Blickt man auf die Poetry-Slam Saison zurück, hat Manfred Manger, Begründer, Veranstalter und Moderator dank Sponsoren, der Kulturstiftung Schweinfurt und einer neu entflammten Publikumsbegeisterung den Slam aus der Post-Pandemiekrise herausgeführt. Zum neunzehnten Mal geht eine Poetry-Slam Saison zu Ende und wird bereits zum achten Mal, am Freitag, 14. März, um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus mit der Gala zum Abschluss beendet.
In der stets vollen Disharmonie erlebte das Publikum fünf einzelne, hochklassige Slams. Professionelle Größen, alle drei amtierenden Finalistinnen und Finalisten der deutschsprachigen Meisterschaften, Legenden, die seit Jahrzehnten auf Slambühnen stehen, wie Wehwalt Koslovsky, Weltmeister von 2000 und junge, erfrischende Newcomer der Szene. Das Publikum, als Jury dienend, empfand es dieses Jahr besonders schwer, musste aber Slam für Slam aus über dreißig Künstlerinnen und Künstlern den Champion des Abends bestimmen.
Mit neuen Texten um den Titel der Stadtmeisterschaft slammen
Diese fünf und der Titelverteidiger treten noch einmal unter dem martialischen, nicht völlig ernst zu nehmenden Motto an: „Highlander – es kann nur eine oder einen geben“ und slammen mit neuen Texten um den Titel der Stadtmeisterschaft. So verspricht Manfred Manger „ein hochklassiges Line-up, das ein wortakrobatisches Feuerwerk auf der Theaterbühne im Gemeindehaus entzünden wird“.
Der Karlsruher Poetry-Slammer Stefan Unser, der sich selbst als „Menschen-Zoologe und Welterklärer auf der Suche nach intelligentem Leben“ bezeichnet, will den Titel verteidigen. So scharfsinnig und wunderbar, dass er 2016 Baden-Württembergischer Poetry-Slam Meister wurde und bei seinem ersten Besuch in Schweinfurt am Ende auch die Stadtmeisterschaft gewann. Als Gründer der Poetry Lesebühne „An Wort und Stelle“ in der Badischen Landesbibliothek ist er seit über zehn Jahren zudem Motor und Kulturaktivist in Sachen Bühnenpoesie. Mit der April-Slam Siegerin Anna Lisa Azur (Wuppertal) kommt eine gebürtige Rheinländerin auf die Bühne, die sich selbst als „kleiner poetischer Wirbelwind von gerade mal 162 Zentimeter Größe“ bezeichnet.
Kein Wunder, mit großer Leidenschaft zur Performance und viel Poesie füllt sie oft die Bühne. Neben Auftritten in der ganzen Republik verschlug es sie bereits bis nach Belgien, Polen, Österreich und Dänemark. Sie war schon für den letzten Highlander qualifiziert, war dann aber leider kurzfristig verhindert und nahm nicht teil. 2022 erreichte sie nicht nur das Finale der Landesmeisterschaften Rheinland-Pfalz, sondern qualifizierte sich auch für die deutschsprachigen Meisterschaften in Wien. Zudem wurde sie mit dem Preis der jungen Poeten und dem Wilhelm-Fabry-Förderpreis ausgezeichnet.
Im September qualifizierte sich der, zu diesem Zeitpunkt noch amtierende deutschsprachige Trize-Meister Yannik Ambrusits (Würzburg). Kein Unbekannter in Schweinfurt. Oft wurden seine Titel anmoderiert, die er in sieben U20-Jahren anhäufte und auch für den Höhepunkt, den Highlander, war er schon mehrfach qualifiziert.
Jede Slambühne will immer wieder neu erobert werden
Der U20 Vizemeister Franken und Halbfinalist der deutschsprachigen U20 Meisterschaften Felix Hufnagel (Erlangen) staunte im Oktober gewaltig und flippte rührig aus, als er gegen den doppelten Landesmeister Bayerns (Julius Althoertmar), der amtierenden deutschsprachigen Vizemeisterin (Meike Harms) und der von 2021 (Lotta Emilia) den Slam gewann. Spannend zeigte sich, dass – abseits der Titel – jede Slambühne neu erobert sein will. Felix Hufnagel studiert in Erlangen Psychologie, und um das Klischee, dass jeder Psychologiestudent selbst einen kleinen Knacks hat, zu widerlegen, stellte er sich 2022 erstmals auf die Bühne.
Im November dauerte es gefühlte Minuten, bis sich das Publikum entscheiden konnte. Am Ende aber hieß es „Hochkultur meets Raprhythmen“ zieht ins Theater ein. Aileen Schneider (Frankfurt am Main), Landesmeisterin Hessen 2022 und Vize-Meisterin Rheinland-Pfalz 2024, vereint Opernregie und Poesie. Die studierte Regisseurin (Hochschule für Musik und Theater Hamburg), Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik (WÜ) und Spielleitung der Oper Frankfurt, feierte schon als Jugendliche musikalische Erfolge (z. B. Jugend musiziert) und erhielt Stipendien. Als Spoken Word Poetin vereint sie Hochkultur und Rap.
Im Dezember komplettierte sich das Line-up für das Saisonfinale aus der Gastszene Berlins heraus. „Illegitim“ ist Poetry Slammerin und Musikerin und erobert als solche seit drei Jahren verschiedene Bühnen Berlins. Sie meint: „Ihre Worte seien berührend ehrlich – anders als so manche Ausrede, mit welcher sie zu spät aufkreuzte.“ Worte, die sie 2022 zur Halbfinalistin und 2024 zur Starterin der Landesmeisterschaften Berlin-Brandenburg machten. Worte natürlich auch, die sie zur Siegerin des Dezember-Slams kürten.
Für zusätzliche gute Laune hat er außerhalb des Wettbewerbs Featured Artist Jonas MC von der Hip-Hop-Crew „Bambägga“ (Bamberg) eingeladen, der zwei Sets seiner Werke vortragen wird. Jonas MC versteht es, das Publikum mitzureißen. Ob als Support von „Fanta4“, „Söhne Mannheims“ oder als Featured Artist bei den letzten bayrischen Landesmeistermeisterschaften im Poetry-Slam.
Als Wortakrobat und Geschichtenerzähler hat er sich mit seinen pointierten Texten, einer unverkennbaren Stimme und seiner charismatischen Bühnenpräsenz seit über einem Jahrzehnt, weit über die Grenzen Bambergs hinaus einen Namen gemacht. Mit einer neuen musikalischen Vision und der Leidenschaft, die ihn auszeichnet, einem Auge für Details, einer Prise Selbstironie und seinen oft lyrisch scharfen Texten schafft er es, in kürzester Zeit das Publikum auf seine Seite zu ziehen.
Die jährliche Saison-Abschlussgala wird seit 2017 veranstaltet
Wer das Format nicht kennt: Manfred Manger brachte Poetry-Slam 2006 nach Schweinfurt und entwickelte das Format zur erfolgreichsten literarischen Serienveranstaltung der Stadt. Poetry-Slam ist die aktive Seite von Wort und Poesie. Bewährt begleitet wird Manfred Manger von der Nürnberger DJane Lisa Smaragd, die für die musikalische Untermalung des Abends sorgt. Eine unwiderstehliche Mischung aus Lesung und Performance, ein Fest des gesprochenen Worts.
Unter dem Motto „Kunst kann man nicht bewerten – beim Poetry-Slam geschieht es trotzdem“, wird das Publikum als Jury einbezogen, die vorgetragenen Texte zu bewerten. Nach bestimmten Regeln, wie ein Zeitlimit, werden die selbstgeschriebenen Texte dem Publikum präsentiert. Außer dem Text und dem Mikrofon sind keine Hilfsmittel erlaubt. Vortragskunst und Literatur treffen live aufeinander.
Seit 2017 richtet Manfred Manger die jährliche Saisongala aus. Am Ende werden die goldene „Dichter-Schlachtschüssel“ und das „Plüsch-Schwein“ übergeben. Darüber aber entscheidet das Publikum mit. Poetry-Slam Schweinfurt e. V. ist für den Kulturpass registriert.
Karten im VVK unter www.disharmonie.de, in der Disharmonie und Vorverkaufsstellen (zzgl. VVK-Gebühren) ermäßigt für Schüler, Studenten, FSJ, u. ä., sowie Mitglieder von Poetry-Slam Schweinfurt e. V. bzw. der Disharmonie: 12 Euro, mit Nachweis. Erwachsene: 20 Euro, AK: 25 Euro (keine Ermäßigung). Einlass/Abendkasse: 18 Uhr. Infos auch auf Social Media www.facebook.com www.instagram.com.