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SCHWEINFURT: Die Brotzeit mildert das Debakel

SCHWEINFURT

Die Brotzeit mildert das Debakel

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    _ Foto: Foto: Thomas End) aussehen werden, sollte die Baumschutzverordnung tatsächlich abgeschafft werden.

    Endlich normale Verhältnisse in Bayern.“ Es gibt tatsächlich Leute, die das behaupten und meinen, der Stichtag sei der vergangene Sonntag. Es sei nämlich normal, so ihre verquere Logik, dass ein Bundesland nicht nur von einer Partei regiert wird, sondern mindestens von zwei oder sogar mehreren. Auf so eine Idee können jetzt aber wirklich nur Außerbayerische kommen, Zugewanderte, Preußen, Nordlichter, die von bayerischer Normalität keine Ahnung haben. Normal ist hier, und das seit 50 Jahren, dass die CSU regiert, und zwar allein. Von dem Betriebsunfall 2008 mal abgesehen. Da sind halt ein paar Wähler übermütig geworden, haben ihr Kreuz – wahrscheinlich aus Gaudi – mal an der falschen Stelle gemacht, und was war das Ende vom Lied? Die CSU musste die Gelben mitmachen lassen, sogar mit Ministern.

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    Fünf Jahre später, 2013, dann großes Aufatmen: absolute Mehrheit wieder bei den Schwarzen, bedauerlicher Ausrutscher erfolgreich korrigiert, „stabile Verhältnisse“ nun wieder garantiert. Aber was war denn das jetzt – am letzten Sonntag? Spielt der Wähler jetzt völlig verrückt? Mit 37 Prozent kann doch niemand allein regieren, nicht einmal die CSU! Der Herr Alt-Ministerpräsident Stoiber hat ja so recht mit seiner messerscharfen Analyse schon vor der Wahl: Den Zugewanderten aus anderen Bundesländern fehlt einfach das Bayern-Gen. Sie wissen nicht, dass hier CSU gewählt wird, schon aus Tradition – oder doch wenigstens aus guter Gewohnheit.

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    Jammern hilft jetzt aber auch nicht weiter, das Kind liegt im Brunnen, und dass der ziemlich großspurige Ministerpräsident Söder mit dem ebenfalls recht breitbeinigen Aiwanger (Freie Wähler) jetzt eine Regierung bilden muss, weil ihm die Grünen thematisch nicht passen, lässt ein unterhaltsames, profilgetriebenes Hauen und Stechen erwarten. Wenn die CSU meint, sie habe die politische Weisheit mit dem Löffel gefressen und die Aiwanger-Truppe mache alles brav mit, solange sie nur mitregieren darf, könnte das täuschen. Sie seien „nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen“, sagt der Herr Aiwanger, was aber auch niemand behauptet hat, weil niemand weiß, wer von ihnen schwimmen kann – im politischen Haifischbecken.

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    Am Sonntag jedenfalls haben die 37 Prozent in Pusselsheim auf dem Hof des CSU-Bezirkschefs Gerhard Eck unter den Wahlparty-Parteifreunden keinen Jubel ausgelöst, ja, nicht einmal des Ministerpräsidenten Söders Erkenntnis, die CSU sei weiter die mit Abstand stärkste Kraft im Lande. Es schien, als seien die Getreuen nicht wirklich überrascht gewesen, hat sich auf der Leinwand doch ziemlich genau ein Wert gezeigt, der die CSU schon seit Wochen irgendwo bei 35 Prozent verortet hat. Was das Debakel sehr viel erträglicher gemacht hat, war die zünftige Brotzeit, die bei Ecks im Hof gereicht wurde: Roter und Weißer, Pellkartoffeln aus dem Dämpfer, Butter, Kümmerli und Bier. Da schmerzt der Absturz doch gleich halb so sehr.

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    Gar nichts zu feiern hatte die SPD, mit bayernweit unter und in Schweinfurt knapp über zehn Prozent: Ergebnis halbiert – geht's noch schlimmer? Gar wundersam erscheint dagegen der Höhenflug der Grünen, nun zweitstärkste Kraft im Bayernland. Der Garstadter Bio-Bauer Paul Knoblach hätte nie gedacht, dass er Landtagsabgeordneter wird. Erfahren hat er's per Handy – beim Ackern auf dem Traktor.

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