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SCHWEINFURT: Die Disharmonie lebt von der Hand in den Mund

SCHWEINFURT

Die Disharmonie lebt von der Hand in den Mund

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    Dank eines Bundeszuschusses kann die Kulturwerkstatt ihre Licht- und Bühnentechnik digitalisieren. Ungeachtet dessen fordern die Verantwortlichen ein größeres finanzielles Engagement der Stadt.
    Dank eines Bundeszuschusses kann die Kulturwerkstatt ihre Licht- und Bühnentechnik digitalisieren. Ungeachtet dessen fordern die Verantwortlichen ein größeres finanzielles Engagement der Stadt. Foto: Foto: Elke tober-Vogt

    Zum Auftakt der Mitgliederversammlung der Disharmonie hatten die „Disharmoniker“, die vor zehn Monaten ins Leben gerufene Singgemeinschaft der Kulturwerkstatt, ihren ersten Auftritt. In der Jahresversammlung dann stand ein alter Kritikpunkt zum wiederholten Mal im Mittelpunkt: der Zuschuss der Stadt.

    Die von Vorstandssprecher Gerhard Feigl aufgestellte Forderung lautete in Kurzform: „Wir brauchen Reifen, damit die Fahrt weitergehen kann.“ Hauptkritik: Die gewährten 46 000 Euro machten nicht einmal die Hälfte des von der Disharmonie gestellten Antrags aus, die Zuschusshöhe ist seit Jahren nicht gestiegen und vor allem fließen 27 380 Euro sofort wieder an die Stadt an Miete für die Gebäude zurück. „Viele Mitglieder wissen das nicht“, schilderte Feigl in einem Gespräch mit der Redaktion nach der Versammlung.

    Feigl berichtete von einem Zusammentreffen im Jahr 2014 mit dem damaligen Kulturamtsleiter Erich Schneider und OB Sebastian Remelé, das ohne Ergebnis geblieben sei. Ganz im Gegenteil weise das Rathaus bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hin, dass es sich beim Zuschuss um eine freiwillige Leistung handele, die jederzeit wieder wegfallen könne.

    Die Disharmonie habe den Kontakt zu anderen freien Trägern gesucht und dort eine „Atmosphäre der Angst“ festgestellt. Kernaussage: Wir kritisieren die Stadt lieber nicht, um die Zuschüsse nicht zu gefährden. „Man hat sich mit dem Mangel arrangiert“, fasste Feigl zusammen. Die Disharmonie melde sich aber zu Wort, weil eine Zukunftsplanung „so nicht möglich ist, es ist ein Leben von der Hand in den Mund, damit muss einmal Schluss sein“, erklärte Feigl. Die Disharmonie nannte er eine feste Größe im Kulturleben der Stadt. Man übernehme eine städtische Aufgabe, biete Auftrittsmöglichkeiten für neue wie für lokale Künstler. Die Stadt werbe immer wieder mit der erfolgreichen Kulturwerkstatt auf Flyern und in Broschüren, halte sich bei der tatsächlichen Unterstützung aber zurück.

    Ein höherer Zuschuss sei zur Sicherung des Erreichten nötig. Feigl stieg dazu wieder aufs Fahrrad: Die Disharmonie beschrieb er als zuverlässiges, unkompliziertes, wartungsfreies Torpedo-Dreigang-Fahrrad. Sie fahre aber auf der Felge, weshalb „Reifen her müssen“. Die freie Kulturszene in Schweinfurt erhalte insgesamt 120 000 Euro, das seien knapp ein Prozent des Kulturhaushaltes, rechnete Feigl vor. Zehn Prozent für die freien Kulturträger nannt er das Minimum.

    Dann aber auch viel Erfreuliches. Die Zahl der Mitglieder steigt kontinuierlich, von 557 in 2014, über 580 letztes Jahr auf aktuell 589. Zu den 224 Veranstaltungen in 2015 kamen 24 400 Besucher, darunter immer wieder neues, auch junges Publikum.

    Aber: Lediglich 37 Prozent der Veranstaltungen „bringen das Geld“, wie es Feigl formulierte. Der Rest seien Auftritte unbekannter Künstler, Spartenmusik wie Jazz, Weltmusik und Folk oder Theater. Diese Vielfalt nannte Feigl das Markenzeichen, das auch wegen der zu geringen Zuschüsse immer unter der Prämisse stehe: „Es muss bezahlbar sein“.

    „Großveranstaltungen sind deshalb auch weiterhin nötig“. Letztes Jahr seien es nur sieben gewesen. Das habe ein Loch gerissen. Heuer wird es wieder acht bis zehn geben.

    Das Finanzproblem schlage besonders hart beim Personal auf. Dahlke und Birgit Väth würden für 30 und 32 Stunden bezahlt, arbeiteten weit mehr, eine dritte Stelle sei aber „unter den derzeitigen finanziellen Umständen“ nicht denkbar, so Feigl. Nur dank ehrenamtlicher Arbeit – etwa beim Thekendienst – kommt man über die Runden.

    Gut tun da erfolgreiche Bewerbungen etwa beim Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung vor zwei Jahren. Die Disharmonie erhielt 15 000 Euro. Gekauft wurden ein Beamer, eine Leinwand und ein Schlagzeug. Erfolgreich war auch ein Antrag ans Bundeskultusministerium. Der 6000-Euro-Zuschuss macht die Digitalisierung der Bühnentechnik (Ton, LED-Licht, Mischpult) möglich. In Sachen Stadtzuschuss werde man am Ball bleiben müssen.

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