mehr und mehr zu. Der soziale Frieden sei gefährdet. Umso mehr brauche es diakonisches Engagement. Dabei warnte er davor, dass die Themen Flucht und Migration das Bild der Diakonie überlagerten, die doch in sehr viel mehr Feldern tätig sei. Wie Kirche wahrgenommen werde, hänge heute in zunehmendem Maße von der Diakonie ab, betonte Bergmann.

    Dekan Oliver Bruckmann blickte auf die Entwicklung diakonischen Handelns in der Kirche zurück, die auch in Schweinfurt nicht erst mit der Gründung der Diakonie 1948 begann. Zahlreiche Stiftungen und Einrichtungen wie zum Beispiel das Spital und der „gemeine Casten“ zur Sammlung für die Armen seien viel älter. Gerade im 19. Jahrhundert seien viele renommierte diakonische Einrichtungen gegründet worden, wie 1950 der Kindergarten in Sennfeld oder ein Jahr später der „Rettungsverein“, ein Vorläufer des heutigen „Hauses Marienthal“.

    1948 legte die Kirche die Grundlage für eine selbstständige, nicht in die Kirche integrierte Diakonie. So konnte diese sich zu einem professionellen Werk entwickeln, das auch wirtschaftlich auf eigenen Beinen steht.

    Kompetenter Player im Wohlfahrtswesen

    Heute sei die Diakonie ein „hochkompetenter Player im Wohlfahrtswesen“ mit über 600 haupt- und über 500 ehrenamtlichen Mitarbeitern, sowie einer Bilanz von 28,5 Millionen Euro jährlich.

    Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der auch für Landrat Florian Töpper sprach, betonte das gemeinsame Anliegen von Kommune und Diakonie, das im Dienst am Menschen liege. Wenn dies auch aus unterschiedlichen Aufträgen heraus geschehe. Die öffentliche Hand arbeite im Auftrag des Staates, die Diakonie aus dem christlichen Menschenbild heraus. Er dankte vor allem auch den vielen Ehrenamtlichen, deren Dienst oft nicht gesehen werde, für „die Begleitung von Menschen an den Schnittstellen des Lebens“.

    Durch das Programm führte der Geschäftsführer des Diakonischen Werks, Jochen Keßler-Rosa. Musikalisch professionell begleitet wurde die Feier von Annalena Neu am Altsaxophon und Hannah Karlstetter am Tenorsaxophon.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden