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MEININGEN: Die Eisenacher Ballettcompagnie tanzt in Meiningen E.T.A. Hoffmann

MEININGEN

Die Eisenacher Ballettcompagnie tanzt in Meiningen E.T.A. Hoffmann

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    Premiere am Meininger Theater: Dort hat die Uraufführung von E.T.A. Hoffmanns „Eine Moritat“ Premiere gefeiert.
    Premiere am Meininger Theater: Dort hat die Uraufführung von E.T.A. Hoffmanns „Eine Moritat“ Premiere gefeiert. Foto: Foto: Hoelting

    Kaum öffnet sich der Vorhang, ist er schon wieder da: der Wunsch, im Ballett möge sich eine Welt öffnen, in der sich für den Zuschauer eigene Assoziationen und Fantasien mit dem Genuss des Sehens verknüpfen. Aber ähnlich wie der Gleichklang von Gesang und Geschichte in der Oper, wird dieser Traum nur selten Wirklichkeit. Nun versucht die Eisenacher Ballettcompagnie in ihrer neuesten Inszenierung – einer Uraufführung - die Zuschauer im Meininger Theater zu inspirieren.

    , das Sehen ist tatsächlich ein Genuss. Diese fantastischen synchronen Bewegungen der Künstler, im Ensemble und im Paartanz. Diese Präzision und Leidenschaft der Gesten. Dieser leere Raum, der tatsächlich Gedankenfreiheit für Inspiration und Assoziation lässt, und der, nach der Idee des Choreografen Plucis, nur von einigen roten Linien durchzogen und von dezenten Lichtspielen erhellt wird.

    „E.T.A. Hoffmann – eine Moritat“ heißt das hundertminütige Werk aus einzelnen Szenen, zu dem Rudolf Hild Musiken aus verschiedenen Stilepochen komponiert hat, von der Klassik bis zu jazzigen Klängen. Der Liedermacher Andreas Karnatz steuert – neben der Videoprojektion flackernder Schriftzüge aus Hoffmanns Tagebuchaufzeichnungen – einen gitarrenbegleiteten düsteren Prolog und Epilog bei. Die Landeskapelle Eisenach wird in der Meininger Premiere von Arturo Alvarado dirigiert, Kostüme und Dramaturgie stammen von Daniella Jost und der Intendant des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theaters, Rainer Lewandowski, war ebenfalls als Ideengeber beteiligt.

    Experten, Sachverstand und Emotionen also zu Genüge. Leider jedoch haben die Macher in ihrem Wissen und in ihrer eigenen Assoziationsfreude eines vergessen: Die unbestreitbare Tatsache, dass die meisten Zuschauer vom rätselvollen Leben des romantischen Grenzgängers bestenfalls über die „Lebensansichten des Katers Murr“ oder über Jacques Offenbachs fantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“ erfahren haben. Und das ist auch schon ein paar Jährchen her, dass man in Meiningen die Puppe Olympia hat tanzen und singen sehen.

    Wer also unbedarft oder ohne aufgefrischtes Wissen über E.T.A. Hoffmann (1776-1822) das Geschehen auf der Bühne verfolgt, der wird derart frei ins Blaue assoziieren können, dass der Romantiker durch jedes andere am Leben, Lieben und an der Kunst leidende schöpferische Individuum ersetzt werden könnte. Weder die immer wiederkehrende Eulenmaske als Symbol für Weisheit, für das Unbewusste und den nahenden Tod noch die wundersame Vervielfältigung E.T.A. Hoffmanns mit Zylinder und schwarzem Mantel können verhindern, dass die Gedanken des Betrachters ins Ungefähre abschweifen.

    Gewöhnungsbedürftig ist zudem, wie die verschiedensten Fantasiewelten verkörpert werden. Die Tänzerinnen und Tänzer tragen meist schlichte schwarze Bodys beziehungsweise schwarze Shirts und graue Shorts. Die Gedanken dabei mit den unheimlichen Geschichten Hoffmanns zu verknüpfen, ist kein einfaches Unterfangen, zumal manche Töne aus dem Orchestergraben eher einen Hollywood-Klassiker untermalen könnten als das Leben eines hin- und hergerissenen Romantikers am Ende der Sturm- und Drangzeit. Auch die stets erhaben und leicht lächerlich wirkenden Auftritte und Abgänge der Tänzer vor und nach jeder Szene dienen nicht gerade dem Knüpfen einer schwungvollen Gedankenkette.

    Zweifelsohne beschert die Inszenierung einen Sehgenuss, dank hervorragender Künstler wie Zanna Cornelis, Julia Grunwald, Mar Ameller, Johann Hebert und Hector Ferrer Fernandez. Aber die Sache mit den Verknüpfungen, die liegt doch sehr im Argen. Da helfen auch die symbolschwangeren Gedanken des Balladensängers aus den gefühlten 1970er Jahren nichts.

    Nächste Vorstellung: 19. Februar, 19.30 Uhr im Großen Haus. Kartentelefon: 03693-451 222 oder 451 137.

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