Generationswechsel bei der "Distelstube am Markt" in Gerolzhofen: Die bisherige Pächterin Birgit "Biggi" Bauer hat die Geschäftsführung in die Hände ihres 31-jährigen Sohns Marcel Bauer gelegt. Sie selbst tritt künftig einen Schritt zurück.
Es ist mittlerweile 23 Jahre her, als Birgit Bauer anno 1996 in dem ehrwürdigen Fachwerkhaus an der Westseite des Marktplatzes die urige Gaststätte eröffnete, die heute gemeinhin als "Distel" bekannt ist. Ganz im Sinne der schon mehrere Jahrhunderte langen Geschichte des Hauses, in dem einst unter anderem ein Zweig der Gerolzhöfer Brauerei-Dynastie Stephan residierte, gehört es von Anfang an zum Konzept der Gastwirtschaft, dass sich die Gäste in heimeliger Atmosphäre an der geschwungenen Theke oder an den Tischen ungezwungen bei einem Getränk treffen und ins Gespräch kommen können, ohne dass es gleich - wie in Speiselokalen - den unausgesprochenen Zwang zum Essen gibt. Selbstredend gibt es in der "Distel" zwar auch eine Speisekarte, aber sie wird nicht jedem Gast gleich unter die Nase gehalten.
Das Konzept ging auf. Während in den vergangenen Jahren an anderen Stellen der Stadt viele Wirte kamen und erfolglos wieder gingen, erfreut sich die "Distel" nach wie vor großer Beliebtheit, gerade in den Abend- und Nachtstunden. Marcel Bauer sieht deshalb seine Gaststätte auch als eine "der letzten Bastionen des gastronomischen Untergangs Gerolzhofens".
Nun wurde der Generationswechsel vollzogen, ein Schritt, der laut Birgit Bauer familienintern schon seit zwei Jahren im Gespräch war. "Ich will meinem Sohn noch in seinen jungen Jahren die Verantwortung übergeben", sagt die Wirtin. Sie selbst will nun etwas kürzer treten und sieht ihre künftige Aufgabe "in der beratenden Tätigkeit und in der Mithilfe". Sie wolle an Marcel, der von seiner Schwester Julia Bauer unterstützt wird, jetzt ihre langjährige Erfahrung weitergeben. Natürlich werde sie auch weiterhin in der "Distel" anzutreffen sein, "aber nicht mehr permanent". Den Schwerpunkt ihrer künftigen Beschäftigung umschreibt Birgit Bauer mit leichtem Schmunzeln als "Guest Relation".

Der neue Chef hat schon einige Vorstellungen, was er alles ändern möchte. Verraten will er aber noch nicht so viel. Nur: "Es bleibt alles beim Alten, nur neuer." So wird beispielsweise von der Distelhäuser Brauerei, die weiterhin der Bierlieferant bleiben wird, eine neue Schanktechnik eingebaut. Und im kommenden Jahr soll der Innenhof der Gaststätte deutlich aufgewertet werden. Damit kann die "Distel" dann auch eine Räumlichkeit anbieten, in die man sich zurückziehen kann, wenn mal Bedarf für eine ungestörte Besprechung besteht.