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SCHWEINFURT: Die Bäume in den Wehranlagen

SCHWEINFURT

Die Bäume in den Wehranlagen

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    Ob Frühjahr, Sommer, Herbst, ob Winter: Immer attraktiv ist die Wehr. Traudl Glock zeigt die Brandwunden der Roteiche aus dem Luftangriff am 13. August 1944.
    Ob Frühjahr, Sommer, Herbst, ob Winter: Immer attraktiv ist die Wehr. Traudl Glock zeigt die Brandwunden der Roteiche aus dem Luftangriff am 13. August 1944. Foto: Fotos: Ruppert/Fuchs-Mauder/Landgraf

    Der Baum ist umgefallen. Einfach so. Kein Sturm brauste. Kein Laster hat ihn angefahren. Ein Pilz saß im Wurzelwerk. Er nahm der nordamerikanischen Roteiche nach 140 Jahren die Standfestigkeit. Noch steht ein zweites von Carl Sattler gestiftetes Exemplar. Im ausgehenden Winter wird das Stadtgartenamt dessen Stehvermögen testen.

    Die Wehranlagen zählen zu den alten botanischen Gärten in Deutschland. Nur drei Jahrzehnte nach Gründung des ersten Parks mit damals höchst exotischen Bäumen bei Hockenheim besorgte Carl Sattler Pflanzen aus Nordamerika, wo ein dem Frankenland vergleichbares Klima herrscht. Unterstützt wurde Magistratsrat Sattler von Bürgermeister Carl von Schultes. Der Park entstand von 1869 bis 1890.

    Promenade und Exerzierplatz

    Die Unterlagen des Stadtgartenamtes weisen das Gebiet der Wehranlagen vor dem Mainausbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Überschwemmungsgebiet und Auwald aus. Bald danach war die Wehr Flaniermeile und Exerzierplatz, ehe sie Park wurde. Radrennbahn, Tennis- und Fußballplätze entstanden mit den Jahren. Das Stadtgartenamt hatte seine Anfänge in der Wehr, hatte Unterkunft in einem Bau am heutigen „Joggerparkplatz“. Geweihbäume, Zerreiche, Roteiche, Hickorynuss und ungarische Eiche stammen aus den Anfangsjahren. In den 60er Jahren des 19. Jahrhundert wurde der gademannsche Hügel bepflanzt, bevorzugt mit Baumarten aus China, Japan und Korea. Aus ökologischer Sicht sind das Naturschutzgebiet Saumain und das Vogelschutzgebiet mit Specht, Nachtigall, Eisvogel und Fledermäusen zu nennen.

    Im Vordereren Teil der Wehr (Maxbrücke bis Ruderclub) pflegen die Stadtgärtner heute 690 Bäume. Insgesamt bringen es die Wehranlagen auf acht Hektar. Zur Naherholungsanlage gehören Spielplatz, Kugellegerbahn, Barfußpfad, Fitnessgeräte, Laufstrecke, Fußballfeld, Kneippbecken, Wanderwege, Gaststätten und der große Springbrunnen aus dem Jahr 1961, der im Sommer regelrecht belagert wird. Gepflegt wird das Areal von drei bis vier Stadtgärtnern – auch an den Wochenenden.

    „So was Schönes“, sagt Gästeführerin Traudl Glock über die Wehranlagen. Zum Treffen am Springbrunnen hat sie Baumscheiben von der gestürzten Roteiche mitgebracht. Diese zeigen eine vernarbte Wunde – verkohlte Stellen im Stammholz, ein Überbleibsel aus dem Luftangriff vom 13. August 1944, sagt Glock. Den Mann mit der Baumsäge habe sie überreden müssen, denn im Stamm sind Granatsplitter, die den Zähnen der Sägen schlecht bekommen. Auf dem Weg zur Baumallee hinter dem Wasserwerk erzählt Glock von den weiß und rot blühenden Kastanien, die es in der Wehr genauso gibt wie die Edelkastanie.

    In der Allee geht es vorbei an mächtigen Ahornbäumen (Berg-, Spitz-, Silber- und Feldahorn stehen allenthalben in der Wehr), an der Hickorynuss mit dem harten Holz für Stiele von Äxten. Als die Roteiche erreicht ist, spricht Glock den ehemaligen Tierpark an. Am Eingangstor grüßte ein Papagei. Löwen, Tiger und Bären waren zu bewundern. Affen kletterten. Gänsegeier und Steinadler flößten Respekt ein. Stachelschweine, Zebras, Hirsche, Schafe und Ziegen gab es zu sehen – bis zum Jahr 1944.

    An der noch stehenden Roteiche wird klar, dass die schnell wachsende Eiche in die Jahre gekommen ist, sie ihre beste Zeit hinter sich hat. Weiter geht es durch ein Paradies für Eichhörnchen mit Schwarznuss und Bitternuss, vorbei an bizarr wachsenden Geweihbäumen, deren Blätter einen Meter und länger wachsen. Douglasien, Holunder, Hain-, Stein- und Rotbuche ragen in den Himmel, begrenzen das Gelände der ehemaligen Velozipedbahn, auf der zwei Jahre nach Einweihung 1891 Ernst Sachs Rennen fuhr. Auf dem Weg zum gademannschen Hügel stoppt Glock an einer Ulme, die in den 1980er Jahren den Ulmenspintkäfer überlebt hat.

    Schon 1863 gab es eine erste Gaststättenkonzession – für den Stadtparksaal mit seinen Tanzvergnügungen. Perlschnurbäume, die vielstämmige Kaukasische Flügelnuss, die Zerreiche aus dem Mittelmeerraum, Trompetenbäume oder auch der Blauglockenbaum stehen auf der Gademann-Altlast – also auf dem Arsen, das für das Schweinfurter Grün gebraucht wurde.

    Nicht weit von hier waren die Schwimmschulen, deren Besucher auch im Schatten von Robinien lagen, die eine tiefgefurchte Borke haben und aus dessen harten Holz die Zapfen für die Weinfässer gemacht werden.

    Zurück zur Pfinz – dem Altarm des Mains – geht es vorbei an einem amerikanischen Tulpenbaum, an einer Bergulme und an einer Sumpfeiche. Der jetzige Entensee war in den 1930er Jahren zugeschüttet und mit einer Bühne überbaut, auf der Musikstücke aufgeführt wurden. Heute wird der See per Pumpe mit Wasser aus dem Saumain versorgt.

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